Knapp zwei Jahre nach Einführung strenger gesetzlicher Regeln für die Fleischindustrie sieht Menschenrechtler Kossen kaum Verbesserungen in der Branche: Arbeitsmigranten arbeiten und wohnen weiter unter widrigen Bedingungen und werden „abgezockt“. Dafür nutzten Fleischbetriebe gesetzliche Schlupflöcher. Von Katrin Nordwald
Seit 50 Jahren ist in Deutschland Leiharbeit erlaubt. Ausländer sind überdurchschnittlich oft betroffen. Das Instrument war vom ersten Tag an umstritten: Ist es eine Brücke zu besseren Jobs oder erleichtert es die Ausbeutung von Beschäftigten? Von Pat Christ
Auf Spargel- und Erdbeerfeldern laufen die Arbeiten derzeit auf Hochtouren. Dafür kommen viele ausländische Saisonarbeitskräfte nach Deutschland. Politologin Franziska Laudenbach untersucht die Beschäftigungsverhältnisse, die in ihren Augen oft nicht gerecht geregelt sind. Im Gespräch erklärt sie, warum sie den Gesetzgeber und die Verbraucher in der Pflicht sieht. Von Dieter Sell
Bei einem unerlaubten Arbeitnehmerverleih wird deutschen Bestimmungen zufolge ein Arbeitsvertrag mit dem Entleiher begründet. Diese greift laut Bundesarbeitsgericht aber nicht für Leiharbeitsfirmen aus dem EU-Ausland.
Nicht selten werden Arbeitnehmer aus ärmeren EU-Ländern an Firmen in reichen EU-Ländern entliehen. Der Vorteil für den Arbeitgeber: Für die Leiharbeiter gelten weiter niedrigere Sozialstandards. Dieser Praxis hat der EuGH jetzt Grenzen gesetzt.
Vom kommenden Jahr an gelten in der Fleischindustrie strengere Regeln für den Arbeitsschutz. Damit soll die Ausbeutung vorwiegend osteuropäischer Arbeiter bekämpft werden. Den Ausschlag hatten massenhafte Corona-Infektionen gegeben.
Die Empörung war groß über die Arbeitsbedingungen in Fleischbetrieben. Vor allem ausländische Werk- und Leiharbeiter werden unter unzumutbaren Bedingungen ausgebeutet. Die Politik versprach schnelle Abhilfe und klare Regeln. Jetzt zögert sie.