
„Drecksarbeit“
Seit 50 Jahren ist in Deutschland Leiharbeit erlaubt
Seit 50 Jahren ist in Deutschland Leiharbeit erlaubt. Ausländer sind überdurchschnittlich oft betroffen. Das Instrument war vom ersten Tag an umstritten: Ist es eine Brücke zu besseren Jobs oder erleichtert es die Ausbeutung von Beschäftigten?
Von Pat Christ Sonntag, 19.06.2022, 16:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 19.06.2022, 20:13 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Es sollte nur ein Anfang sein: Als Thomas Gandel (Name geändert) im Anschluss an seine Ausbildung zum Industriemechaniker in der Zeitarbeit Jobs fand, griff er zu. Der Würzburger war sicher, bald eine feste Anstellung zu finden. Doch er täuschte sich. „Ich war schließlich bei vier verschiedenen Leiharbeitsfirmen und hatte fast zehn verschiedene Jobs“, berichtet der 32-Jährige.
Wie mit Leiharbeiterinnen und Leiharbeitern teilweise umgegangen wird, ist für Gandel inakzeptabel: „Ich habe mich ausgebeutet gefühlt.“ Leiharbeit steht in der Kritik, seit es sie gibt. Das ist seit genau 50 Jahren der Fall. Bis 1972 war Leiharbeit in Deutschland verboten. Am 21. Juni 1972 stimmte der Deutsche Bundestag dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) einstimmig zu.
Der Zeitarbeit entkommen
Über seinen Einsatz bei einem Wurstproduzenten vor vielen Jahren ist Thomas Gandel heute noch empört. Dort sei „Drecksarbeit“ verlangt worden: „Ich musste zum Beispiel den Fettabscheider reinigen.“ Das sei ein stinkiger, schmieriger und unangenehmer Job gewesen. Für den sei er obendrein auch noch deutlich schlechter bezahlt worden als die fest angestellten Kollegen.
Gandel ist froh, dass er endlich der Zeitarbeit entkommen ist: „Ich erhielt vor drei Monaten eine Arbeitsgelegenheit im Würzburger Sozialkaufhaus Brauchbar .“ Nun verdient er zwar immer noch nicht viel. Aber der junge Mann fühlt sich endlich an einem Arbeitsplatz wohl. Nun hofft er auf einen Berufsweg ohne Zeitarbeit.
40 Prozent Ausländer
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