NRW und Niedersachen kippen pauschales Kopftuchverbot für Lehrerinnen und damit die Illusion von einem „neutralen Klassenzimmer“. Bayern, Berlin und Saarland dagegen tun sich noch schwer. Welche Gefahr meinen die Gegner des Kopftuches von ihm ausgehen zu sehen? Sind ihre Argumente stichhaltig? Ein zusammenfassender Beitrag zum Schulstart über gebetsmühlenartig wiederholte, festsitzende Vorurteile und die unbeachtete Meinung der jungen Deutschen von Armin Begić Von Armin Begić
Der Fall einer 26-jährigen Rechtsreferendarin hatte eine neue Debatte über das Berliner Neutralitätsgesetz ausgelöst. Wie es scheint, ist sie kein Einzelfall. In Berlin kommt es offenbar öfter zur Ablehnungen von Kopftuch-Trägerinnen.
Kürzlich legte Fereshta Ludin ihre Autobiographie "Enthüllung der Fereshta Ludin" vor – pünktlich zur von tuchtragenden Lehrerinnen lange ersehnten Revision des "Kopftuchurteils" des Bundesverfassungsgerichts. Dem aktuellen Urteil zufolge kann einer muslimischen Lehrerin das Tragen eines Kopftuchs nun nicht mehr im Voraus und unbegründet verwehrt werden. Frau Ludin wird die Erreichung ihres Lebenswerks vermutlich trotzdem nicht feiern – zu hoch war der Preis, den sie dafür zahlen musste. Von Anja Hilscher
Fereshta Ludin ist die wohl bekannteste Lehrerin mit Kopftuch in Deutschland. 2003 kämpfe sie für ihr Recht, mit Kopftuch unterrichten zu dürfen - ohne Erfolg. MiGAZIN sprach mit ihr über die aktulle Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts. Von Nasreen Ahmadi
Ich möchte mich weder von männlichen muslimischen Theologen noch von Alice Schwarzer, Heidi Klum oder irgendwelchen neoliberalen Strippenziehern entmündigen und definieren lassen. Von Anja Hilscher Von Anja Hilscher
Das Kopftuch ist ein Symbol für die Unterdrückung der Frau. Darauf berufen sich viele Befürworter eines Kopftuchverbots an deutschen Schulen. Was aber, wenn dies keine Wahrheit, sondern eine pauschalisierte Behauptung ist? Zwölf Jahre lang durften kopftuchtragende Frauen an deutschen Schulen nicht unterrichten – putzen aber schon. Nun wurde das Verbot vom Bundesverfassungsgericht gekippt. Die negativen Assoziationen mit der Haarbedeckung in der deutschen Gesellschaft werden damit jedoch noch nicht beseitigt. Deshalb ist jetzt ein Umdenken notwendig. Von Irene Amina Rayan
Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Kopftuchverbot wird kontrovers diskutiert. Die Debatte wird mitunter getragen von Ängsten. Aber sind diese auch begründet oder reden wir uns nur etwas ein? Von Jasamin Ulfat Von Jasamin Ulfat
Mit einer Vollzugsanweisung möchte Bayern auf die Kopftuchentscheidung des Bundesverfassungsgerichts reagieren. Damit soll die bisherige harte Haltung beim Kopftuch-Verbot aufgeweicht werden. In Bayern dürfen Lehrerinnen kein Kopftuch tragen, Nonnen und Mönche aber ihr Habit.
Das Bundesverfassungsgericht hat mit seiner Entscheidung der Gesellschaft eine zweite Chance gegeben. Eine Chance zu zeigen, dass die grundgesetzlichen Freiheiten, auf die wir zu Recht stolz sind, für alle gelten und nicht nur für diejenigen, die gleicher als gleich sind. Von Gabriele Boos-Niazy Von Gabriele Boos-Niazy
Das Bundesverfassungsgericht hat das Kopftuchverbot gekippt, dem Gesetzgeber aber einen Stolperstein auf den Weg gelegt. Nun liegt es an der Politik: die Neuregelung kann für Vielfalt zu werben oder Islamhassern eine Steilvorlage liefern. Von Ekrem Şenol Von Ekrem Şenol