3,50 € netto pro Stunde

Hungerlohn für Lehrkräfte in Integrationskursen

Die wirtschaftliche und soziale Situation von Lehrkräften in Integrationskursen ist erschreckend. Viele sind auf Hartz-IV-Zuschüsse angewiesen. Das darf nicht sein, fordert Ulla Burchardt (SPD). Sie fordert 30 € pro Unterrichtseinheit und sieht die Bundesregierung in der Pflicht.

Montag, 04.04.2011, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 20.05.2011, 1:11 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Lehrkräfte an Integrationskursen sollen Zuwanderern helfen, sich in Deutschland zu integrieren. Dabei ist die wirtschaftliche und soziale Situation von Lehrkräften in Integrationskursen selbst erschreckend. Viele sind auf Hartz-IV-Zuschüsse angewiesen, weil ihr monatliches Honorareinkommen unter dem Existenzminimum liegt. „Die Bundesregierung kennt diesen Missstand seit langem, tut aber nichts dagegen“, sagt die Vorsitzende des Bildungsausschusses im Bundestag, Ulla Burchardt (SPD). Stattdessen lenke sie durch Verschärfungen im Ausländerrecht die Schuld am schlechten Abschneiden bei den Kursen auf die Teilnehmer. „Sinnvoller wäre es, die Weiterbildner vernünftig zu bezahlen und Lohndumping zu unterbinden“, so Burchardt.

Integrationskurse sind durch Gesetz geregelt und verpflichtend für Migranten. Wer nicht teilnimmt, hat Sanktionen zu befürchten, die den weiteren Aufenthalt in Deutschland gefährden. Die rund 18.000 Integrationslehrkräfte handeln in staatlichem Auftrag. Sie werden von unterschiedlichen Bildungseinrichtungen beschäftigt und entlohnt, die ihrerseits das Geld vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) erhalten. Das BAMF zahlt pro Unterrichtsstunde und Teilnehmer einen Festbetrag von 2,35 Euro. Anfang 2010 hat das BAMF ein Mindesthonorar von 15 Euro pro Stunde festgesetzt. Davon bleiben den Lehrkräften allerdings nur circa 3,50 Euro netto pro Stunde übrig, wenn man bedenkt, dass jede Unterrichtsstunde etwa eine Stunde Arbeitszeit für Vor- und Nachbereitung sowie andere unbezahlte Aufgaben erfordert und die Honorarkräfte den Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil für die Sozialversicherung selbst bezahlen müssen.

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„Das ist zu wenig. Stattdessen muss den Weiterbildnern ein garantiertes Honorar von mindestens 30 Euro pro Unterrichtseinheit ermöglicht werden. Langfristig brauchen wir eine Festanstellung der Lehrkräfte mit gleichem Verdienst wie Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen nach TVÖD“, fordert die SPD-Politikerin.

Auch die Länder-Integrationsminister forderten von der Bundesregierung auf ihrer Konferenz am 16. und 17. Februar 2011 in einem einstimmig gefassten Beschluss, „durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen, dass die Lehrkräfte für ihre wichtige Arbeit angemessen entlohnt werden“. Eine Antwort ist bislang ausgeblieben.

„Lehrkräfte in Integrationskursen tragen entscheidend zur Integration von Zuwanderern bei – zum Dank gibt es einen Hungerlohn und fehlende soziale Absicherung. Wenn Innenminister Hans-Peter Friedrich es ernst meint mit Integration, dann muss er schnell handeln“, fordert Burchardt abschließend. (hs)
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  1. Leo Brux sagt:

    Was soll man zu einem Beitrag wie diesem da oben von Europa eigentlich noch sagen?

    Er besteht aus Ressentiment pur. Ich hab in meinem 30jährigen Deutsch-als-Zweitsprache-Arbeitsleben vermutlich insgesamt an die tausend Schüler aus der Türkei unterrichtet.

    Was dieser Typ, der den Namen Europa missbraucht für deutschnationale Engstirnigkeit, da oben schreibt, ist so daneben, so neben der Realität, dass man den Text – zweimal, dreimal lesen sollte: als ein klassisches Beispiel für Ressentiment. Ungefähr so haben viele unserer antisemitischen Vorfahren über die Juden gelästert. Hemmungslos bösartig.

    Hat Europa irgend eine Statistik, die zeigen würde, dass diejenigen, die in unseren (auch meinen) Deutsch- bzw. Integrationskursen gelernt haben, ihre Deutschkenntnisse nicht nutzbringend an ihrem Arbeitsplatz anwenden können? Oder wenn sie bei Behörden sind? Oder wenn sie mit der Lehrerin ihrer Kinder sprechen?

    Meine Exfrau, die perfekt Deutsch spricht, spricht gerne, wenn sie mit Türken oder Deutschtürken zusammen ist, Türkisch. Ist das ein Problem? Es ist halt ihre Muttersprache. Da hat man eine gewisse natürlich Neigung dazu, wenn’s geht, sie zu sprechen. Als ich mal länger in den USA war, hab ich natürlich dauern Englisch gesprochen – und ich kann das fließend und denke dabei auch in Englisch. Aber es war für mich dann doch eine gelegentliche Erleichterung, wenn ich mal wieder Deutsch sprechen konnte. So wie es Heimweh gibt, so gibt es auch eine natürliche Affinität zur eigenen Muttersprache.
    Was macht ein „Europa“ daraus?
    Hämische hetzerische Herabwürdigung.

  2. Europa sagt:

    Tut mir leid, aber ich werde hier nichts schönreden. Wie das bei migazin auch üblich ist mach ich auf Fehler der Regierung aufmerksam.
    All beleidigten Mettwürste die sich angesprochen fühlen interessieren mich nicht, denn da hat man sowieso immer nur das Gefühl, dass alles versucht wird nur den Status Quo beizubehalten. Langweilig!
    Ausserdem habe ich keinem verboten in seiner Landessprache zu sprechen, sondern ich habe auf schwierigkeiten aufmerksam gemacht, die behindern das gelernte umsetzen zu können( also für die Katze sind). Und da gehört, mit aller liebe zur migazinchen Naivität, auch das Umfeld der Sprachschüler dazu. Ich merk ja auch wie schnell mein französisch abbaut, wenn ich wieder länger in Deutschland bin!

    Falls es sie beruhigt Herr Brux: ich bin auch für eine Erhöhung der Löhne. ich bin sogar für einen Mindestlohn für alle!
    Und ihre Affinität zur Muttersprache halte ich für erfunden, das hängt nur von der Gewohnheit und vom Wortschatz ab und davon wie offen ein Mensch für Neues ist.

    • Leo Brux sagt:

      Europa,
      wenn eine amerikanische Familie nach Deutschland zieht, weil Mann oder Frau oder beide hier Arbeit gefunden haben — dann sollen die zu Hause nicht Englisch sprechen? Dito im Falle von Polen, Franzosen, Griechen …

      Dass es keine natürliche Neigung zur Muttersprache geben soll, Ihrer Meinung nach, das überrascht mich. Wahrscheinlich nicht nur mich. Es gibt natürlich Fälle von perfekter Zweisprachigkeit, da kann das schon sein, dass diese natürliche Neigung aufgehoben ist. Ich könnte mir das bei Nabokov oder Joseph Conrad oder Friedrich dem Großen vorstellen. Aber das sind doch wohl seltene Fälle. Ich möchte mal den Italiener sehen, der nicht am liebsten Italienisch spricht, ganz gleich, wie gut er in Fremdsprachen ist. Und wie verhält sich das bei all den Normalsterblichen, die die Zweitsprache nicht wirklich perfekt auf dem Niveau der Erstsprache sprechen?
      Mir scheint, Europa, da hab ich Sie wieder mal erwischt bei einer Behauptung, die Sie sich nicht gut überlegt haben.

      Was das Umfeld der Sprachschüler angeht: Was könnten wir tun, um es offener für die deutsche Sprache zu machen? Ein wichtiger Beitrag wäre der Abbau der Fremdenfeindlichkeit in Deutschland. Ein weiterer das systematische Einbeziehen der Eltern in die Arbeit von Schule und Kindergarten. Ein dritter Deutschkurse am Arbeitsplatz in der Arbeitszeit. Ein vierter die stärkere Förderung von interkulturellen Aktivitäten. Ich nehme mal an, dass Sie das alles nicht unbedingt befürworten, weil Ihrer früher geäußerten Meinung nach sowieso schon zu viel getan wird für die Integration der Einwanderer, und die das alles selber und aus sich heraus leisten sollten.

      Was gänzlich fehlt ist Ihre Antwort auf meine Bemerkung:

      Hat Europa irgend eine Statistik, die zeigen würde, dass diejenigen, die in unseren (auch meinen) Deutsch- bzw. Integrationskursen gelernt haben, ihre Deutschkenntnisse nicht nutzbringend an ihrem Arbeitsplatz anwenden können? Oder wenn sie bei Behörden sind? Oder wenn sie mit der Lehrerin ihrer Kinder sprechen?

      Was ist da „für die Katz“?

  3. Europa sagt:

    @Leo Brux
    „…wenn eine amerikanische Familie nach Deutschland zieht, weil Mann oder Frau oder beide hier Arbeit gefunden haben — dann sollen die zu Hause nicht Englisch sprechen?… “

    Das habe ich nie gesagt oder geschrieben, weil ich ja auch weiss, dass das diskriminierend wäre. Zuhause kann ja jeder sprechen was er will.

    „Dass es keine natürliche Neigung zur Muttersprache geben soll, Ihrer Meinung nach, das überrascht mich….“

    Ist aber so! Muttersprache klingt zwar, als hätte die Mutter uns das über die Gene vererbt, so ist es aber nicht! Glauben sie mir Herr Brux, dass die Muttersprache ab dem Moment überflüssig wird, wenn man eine andere Sprache genauo beherrscht und versuchen sie das nicht künstlich zu überhöhen.
    Ihre Vorschläge zur Verbesserung des Umfelds der Sprachschüler scheinen mir nur halbherzig zu sein. Vorallem haben sie schon diese Grundannahme, dass alle Deutschen fremdenfeindlich sind und dabei sind sie selten fremdenfeindlicher als ihre ausländischen Kollegen. Fremdenfeindlichkeit gibt es nicht allein in Deutschland Herr Brux, sondern überall auf der Welt und auch in der Türkei! Also tun sie nicht immer so als hätten die Migranten es in Deutschland besonders schwer sich zu integrieren, nur weil die Deutschen angeblich alle rassistischer sind als andere Nationalitäten. Dieses Vorurteil wird auch nicht helfen das problem zu lösen, ganz im gegenteil suggerieren sie damit, dass die Integration der Migranten(-kinder) einzig und allein vom guten Willen der Deutschen abhängt, so ist es aber nicht.
    Ob man sich erfolgreich in eine Gesellschaft integriert hängt zu 80% von einem selbst ab und zu 20% von der aufnehmenden Gesellschaft.

    Ich habe keine Statistik Herr Brux! Aber anders kann ich mir auch nicht erklären wie eine türkische Familie über 30 jahre in Deutschland leben konnte ohne ein Wort deutsch lernen zu müssen. Und das sind keine Einzelbeispiele, das ist ein Massenphänomen unter Türken! Und erzählen sie mir nichts von frei erfunden!
    Man muss einfach vermeiden, dass es diese „türkischen Ballungsgebiete“ gibt, die sind weder förderlich für die Migranten noch für die Einheimischen. Machen aber beiden Parteien ganz offensichtlich das Leben einfacher.

  4. Stephan Pabel sagt:

    Wenn in Deutschland Türken unter Türken leben und arabischsprechende Ausländer unter sich bleiben, heißt das ja noch lange nicht, dass sie sich nicht integrieren wollen. Sie befinden sich hier in einem fremden Land mit fremder Kultur und fremden Sitten und Gebräuchen und auch fremden Werten. Welcher Deutsche schon mal längere Zeit im Ausland gelebt hat, wird nachvollziehen können, wie schwer es dann ist, sich im fremden Land heimisch zu fühlen und sucht gerne im Ausland den Kontakt mit anderen Deutschen. Mit denen versteht man sich nicht nur wegen der gemeinsamen Muttersprache, sondern auch wegen des gemeinsamen Kultur-, Werte- und Herkunftshintergrundes. Jeder Kontakt zu eigenen Landsleuten ist deshalb erwünscht und bei der Bewältigung des Alltagslebens außerordentlich hilfreich. Das gilt für „den Türken“ in Deutschland genauso wie für „den Deutschen“ in der Türkei.
    Sehr viele Ausländer hier nehmen es sehr gerne an, wenn man ihnen die Möglichkeit gibt, die Sprache Deutsch zu lernen. So können sie wenigstens Kontakt zu den Deutschen aufnehmen, wo sie es müssen, sie können Ver- und Gebote verstehen, sich verbal verteidigen, für sie wichtige Dokumente und amtliche Schreiben verstehen, sich für ihre fundamentalen Bedürfnisse einsetzen, ihre eigenen hier aufwachsenden Kinder verstehen. Allein dafür „lohnt sich“ schon jeder Sprachkurs, der ihnen hier angeboten wird. Nur so haben wir Deutsche auch die Chance, Zugang so diesen Menschen zu bekommen, die bei uns leben wollen. Nur so ist integrieren und sich integrieren möglich.
    Fremdenfeindlichkeit gibt es überall auf der Welt. Es gibt aber auch überall große Offenheit gegenüber „Fremden“ und erfreulicherweise ist die Offenheit gegenüber Fremden eher die Regel und nicht die Ausnahme.
    Wer Fremden feindlich gegenübersteht, egal wo, fühlt sich meist, wenn nicht sogar immer, in seinem eigenen Land benachteiligt und sucht und findet eher und einfacher bei Fremden als bei sich selbst den Grund dafür.
    In diesem Sinne sollte es hie und da in Deutschland auch für Deutsche Integrationskurse geben.

  5. Stephan Pabel sagt:

    „Die wirtschaftliche und soziale Situation von Lehrkräften in Integrationskursen ist erschreckend. Viele sind auf Hartz-IV-Zuschüsse angewiesen. Das darf nicht sein…“
    Liebe KollegInnen, wir Lehrkräfte sollten uns nicht nur erschrecken über diese katastrophalen Arbeitsbedingungen, zumal der Schreck ja längst verpufft sein sollte, da die Situation schon viele Jahre so ist, während die Preise in allen Lebensbereichen stetig gestiegen sind und steigen.
    Wir sollten GEMEINSAM etwas dagegen tun, denn diese 2.35 Euro sind ja nicht 2007 eingefroren worden, sondern sind dringend zweckgebunden aufstockungsbedürftig, damit die Schulen an uns leistungsgerechte Honorare zahlen können, wenn schon nicht gleich mit allen sozialen Verpflichtungen festanstellen können.
    Nur wer angemessen zahlt, kann Leistungsanforderungen an einen selbstständigen Freiberufler zahlen. Warum sollte das nicht auch für uns gelten? Für uns gelten ja auch Rentenversicherungs- und Steuerrechte, bzw -verpflichtungen. Wir gelten als Selbstständige, können aber weder über Arbeitsort, noch über Arbeitszeit bestimmen, geschweige denn ein Honorar für unsere Dienstleistung aushandeln. Wir lange wollen wir noch in dieser Zwitterstellung verharren: praktisch weder selbstständig, noch angestellt, aber als als Selbsständiger abgezockt und ansonsten real wie ein Schwarzarbeiter (Angestellter ohne „Papiere“ und Rechte) ausgenutzt?
    Nicht unsere Verhandlungspartner, die Schulen tragen dafür die Schuld, wie uns BAMF und Regierung weismachen wollen, sondern allein die Regierung, die die Fremdsprachenschulen durch Ignoranz der allgemeinen Preissteigerungen in den letzten fünf Jahren am langen Arm verhungern lassen, so dass sie die Lehrkräfte folgerichtig nur Hungerlöhne auszahlen können. Wie motiviert seid Ihr noch, unter diesen Umständen zu unterrichten? Wie motiviert wärt Ihr, wie würde die Unterrichtsqualität sich steigern, wenn wir pro Unterrichtseinheit 25,- oder 30 Euro bekämen, so wie wir es uns als qualifizierte Lehrkräfte mit akademischem Studium entsprechend den Anforderungen zusteht?
    Lasst uns zusammenschließen und für bessere Arbeitsbedingungen gemeinsam kämpfen!

  6. Stephan Pabel sagt:

    An alle Lehrkräfte für Integrationskurse, Deutschlehrer für Zuwanderer in Nordrhein-Westfalen und im Bundesgebiet

    Liebe KollegInnen,

    seit 2007, also seit fünf Jahren zahlt das BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) an die Schulen pro Kursteilnehmer und UE (Unterrichtseinheit von 45min) 2,35 €. Von diesem Geld zahlen die Fremdsprachenschulen neben Verwaltungs-, Wartungs- und Mietkosten auch unsere Honorare. Seit mindestens fünf Jahren liegt bundesweit das Honorar durchschnittlich bei 16,- €/UE. Die vergleichsweise höheren Honorare der VHS sind bei dieser Durchschnittsberechnung berücksichtigt. Dabei bleiben seit mindestens fünf Jahren die Inflationsrate, steigende Preise in allen Lebensbereichen des Alltags unberücksichtigt. Wie gut oder schlecht wir davon unseren Lebensunterhalt und unsere Zahlungsverpflichtungen als (Schein-)Selbstständige finanzieren können, ist bekannt. Viele KollegInnen müssen mit Hartz IV aufstocken, um über die Runden zu kommen, da sie diese Arbeit nicht nebenher als Zeitvertreib leisten, sondern einzig davon leben wollen oder müssen.
    Bei unserem Kampf um eine bessere, unserer Arbeit würdige Honorierung geht es um mindestens zwei Aspekte:

    1. die Qualität der Integrationskurse durch qualifizierte Lehrkräfte, die entsprechend angemessen bezahlt, motivierter qualitativ hohen Einsatz zeigen.
    2. eine leistungsgerechte auch pekuniäre Würdigung und Bewertung von Arbeit allgemein und im Besonderen von der Arbeit der Lehrkräfte.

    Was auf dem Bau verboten ist, darf nicht in anderen Branchen erlaubt sein, nämlich das „Anstellen“ von (ausländischen) Arbeitswilligen, bzw. Lehrkräften (mit Migrationshintergrund) ohne „Papiere“ und Rechte = ohne Arbeitgeberanteile für Kranken- und Rentenversicherung, ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall usw. Selbstverständlich und mit gleicher Argumentation geht es nicht an, dass ein (Schein-)“Selbstständiger“, weder über seine Arbeitszeit, noch über seinen Arbeitsort entscheiden kann und schon gar nicht sein Honorar aushandeln kann, wohl aber sich selbst kranken- und rentenversichern muss – gar, wenn er noch als Lehrer gilt, aber kaum 50% eines an einer öffentlichen Schule üblichen Lehrergehaltes bekommt. Das ist unseriös, ungerecht und hier wird auch massiv das Gleichheitsprinzip verletzt.

    Viele KollegInnen sind sich offenbar nicht bewusst, dass sie einen hoch qualifizierten Beruf ausüben, für den sie, um die unverzichtbare Anerkennung vom BAMF zu bekommen, eine akademische Ausbildung, eine DaF- Ausbildung und/oder eine Zusatzqualifikation nachweisen müssen und laufend an kostenintensiven Fortbildungen teilnehmen sollen.

    Viele KollegInnen sind es auch in ihrem Herkunftsland nicht gewohnt, dass man sich für eine ihrer qualifizierten Ausbildung und Tätigkeit entsprechende Bezahlung einsetzen kann.

    Wir wenigen KollegInnen, die sich seit Jahren bundesweit massiv dafür einsetzen, von der Regierung in Berlin und vom BAMF in Nürnberg mehr Gelder einerseits für unserer qualifizierte Leistung, andererseits für eine unserer Arbeit würdige pekuniäre Anerkennung zu bekommen, scheitern immer wieder an der fehlenden Solidarität unter uns selbst. Zirka 90% aller KollegInnen in Deutschland beteiligen sich in keiner Weise an unserem Einsatz für höhere Honorare wegen Angst vor Repressalien, wegen Gleichgültigkeit, Unwissen oder wegen des Gefühls des Nicht-selbst-betroffen-Seins und/oder uns nicht bekannten Gründen.
    Wenn wir Lehrkräfte für Integrationskurse uns nicht möglichst bundesweit solidarisch zusammenschließen, wird all unser Bemühen um angemessene Honorare kaum mehr als Unterhaltungswert haben und wir werden auch in den nächsten Jahren trotz jährlich steigender Lebensmittelpreise, Mieten, Strom-, Gas- und Wasserkosten, Fahrpreise des öffentlichen Nahverkehrs… nicht mehr als 15,- € oder 16,- € pro UE – bzw. dadurch unterm Strich immer weniger bekommen.

    Macht mit! Habt keine Angst vor „Entlassungen“, wenn Ihr Euch engagiert, denn wir kämpfen für höhere Honorare nicht gegen unsere Arbeitgeber, die Schulen, sondern gegen die Politiker, die vollmundig über die Notwendigkeit von Integration und die Notwendigkeit von guten Deutschkenntnissen bei dringend gesuchten Fachkräften aus dem Ausland reden, aber das offenbar nahezu gratis bekommen wollen.

    Wenn Herr Schmidt vom BAMF in Nürnberg sagt, dass die Notsituation von Lehrkräften für Integrationskurse aufgrund ihres viel zu niedrigen Honorars politisch nicht relevant ist – gleichzeitig aber ausländische Arbeitskräfte gesucht werden, die gut Deutsch können, dann liegt es an uns, für eine politische Relevanz zu sorgen und den Zusammenhang zwischen dem einen und dem anderen deutlich zu machen. Oder die Politik muss sich dazu öffentlich bekennen, dass die Integration von Ausländern eher irrelevant ist und es ausreicht, wenn sich ehrenamtlich engagierte Leute mit Deutschunterricht fremder Kulturen und Migranten annehmen – am besten sozial engagierte Frauen mit Migrationshintergrund. Dann ist das eine klare Sache und – rechtfertigt allerdings dann keinerlei Qualitätsansprüche oder gar -kontrollen…

    Wie engagieren?
    Werdet Mitglied bei der Aktion Butterbrot und im Netzwerk Eures Bundeslandes! Hier könnt Ihr Euch neben guten Tipps zur Unterrichtsgestaltung von KollegInnen auch über all unsere Aktivitäten und alle Veröffentlichungen des BAMF, der Regierung, der Parteien, der Gewerkschaften GEW und ver.di, der Medien zu diesem Thema informieren, könnt in unseren Foren selbst mitdiskutieren. Hier werdet Ihr aufgerufen, an unseren Aktionen in der Öffentlichkeit, in den Medien auf verschiedenste Weise, je nach individuellen Möglichkeiten, teilzunehmen, mitzumachen.

    http://www.aktionbutterbrot.de http://groups.google.com/group/aktionbutterbrot

    daz.netzwerk@googlemail.com http://www.daz-netzwerk.de

    http://www.migazin.de/2011/04/04/hungerlohn-fur-lehrkrafte-in-integrationskursen

    http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,718698,00.html

    https://www.xing.com/net/pric0f76bx/dozenten/forums

    Nur GEMEINSAM werden wir etwas erreichen können! Mit bundesweit 100 oder 200 Leuten hinter uns erreichen wir nichts. Mit 10000 und mehr haben wir eine Chance! Und bitte, sendet diese Mail weiter an KollegInnen, die Ihr kennt. Es kostet nichts, aber kann sehr helfen!

    Viele Grüße

    Stephan Pabel