Ekin Deligöz

„Ich kann auf das Beste zweier Kulturen zurückgreifen“

Ekin Deligöz, stellvertretende Vorsitzende des Familienausschusses, über ihre Schulzeit, die Familienpolitik der Grünen, mögliche Koalitionen nach der Bundestagswahl und die Rolle von Migranten in der Politik.

Von Dienstag, 07.07.2009, 7:02 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 21.02.2023, 8:45 Uhr Lesedauer: 7 Minuten  |  

MiGAZIN: Sie sind 1979 mit Ihrer Familie nach Deutschland gekommen. Welche Erinnerung aus Ihrer Schulzeit in Deutschland hat Sie am meisten geprägt?

Ekin Deligöz: Ich kam zunächst in eine türkische Klasse mit einem türkischen Lehrer. Sogar die Pausenhöfe der türkischen und deutschen Schüler waren getrennt. Wir hatten lediglich drei Stunden Deutsch in der Woche. Ich wollte unbedingt Deutsch lernen sollte es aber nicht! Gut, dass ich damals wie heute ein Sturkopf war bzw. bin. Ich habe Deutsch gelernt trotz der damaligen Schulpolitik, die dies nicht vorgesehen hat. Seit dem hat sich viel geändert. Aber nach wie vor gibt es große Defizite bei der Förderung von Migrantenkindern im Bildungssystem. Um dies zu ändern, mache ich grüne Politik.

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MiGAZIN: Sie sind bereits seit 1998 Bundestagsabgeordnete und werden voraussichtlich auch nach den bevorstehenden Bundestagswahlen ihr Mandat weiter ausüben. Woher kommt Ihr Erfolg?

Deligöz: Ich kann auf das Beste zweier Kulturen zurückgreifen: Kommunikationsfähig, freundschaftlich, herzlich und zuvorkommend, einfühlsam, emotional und grün. Das sind meine türkischen Eigenschaften. Fleißig, pünktlich, ehrgeizig, hartnäckig und grün. Das sind meine deutschen Eigenschaften. Suchen Sie sich die Antwort aus.

MiGAZIN: Sie sind stellvertretende Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Vorsitzende der Kinderkommission und türkischstämmig. Mal provokativ gefragt, geht das?

Deligöz: Wenn wir diese Gesellschaft gerechter gestalten wollen, dann müssen wir bei Bildungs- und Teilhabechancen von Kindern anfangen. Wer, wenn nicht ich, die sich im jetzigen System durchsetzen musste, kann eine authentische Politik machen? Ich bringe oft meine Erfahrungen ein und suche nach Lösungen für die gesamte Gesellschaft, für alle Kinder. Ideen habe ich genug. Ich freue mich, dass ich damit auch eine große Anerkennung erfahre.

MiGAZIN: Auf dem „Medienforum Migration“ in Stuttgart sagten Sie, dass viele Menschen überrascht reagieren, wenn sie erfahren, dass Sie keine Integrationspolitik machen. Wie erklären Sie sich diese Verwunderung?

Deligöz: Von uns Migranten wird erwartet, dass persönliche Gründe allein der Beweggrund für den Eintritt in die Politik seien. Damit wird ausgeschlossen, dass wir Kompetenzen auch in anderen Themengebieten entwickeln können. Für mich gilt: Ich mache Politik für eine gerechtere Gesellschaft, die menschlich und sozial ist, die unsere natürlichen Ressourcen erhält und die die Umwelt schützt.

MiGAZIN: Als Canan Bayram in Berlin von der SPD zu den Grünen wechselte, wanderte Bilkay Öney von den Grünen zur SPD ab. Gemunkelt wurde, dass der Posten der integrationspolitischen Sprecherin der Auslöser war. Haben Sie das Gefühl, dass Politiker mit Migrationshintergrund von den Parteien in die Rolle des Integrationspolitikers gedrängt werden?

Deligöz: Es wurde „gemunkelt“, das war aber nicht der Grund! Mehr kann ich dazu nicht sagen. Wenn Sie mich aber fragen, warum Migranten das Thema übernehmen: Migranten sind als Migrationspolitiker authentischer, entsprechen den Erwartungen der Parteikollegen, der Medien und ihrer Herkunftsgesellschaft. Das ist ein Bonus und erleichtert den Einstieg in die Politik. Ich habe den steinigeren Weg gewählt. Aber: Ich liebe Herausforderungen, mit denen ich wachsen kann.

Im September 1979 kam Ekin Deligöz mit ihrer Familie in die Bundesrepublik Deutschland. 1992 bestand sie in Weißenhorn das Abitur und absolvierte anschließend ein Studium der Verwaltungswissenschaften in Konstanz und Wien. Schon als Schülerin wurde sie 1988 Mitglied bei Die Grünen. Sie ist seit 1998 Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war sie von 2002 bis 2005 Parlamentarische Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Seit November 2005 ist sie stellvertretende Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und Mitglied der Kommission zur Wahrnehmung der Belange der Kinder (Kinderkommission) des Deutschen Bundestages.

MiGAZIN: Familienpolitik wird oftmals als Domäne der Unionsparteien wahrgenommen. Was sind die wesentlichen Unterschiede der Grünen Familienpolitik?

Deligöz: Bei allem, was die Unionsparteien in der Familienpolitik machen, haben sie die traditionelle Familie vor Augen und akzeptieren nicht, dass es heute viele verschiedene Formen des familiären Zusammenlebens gibt. Aber nicht nur je nach Familienform werden Familien von den Unionsparteien unterschiedlich behandelt. Auch was verschiedene Einkommensgruppen anbelangt, handeln sie ungerecht. Familien, die über ein hohes Einkommen verfügen, bekommen unterm Strich am meisten und nicht etwa diejenigen, die am meisten bräuchten. Wir Grünen hingegen setzen uns dafür ein, dass endlich Schluss ist, mit den Ungerechtigkeiten im bestehenden Ehe- und Familienfördersystem. Wir stellen das Kind in den Mittelpunkt der Förderung und erkennen an, dass es verschiedene Formen des familiären Zusammenlebens gibt. Wir setzen uns dafür ein, dass jedes Kind unabhängig von seiner Herkunft einen guten Start ins Leben bekommt und gesund aufwachsen kann.

MiGAZIN: Im März 2009 entsandte die Türkei eine Delegation nach Deutschland, die sich ein Lagebild von türkischen Pflegekindern gemacht und die Praxis deutscher Jugendämter angeschaut hat. Aus der Zusammenfassung der Delegation geht hervor, dass massive Probleme sowohl in der Verwaltungspraxis als auch in türkischen Familien bestehen. Wie bewerten Sie die Lage türkischer Familien und Pflegekinder in Deutschland?

Deligöz: Familien, die Probleme haben, dürfen wir nicht alleine lassen – sie müssen begleitet und sinnvoll unterstützt werden. Wichtig ist, dass die gebotenen Hilfen für Familien niedrigschwellig und nachhaltig ansetzen. Für eine gute Zusammenarbeit ist es wichtig, dass Ängste und Vorbehalte abgebaut werden, um zum Wohle der Kinder eng zusammen arbeiten zu können.

MiGAZIN: Gesetzlich sind Jugendämter verpflichtet, bei der Suche nach geeigneten Pflegefamilien auch die Religionszugehörigkeit der Eltern des Pflegekindes mit zu berücksichtigen. Dies erweist sich laut Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter schwierig, weil sich zu wenige muslimische Familien als Pflegeeltern anbieten. Wie beurteilen Sie die Situation?

Deligöz: Soweit mir bekannt ist, setzen Jugendämter immer alles daran, geeignete Pflegeeltern für Pflegekinder zu finden.

MiGAZIN: In der türkischsprachigen Presse in Deutschland beschweren sich türkisch-muslimische Familien zunehmend, dass ihre entzogenen Kinder Seitens der Jugendämter vorsätzlich in nichtmuslimischen Familien zur Pflege gegeben werden und keine Rücksicht auf die Religion der Kinder genommen wird. Wie bewerten Sie diese Praxis – sofern bekannt – aus familien- und integrationspolitischer Sicht?

Deligöz: Mir liegen dazu keine relevanten Hinweise vor. Generell ist aber wichtig, dass in den Jugendämtern auch Personen mit Migrationshintergrund oder interkulturellen Kompetenzen arbeiten.

MiGAZIN: Sind ähnliche Probleme auch bei anderen Migrantengruppen bekannt?

Deligöz: Nein

MiGAZIN: Im Oktober 2006 gab es teilweise heftige und kontroverse Diskussionen, nachdem Sie muslimische Frauen dazu aufgerufen haben, ihre Kopftücher abzulegen. Würden Sie, wenn Sie heute zurückblicken, diesen Aufruf wieder machen?

Deligöz: Ja

MiGAZIN: Wir befinden uns im Superwahljahr. Die Bundestagswahlen stehen bevor. Wieso sollten sich die Wähler für die Grünen entscheiden?

Deligöz: Wir sind die Partei, die innovative, mutige und richtige Antworten auf bestehende Probleme und Herausforderungen gibt – die sich nicht damit abfindet, dass wir in einer blockierten Gesellschaft leben, in der immer mehr von der sozialen Teilhabe ausgeschlossen sind. Dies gilt insbesondere für Kinder. Anders als die anderen Parteien machen wir bestehende Ungerechtigkeiten transparent und fordern mehr soziale Gerechtigkeit im System. Während die anderen Parteien altmodische Klientelpolitik betreiben, machen wir uns für eine direkte Förderung von Kindern stark. Deswegen wollen wir mit der Grünen Kindergrundsicherung das derzeitige ungerechte Ehe- und Familienfördersystem vom Kopf auf die Füße stellen. Wir wollen uns von den Steuerprivilegien der Besserverdienenden verabschieden und Kinder direkt fördern.

MiGAZIN: Mit welcher Partei könnten Sie sich persönlich am ehesten eine Koalition vorstellen und mit welcher überhaupt nicht?

Deligöz: Am ehesten könnte ich mir eine Koalition mit der SPD vorstellen – die ist uns inhaltlich, konzeptionell am nächsten. Undenkbar ist für mich eine Koalition mit der LINKEN. Die spielen bewusst mit den Ängsten der Menschen, versprechen alles, ohne sich Gedanken um die Umsetzbarkeit ihrer Vorschläge zu machen.

MiGAZIN: Welche Maßnahmen der schwarz-roten Regierungskoalition würden Sie sofort ändern, wenn Sie drei Wünsche frei hätten?

Deligöz: Zunächst einmal würde ich den Einbürgerungstest abschaffen – der zeugt allein von Misstrauen und dem Willen zur Abschreckung. Die soziale Ungerechtigkeit im bestehenden Ehe- und Familienfördersystem wurde durch die Große Koalition noch verschärft. Das würde ich mit Hilfe der Grünen Kindergrundsicherung ändern: Die, die mehr brauchen, sollen auch mehr bekommen. Um Kinder wirklich angemessen fördern zu könne, würde ich darüber hinausgehend das Kooperationsverbot aufheben. Bildung ist eine gesamtstaatliche Aufgabe. Nur wenn alle Ebenen miteinander kooperieren, schafft Deutschland endlich ein leistungsstarkes Bildungssystem, in dem Kinder und junge Menschen früh und individuell gefördert werden.

Das Interview führte Ekrem Senol, MiGAZIN Interview Politik

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  1. ibo sagt:

    Zum Thema Kopftuch total inkompetent.
    Wir brauchen Politiker mit Migrationshintergrund, die die Realität ansprechen und nicht die Meinung einiger dt. Politiker wiedergeben. Die in Deutschland lebenden Musliminnen werden nicht gezwungen diese zu tragen, sicherlich gibt es Ausnahmen, aber diese werden wieder mal pauschalisiert. Ich persönlich mag Kopftücher auch nicht, aber wer diese tragen will, soll es tragen. Das ist so unwichtig.

    Zum Thema Jugendamt total inkompetent.
    Die Fr.Deligöz ist anscheinend blind und taub. […]
    Sie spricht von der Wichtigkeit der Familie in Bezug auf Kinder, hat aber kein Plan vom Jugendamt.

    Migrationspolitiker wie Cem Özdemir und Fr.Deligöz brauchen wir nun wirklich nicht.

  2. Krause sagt:

    „Wir brauchen Politiker mit Migrationshintergrund, die die Realität ansprechen und nicht die Meinung einiger dt. Politiker wiedergeben. “

    Vielleicht ist es ja deren eigene Meinung. Vielleicht sind Özdemir und Deligöz ja in Deutschland angekommen, statt in einer imaginären türkischen Welt hier in Deutschland zu leben. Statt immer nur zu jammern, sprechen die beiden zweifellos bestehende Mißstände in der türkischen Community an. Ist klar, dass dies nicht jedem gefällt.

  3. Mensch sagt:

    Es fällt auf, dass Frau Deligöz zu schwierigen Fragestellungen schweigt. Von der stellvertretenden Vorsitzende des Familienausschusses hätte ich erwartet, dass sie sich zumindest zu den Vorwürfen gegen die Jugendämter äußert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie keine Kenntnis davon hat, was übrigens schwiegender wäre.

    Auch in der Kopftuchangelegenheit weicht sie der Frage ab. Dabei wäre eine Begründung unerlässlich. Ich glaube sogar, dass man sie oft missversteht. Soweit ich sie richtig verstanden habe (siehe Spiegel-Interview), fordert Deligöz gar keine Verbotsgesetze, was dem Geist einer grünen Politik auch widersprechen würde. Aber was bezweckt Frau Deligöz eingentlich mit ihrem Appell?

    Ich finde Jemanden zu zwingen, ein Kopftuch zu tragen, oder zu zwingen, es nicht zu tragen, ist im Grunde das gleiche. Es gibt sicherlich Fälle, in denen Frauen gezwungen werden, das Kopftuch zu tragen. Diese Gesetze helfen dagegen aber nicht. Sie dämonisieren nur die Frauen, die sich selbst für das Kopftuch entschieden haben und die eigentlich Beispiele für eine gelungene Integration sind, denn sie sind Lehrerinnen an Schulen geworden und damit großartige Beispiele.

    • HL sagt:

      Ich weiss ja nicht ob ein „Ibo“ oder ein „Mensch“ an totaler Selbstüberschätzung der eigenen Kompetenz leiden, aber Fr. D. hat sich sehr wohl zum „Kopftuch“ geäußert und kann als türkischstämmige Frau die Lage der Musliminnen wesentlich besser verstehen und einschätzen. Sie kennt diese Welt wesentlich eher und weiß deshalb, ob Frauen zum Tragen des Kopftuches gezwungen werden oder nicht.
      Im Übrigen kann ich Johanna nur zustimmen, eine seltsame Auslegung des Korans seitens Herrn Kizilkaya.
      Ob ein Verbot hilfreich ist, sei mal dahingestellt, aber persönlich würde ich es auch eher bezweifeln, allerdings frag ich mich, wieso dies die Frauen, die es trotzdem tragen, dämonisieren sollte!
      Lehrerinnen mit Kopftuch an Schulen gibt es in Deutschland nicht, jedenfalls nicht an staatlichen Schulen, deshalb sind dies auch keine gelungenen Beispiele für Integration, eher das Gegenteil, wenn sie sich weigern, das Kopftuch abzulegen während sie als Lehrerin an einer staatlichen deutschen Schule arbeiten. Damit lehnen sie ein deutsches Gesetz ab und zur Integration gehört nun mal auch das Anerkennen, Akzeptieren und natürlich Befolgen aller Gesetze.

  4. ibo sagt:

    sie sind ja lustig…ein „ibo“ kennt seine Landsleute und ist selber Moslem, daher kann dieser „ibo“ das sehr gut beurteilen.

    Ich habe gesagt, dass Sie (Fr.Deligöz) inkompetent ist und nicht, dass Sie sich nicht äußert hätte, wie sonst sollte ich wissen, dass Sie halt „inkompetent“ ist…

  5. Markus Hill sagt:

    1.
    Zitat:
    „Migazin: Sind ähnliche Probleme auch bei anderen Migrantengruppen bekannt?

    Deligöz: Nein“

    Einer der Gründe, warum es in Deutschland so „gärt“ in Medien und Leserbriefen. Man möchte die durch einen Mangel an Eigenverantwortung und Motivation von bestimmten (nicht allen!!!) Türken verursachten Probleme nicht mehr finanzieren bzw. deren ganzen Overhead (Sozialkosten, Sicherheit, geförderte Vereine, Sozialarbeiter, Bewährungshelfer etc.). Obama hat diesbezüglich eine sehr zielführende Rede ggü. der Black Community in den USA gehalten. Es wäre gerade deshalb begrüssenswert, wenn man von anderen Einwanderergruppen (den Erfolgreichen!) Anregungen aufnehmen könnte. Die Ausführungen im Interview sind selbsterklärend. Man spricht von Migrationsproblemen, meint aber „Türken-Probleme“. Um Wahrheit und Klarheit in die Diskussion zu bringen sollte man vielleicht so etwas wie eine Türkei-Beauftragte bei den Grünen einführen. Andere Migrantengruppen würden dann in der Diskussion nicht so oft als Problemgruppen diskrimniert und stigmatisiert. Die ganze Thematik würde redlicher und klarer behandelt. Das führt zur Versachlichung der Diskussion.

    2.
    Die Anforderungen des Einbürgerungstests sind absolut minimal. Immer wiederholbar, hohe Bestehensquote. Eigentlich müsste er wahrscheinlich irgendwann mit einem höherem, besseren Niveau ausgestattet werden. Ein Beispiel: Jede „Brautimport“-Türkin vom Lande ohne Sprachkenntnisse, die zuhause isoliert lebt und lange Zeit wenig Sprachlernmöglichkeit hat, zieht wieder eine gewisse Anzahl von Kindern auf, denen Sie dann schwerlich bei Schulfragen helfen kann. Nicht bildungs- und integrationsfreundlich. Der schlechte Ruf der Türken als Einwanderungsgruppe wird dadurch nur zementiert (siehe oben, Punkt 1). Man nutzt die Chance nicht, diese Situation zu verbessern. Im Gegenteil, wahrscheinlich müsste der Druck von Sprechern der türkischen Community auf diese Problemgruppen grösser werden. Die erfolgreichen, deutschsprechenden türkischen Abiturienten etc. zeigen, wie man positiv Fakten schafft und die Reputation und damit auch den Respekt von anderen Einwanderergruppen und Deutschen schafft. Ebenso der derzeit stärker wahrnehmbare, minimale Prozentsatz an türkischstämmigen Akademikern. Er ist derzeit nicht repräsentativ für das Türken-Bild in Deutschland, wird aber langsam aktiv.

  6. ibo sagt:

    Türken fallen auf, da Sie auch die größte Migrantengruppe stellen und überwiegend Moslems sind…
    Italienische, griechische, polnische, russische…. Migranten haben die selben Probleme.

    Nur nimmt man das nicht wahr oder will das nicht.

    • Krause sagt:

      @ IbO, sie täuschen sich. Es hat nichts mit der größe der Gruppen zu tun. So gibt es wesentlich weniger Araber als Türken in Deutschland. Sie machen jedoch prozentual wesentlich mehr Stress. Gleiches gilt für Kosovo-Albaner. Entsprechend hoch – und z.T. berechtigt – ist die Abneigung der deutschen Bevölkerung.

      Ebenso unterscheidet die muslimischen Einwanderer der dezidierte Deutschen-Hass, den man ja auch hier im Forum gut beobachten kann. Der ist bei Einwanderern aus den europäischen Ländern nicht vorhanden – allenfalls bei Holländern während der WM/EM :-)

      • ibo sagt:

        hmm, Ihr Problem sind immer wieder die Moslems. Ob Sie je verstehen werden, dass in Deutschland lebende Moslems den Islam eher „locker“ praktizieren? D.h. fast so wie Protestanten…also gar nicht….daher ist es totaler schwachsinn die Probleme auf die Religion zu schieben…

        […]

      • Gecko sagt:

        „Ebenso unterscheidet die muslimischen Einwanderer der dezidierte Deutschen-Hass, den man ja auch hier im Forum gut beobachten kann. Der ist bei Einwanderern aus den europäischen Ländern nicht vorhanden“

        Also wenn hier von einer Gruppe als Gesamtheit gesprochen wird, dann sind es meistens die Türken, die Muslime, etc. Die Kritik von der anderen Seite fällt hier deutlich differenzierter aus. Da frage ich mich doch gleich, wer hier eigentlich wen hasst. Schauen Sie doch mal bitte in den Spiegel.

  7. Schneter sagt:

    „Italienische, griechische, polnische, russische…. Migranten haben die selben Probleme.“

    Sie täuschen sich, Herr Ibo. Warum das nicht so ist, weiss ich auch nicht.

    • Markus Hill sagt:

      …fairerweise kann man vielleicht sagen, dass bei selbst nur 20 % „Problem-Türken“ (Frankfurter Gallusviertel, Köln-Mülheim etc.) diese in der absoluten Anzahl natürlich stärker auffallen. Vielleicht ist es aber auch die Art des Auffallens. Es gibt wenige Fälle von „marodierenden Italiener-Gangs“ auf den Strassen, weniger Gewalt als Beispiel. Chinesen, Inder etc. – da müssen sich die Deutschen warm anziehen, da diese indirekt das Niveau auf den Schulen noch mit anheben und tendenziell eher friedfertig erscheinen. Das ist die Art von Zuwanderung, gegen die kaum jemand etwas einzuwenden hat. Das andere sind Problemgruppen, ,mit denen man sich jetzt halt sachlich auseinanderzusetzen hat.

      • ibo sagt:

        @Schneter, Hill und Krause
        ————————————–
        Ihr solltet lernen, euer eigenes Land zu lieben, vielleicht lernt Ihr dann auch andere Kulturen zu lieben…
        Ansonsten bleibt eure kleine […] Welt, die Ihr nur durch Medien wie TV und Internet wahrnimmt für immer euer […] Zuhause.

        • Krause sagt:

          @ IBO, immer diese Aroganz. Ich liebe diese Land – sogar sehr. Und ich liebe fremde Kulturen, bin mit einer Bulgarin verheiratet und habe Freunde auf der ganzen Welt. Weil ich diese großartige Land liebe möchte ich nicht, dass es durch den Zuzug von Leuten kaput gemacht wird.[…]. Ich komme – da besserverdienend – glücklicherweise (und wie Sie zu recht vermuten) nur über das Internet mit den Problemen in Berührung. Mir reicht es aber schon, wenn ich lese wie unsere Schulen kaputt gehen, wie No-go-Areas für Deutsche entstehen und wie man erste Ansätze sieht, unsere Meinungsfreiheit zu begrenzen. Mir reicht es schon, wenn ich mir genau überlegen muss, wo ich hinziehe […].

          Das hindert mich allerdings nicht, jedem Muslim, den ich persönlich treffe, freundlich zu begegnen – hatte persönlich auch nie Probleme. Auf dem Geburtstag meines Sohnes waren zwei muslimische Jungs und die Hausaufgabenbetreuung machen wir zusammen mit einem dieser Jungs, ein kleiner Perser. Der ist übrigens in unsere Gegend gezogen, weil seine Eltern ihn nicht auf eine türkisch/pakistanisch dominierte Unterschichten-Schule schicken wollten!!

        • Markus Hill sagt:

          …Ihre Phantasie in allen Ehren…Deutschland ist ein tolles Land, zu dem ich sehr gerne stehe!:-)
          (Obwohl derzeit selber „Doppelstaatler“ aufgrund von Familienhistorie). Ich mag auch meine türkischen und indischen Freunde. Das heisst aber nicht, dass man problematische Punkte im Zusammenleben aussparen sollte. Den Finger in die Wunde legen führt oft zu konstruktiven Ideen für Problemlösungen. Oft besser als einfach gestrickte Unterstellungen, schafft nur böses Blut und kappt die Kommunikation auf „Null“.

        • Markus Hill sagt:

          @ibo
          PS: Ich habe 11 Jahr in Köln-Mülheim gelebt und wohne seit 13 Jahren in der Frankfurter Innenstadt. Bin fast täglich beim Inder, oft auf deren Familienfesten – fast mein Büro.:-) Die Vor- und Nachteile von Migration weiss ich durchaus einzuordnen. Es gibt nette Türken, Inder etc. – und es gibt Probleme im Zusammenleben, die man nicht verschweigen oder beschönigen sollte.
          Schade ist, dass wie so oft die inhaltliche Auseinandersetzung bei solchen Resignations-/Unterstellungsäusserungen etwas zu kurz kommt. Ich lasse mich gerne belehren, was Inhalt oder Schärfe meiner Ausführungen betrifft, man kann immer zu zutreffenderen Erkenntissen gelangen, wenn man sich die andere Seite und deren Argumente (!) anhört. Die Schärfe in den Ausführungen von Herrn Schneter teile ich so nicht. Aber ich kann akzeptieren, dass er diese Gefühle hat und er hier diese Gefühle / Befindlichkeiten äussert. Wenn er sein Land nicht lieben würde, dann würde er nicht so vehement und engagiert schreiben. Ohne dass ich hier eine inhaltliche Beurteilung fälle – „die Gedanken sind frei“. Vielleicht zu Ihrem Verständnis: Aus PC-Gründen war es Deutschen jahrzehntelang „unterschwellig“ nicht gestattet, diese kritischen Punkte / Fehlentwicklungen zu benennen. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum diese kritischen Punkte oft in aller Härte vorgetragen werden. Natürlich wird da wohl häufig das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Solange man aber noch Meinungen äussert, befindet man sich im Dialog und man geht sich nicht an die Gurgel.:-)
          (Im Vergleich zu England oder Frankreich sind die Stolpersteine in der Integrationsdebatte in Deutschland meines Erachtens lösbar. Internetseiten wie migazin.de – stimme nicht mit allen Inhalten überein, das wäre zuviel gesagt – tragen sehr zum Dialog bei. Meines Erachtens ist das sehr ermutigend. (Ausserdem: Es ist bekannt, dass Deutsche manchmal etwas zu direkt sind. Dafür weiss man aber dann auch oft, wo man steht.:-)

      • Hans Schneter sagt:

        Segregation und intensive Rückführungsprogramme – etwas anderes kann uns vor dem großen Clash nicht mehr bewahren.

  8. D. E. sagt:

    sehr geehrte frau deligöz,

    anstatt für die vergangenheit zu schwärmen sollten sie eher die gegenwart und die zukunft begutachten.

    ab 2010 ist angeblich an deutschen schulen der unterricht in türkischer sprache als auch die beschäftigung von türkischen lehrkräften aus der türkei nicht vorgesehen.

    ——-
    http://www.migazin.de/2009/07/19/turkische-presse-europa-vom-18-07-2009-%E2%80%93-islam-turkisch-uiguren-lehrer/

    http://hurriyet.de/haberler/gundem/376392/turkce-ogretmen-artik-gelemeyecek

    http://www.8sutun.com/haber?id=42607

    http://www.hurriyet.de/haberler/arsiv/140099/almanya-yolcusu-imamlardan-onemli-ziyaret

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,592229,00.html

    ——-

    offensichtlich sind in ankara bestrebungen im gange, schulische bindungsangelegenheiten für auslandstürken, vor allem für die in deutschland, gezielt unter die kontrolle des türkischen religionsministeriums (diyanet) zu bringen.

    frage: was hat eigentlich religion-unterricht mit der muttersprachlichen unterricht zu tun?

    antwort: das eine sollte mit dem anderem nichts zu tun haben!

    was haben sie und ihre partei eigentlich bisher unternommen, um den einfluß der DIYANET+DITIB auf das muttersprachliche unterricht an deutschen schulen zu unterbinden?

    mit freundlichen grüßen

    d. e.

  9. ibo sagt:

    Nur weil jemand 2-3 Migrantennachbarn hat oder kennt, soll jemand tolerant sein? Soll ich nun lachen?
    Nicht mal direkte Antworten zu geben seid Ihr fähig, stattdessen wird das Thema wieder ausgedehnt.
    Deutschland hat noch viel, viel zu lernen, genauso wie alle anderen Länder dieser Welt.

    Fr.Deligöz ist ein Paradebeispiel, die genau die Antworten gibt, die die Parteimitglieder hören wollen, deshalb ist Sie inkompetent. Sie lässt Ihren Migrantenhintergrund ausnutzen.