Ein Jahr nach dem ersten öffentlichen Muezzin-Ruf in Köln hat es seither keine weiteren Anträge von anderen Moscheegemeinden gegeben. Die Moscheen wollten die Nachbarschaft „nicht stören“ und setzten daher auf Gebetsruf-Apps.
Nach dem Kopftuchverbot ist vor dem Kopftuchverbot. So frustrierend ist die Bilanz. Die auf dem Boden des antimuslimischen Rassismus gewachsenen Argumentationsmuster sind seit Jahrzehnten gleich. Heute sind sie lediglich eleganter formuliert. Von Gabriele Boos-Niazy
Eine Muslima in einem Burkini wird aus dem Thermalbad verwiesen - mit Verweis auf die Badeordnung des Hauses. Erst nach Intervention ändert das Bad seine AGBs. Statt einer Entschuldigung folgt ein unmoralisches Angebot. Ein Erfahrungsbericht: Von Prof. Dr. Sabine Schiffer
An Frankreichs Schulen sind lange, traditionell aus arabischen Ländern stammende, Gewänder ab Montag verboten. Um diese Abayas gab es schon länger Streit. Sind sie einfach ein Kleidungsstück oder ein religiöses Symbol? Von Michael Evers
Kopftücher sind an Frankreichs Schulen bereits seit 2004 verboten. Jetzt will das Land auch Abayas verbieten. Das sind Gewänder, die Muslime bevorzugt über der normalen Kleidung tragen. Zuletzt war eine Debatte darüber entfacht, ob die Gewänder religiös sind.
Koran-Verbrennungen in Schweden und Dänemark sind nach Überzeugung des Theologie-Professors Bülent Uçar nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt. Die mediale zelebrierte Theatralik ziele darauf, Muslime herabzuwürdigen. Das sei Volksverhetzung. Von Martina Schwager
Im aktuellen Religionsmonitor stellen Forschende der Politik ein schlechtes Zeugnis aus. Sie orientiere sich stark nach den Kirchen und hinke der gesellschaftlichen Realität hinterher. Der Umfrage zufolge sind Muslime in „starkem Maße sozial integriert“, gleichzeitig verliert religiöse Toleranz in der Bevölkerung an Zustimmung.
Ein vor vier Jahren gestellter Antrag auf einen Moscheebau in Germersheim ist jetzt vor dem Gericht gescheitert. Die Richter sorgen sich um die Nachbarn. Es gehe darum, ob sie unzumutbaren Beeinträchtigungen ausgesetzt werden.
Berlin lenkt nach zehn Jahren Dauerstreit und mehreren Gerichtsverfahren um das Kopftuchverbot für muslimische Lehrerinnen ein. Ein Verbot soll nur noch in Einzelfällen gelten und nicht mehr generell. Unklar bleibt, wie sich der neue Senat positionieren wird.
Das Bundesverfassungsgericht wird sich nicht mehr mit dem Thema Kopftuch befassen – es ist schlicht alles gesagt, ein pauschales Verbot verfassungswidrig. Kopftuchtragende Lehrerinnen in Berlin können sich trotzdem nicht entspannt zurücklehnen. Von Gabriele Boos-Niazy