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Eine Kirche in Frankfurt © friedenspanzer @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

"Alle einbeziehen"

Kardinal Marx kritisiert bayerische Kreuz-Pflicht

"Spaltung, Unruhe, Gegeneinander" beklagt Münchens Erzbischof Marx infolge des bayerischen Kabinettsbeschlusses. Sein evangelisches Gegenüber Bedford-Strohm verzichtet in der Debatte um Kreuze in Behörden auf direkte Kritik an der Söder-Regierung.

Mittwoch, 02.05.2018, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 03.05.2018, 16:08 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Die Kreuz-Pflicht in bayerischen Behörden wird weiter kontrovers diskutiert. Während der katholische Münchner Erzbischof Reinhard Marx den Erlass der Staatsregierung kritisierte, weil er „Spaltung, Unruhe, Gegeneinander“ geschaffen habe, äußerte sich der evangelische bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm zurückhaltend: Es gehe „natürlich nicht“, das Kreuz auf ein Kultursymbol zu reduzieren. Den Vorwurf, das Christentum zu vereinnahmen, um die eigenen Ziele zu legitimieren, wolle er aber „niemandem konkret machen“. Die theologisch konservative Deutsche Evangelische Allianz begrüßt die Kreuz-Pflicht.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Marx, sagte der „Süddeutschen Zeitung“: „Das Kreuz lässt sich nicht von oben verordnen.“ Wenn das Kreuz nur als kulturelles Symbol gesehen werde, habe man es nicht verstanden. „Dann würde das Kreuz im Namen des Staates enteignet.“ Das Kreuz könne man nicht haben ohne den Mann, der daran gehangen habe, führte Marx aus: „Es ist ein Zeichen des Widerspruchs gegen Gewalt, Ungerechtigkeit, Sünde und Tod, aber kein Zeichen gegen andere Menschen.“

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Debatte über das Kreuz

Das bayerische Kabinett unter Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte in der vergangenen Woche die allgemeine Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaats geändert. Im Eingangsbereich aller staatlichen Dienstgebäude muss ab 1. Juni als Ausdruck der „geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns“ deutlich wahrnehmbar ein Kreuz als sichtbares Bekenntnis zu den Grundwerten der Rechts- und Gesellschaftsordnung angebracht werden.

Die gesellschaftliche Debatte über das Kreuz ist nach Einschätzung von Kardinal Marx wichtig: „Was heißt es, in einem christlich geprägten Land zu leben?“ Dafür müsse man aber alle einbeziehen: Christen, Muslime, Juden und jene, die gar nicht gläubig seien.

Bedford-Stroh: Kreuz mit Leben füllen

Bedford-Strohm sagte der „Nordwest-Zeitung“: „Ich freue mich natürlich immer, wenn das Kreuz, das für unseren Glauben steht, auch wirklich ernst genommen wird.“ Entscheidend sei, dass das Kreuz nicht nur an der Wand hänge, sondern auch inhaltlich mit Leben gefüllt werde. Ein Kreuz aufzuhängen, gehe mit Selbstverpflichtung auch im politischen Handeln einher. „Das heißt Feindesliebe, Einsatz für die Schwachen, universales Liebesgebot, also nicht die Benutzung des Kreuzes zur Abwehr gegen andere, sondern als Grundlage dafür, dass wir eine Verantwortung für alle Menschen haben“, unterstrich der Landesbischof und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Das Kreuz sei „zuallererst ein religiöses Symbol“, betonte Bedford-Strohm. Am Sonntag hatte er auf Facebook geschrieben: „Wer sich jeden Tag für den Glauben engagiert, es aber falsch findet, das über eine staatliche Verordnung zu machen, ist deswegen sicher kein Selbstverleugner.“

Evangelische Allianz begrüßt Kreuz-Pflicht

Die Deutsche Evangelische Allianz begrüßte unterdessen, dass sich der bayerische Ministerpräsident „den christlich-jüdischen Wurzeln unserer Gesellschaft verpflichtet weiß“. Generalsekretär Hartmut Steeb sagte am Montag in Bad Blankenburg dem Evangelischen Pressedienst: „Eine Instrumentalisierung des Kreuzes für politische und wahltaktische Ziele lehnen wir grundsätzlich ab, können diese in der Initiative von Markus Söder allerdings auch nicht erkennen.“ Die Deutsche Evangelische Allianz vertritt als Dachverband rund 1,3 Millionen evangelikal, pietistisch und charismatisch ausgerichtete Christen aus Landes- und Freikirchen.

Unterdessen warf der katholische Theologe Hans-Joachim Sander dem bayerischen Ministerpräsidenten vor, das Kreuz für eine persönliche Macht-Demonstration missbraucht zu haben. „Mit dem Kreuz-Symbol als Ausdruck einer angeblich christlichen Macht drängt er andere Religionsgemeinschaften und deren Gläubige, aber auch Nicht-Gläubige an den Rand“, sagte der Salzburger Dogmatiker dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er rechne damit, dass der CSU-Politiker für seine „präpotente Kreuzdemonstration“ einen politischen Preis zahlen werde, sagte der Theologie-Professor der Universität Salzburg. (epd/mig) Aktuell Politik

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  1. -Ute Plass sagt:

    „Die Deutsche Evangelische Allianz begrüßte unterdessen, dass sich der bayerische Ministerpräsident „den christlich-jüdischen Wurzeln unserer Gesellschaft verpflichtet weiß“. Generalsekretär Hartmut Steeb sagte am Montag in Bad Blankenburg dem Evangelischen Pressedienst: „Eine Instrumentalisierung des Kreuzes für politische und wahltaktische Ziele lehnen wir grundsätzlich ab, können diese in der Initiative von Markus Söder allerdings auch nicht erkennen.“

    Der Generalsekretär Steeb scheint mit Blindheit geschlagen, vielleicht
    weil er und Söder ‚Brüder im Geiste‘ sind? ;-)

  2. Sepp sagt:

    Das Kreuz ist ein universales Symbol. Und mal abgesehen davon: In Ostbayern sind es bis zu 85% Katholiken.