Der Bundestag hat am Holocaust-Gedenktag in seiner traditionellen Gedenkstunde an die Gräuel der NS-Zeit erinnert. Im Mittelpunkt standen Warnungen vor aktuellen Formen von Antisemitismus, verkleidet in Verschwörungsmythen.
Eine bis heute andauernde Diskriminierung von Sinti und Roma beklagt der Zentralratsvorsitzende Romani Rose anlässlich des Europäischen Holocaust-Gedenktags für Sinti und Roma. Viele lebten heute noch in Anonymität.
Es ist ein einmaliges Gedenken: Vertreter der evangelischen Kirche und des Zentralrats der Juden erinnern gemeinsam mit Sinti und Roma an die Schoa und an den Völkermord an den Sinti und Roma - in Auschwitz, dem Ort des Zivilisationsbruchs.
Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 78 antiziganistisch motivierte Straftaten registriert. Das ist ein Anstieg um 15 Prozent. Das teilt die Bundesregierung mit – und bezeichnet Sinti und Roma als „Personen aus fremden Kulturkreisen“.
Antisemitismus, Islamophobie und Anti-Ziganismus in Europa haben einem Bericht des Europarates zufolge ein alarmierendes Niveau erreicht. Auch eine mangelnde Achtung für die Menschenrechte von Migranten und Flüchtlingen bereitet den Verfassern Sorgen.
Vertreter der Sinti und Roma in Deutschland warnen vor zunehmender Radikalisierung und fordern die Erfassung antiziganistischer Vorfälle. Angehörige ihrer Minderheit würden bei terroristischen Anschlägen oft nicht benannt. In Hanau starb mindestens eine Romni. Von Michael Bosse
Ein Gutachten über eine im Sat1 ausgestrahlte Doku über Sinti und Roma fällt ein vernichtendes Urteil: Rassismus. Der Film widerspreche allen journalistischen Kriterien von Fairness, Ausgewogenheit und Aufklärung. Der Zentralrat prüft eine Klage, der TV-Sender wehrt sich.
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma wirft Sat.1 Rassismus vor. Eine am Mittwoch ausgestrahlte "Pseudo-Dokumentation" reihe sich ohne weiteres in die rassistische Tradition von Nazi-Propagandafilmen wie "Jud Süß" ein.
Ein Sinteza erhält auf eine Wohnungsanfrage eine Absage mit dem internen Vermerk: "Leichter Zigeunereinschlag; besser nichts anbieten!" Antiziganismus ist dem Politologen Grafe-Ulke zufolge weit verbreitet. Deutschland werde seiner historischen Verantwortung nicht gerecht.
Deutschland soll seiner historischen Verantwortung gegenüber Sinti und Roma gerecht werden. Der Bundestag verabschiedete einen entsprechenden Regierungsantrag. Ein Expertengremium soll einen Bericht vorlegen. Romani Rose sprach von einem wichtigen Schritt.