Ein Fremdwoerterbuch
Der neue muslimische Mann
Die Nachfrage nach polygamen Ehen geht vor allem von Frauen aus, nicht von Männern. Das sagen jedenfalls muslimische Partnervermittler in der ganzen Welt. Kübra Gümüşay überrascht das.
Von Kübra Gümüşay Dienstag, 17.04.2012, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 19.04.2012, 7:48 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Schockiert schaute ich Marie an. Meine französische Freundin meinte es ernst: „Ich will am liebsten in einer polygamen Ehe leben.“
In einer Rastafari-Gemeinschaft hatte sie sich in den verheirateten Leiter verliebt und er sich in sie. Seine Frau, die Wochen später dazukam und die Marie als „unheimlich stark und mütterlich“ bewunderte, bekam mit, was los war, und verbannte Marie.
Seitdem lebt sie mit diesem Traum: „Ein starker Denker mit seiner starken Erstfrau und ich. Er wird mein Mann, sie eine Schwester. Mit meinen Kindern werde ich manchmal mit ihnen leben, meist aber unabhängig durch die Welt ziehen.“
Die nächsten Tage versuchte ich, ihr diese Idee auszureden: „Wie willst du so ein Paar finden? Und wie soll das je harmonisch funktionieren?“
Eine Dokumentation hatte kurz vorher gezeigt, wie stark Erstfrauen in polygamen Ehen unter der Existenz der Zweitfrauen psychologisch leiden – unabhängig davon, wie etabliert diese Lebensweise in ihrer Kultur ist. „Auch im Islam“, erzählte ich, „darf man eine polygame Ehe nur dann eingehen, wenn der Mann unter anderem garantieren kann, dass er alle Frauen gleich behandeln werde. Und welcher Mensch kann das schon?“ Doch Marie blieb dabei.
Dann las ich kürzlich, dass erfolgreiche, studierte und karrierebewusste muslimische Frauen in England freiwillig polygame Ehen eingehen – weil es ihnen an muslimischen Männern fehle, die mit ihrem Erfolg mithalten oder umgehen könnten.
„Die Nachfrage nach polygamen Ehen geht vor allem von Frauen aus, nicht von Männern“, sagt Mizan Raja, Organisator von muslimischen Partnervermittlungsveranstaltungen in der ganzen Welt.
Überrascht las ich zu Hause in Oxford diese Nachricht. Ausgerechnet emanzipierte Musliminnen suchen sich diesen Lebensentwurf aus? Leider ist das gar nicht so überraschend, wie es klingt. Seit einigen Monaten führe ich zusammen mit einer Berliner Freundin nebenher eine private muslimische Single-Datenbank. Mission: Verkupplung. Allerdings: Auf 14 Frauen kommen durchschnittlich 3 Männer.
Nicht, dass es nicht genug muslimische Männer gäbe. Das Problem ist vielmehr die gewünschte Mischung aus Erfolg, Identität und Religiosität.
Eine Single-Freundin beschrieb mir ihre Lage: „Muslimische Männer gehen immer ins Extreme. Entweder spielen sie den superstrengen Heiligen oder schmeißen ihren Glauben beim Verlassen der Haustür in die Tonne. Entweder sind sie studiert, erfolgreich, aber dafür hyperassimiliert und wollen um keinen Preis als ausländisch oder gar muslimisch erkannt werden; oder sie lassen die Uni links liegen und lassen stattdessen überall den Muslim oder den Ausländer raushängen. Kann es denn so schwer sein, sich in der goldenen Mitte zu bewegen?“
Vielleicht nicht, aber es fehlt an Vorbildern. Jedenfalls an männlichen. Denn viele muslimische Frauen – mit und ohne Kopftuch – schaffen es, Erfolg, Religiosität, Tradition und das Leben in einem westlichen Wertesystem miteinander zu vereinbaren. Könnte ja auch ein Vorbild für Männer sein. Aktuell Meinung
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Den letzten drei Paragraphen stimme ich zu. Frauen passen sich besser an als Männer. Ich bin auch Muslimin, habe an den besten europäischen Universitäten studiert und muss sagen, dass ich niemals diesen „Lebensentwurf“ aussuchen würde. Ich persönlich bin mir als zweite Frau eines Mannes zu schade und habe auch kein Verständnis für die im Artikel beschriebenen Frauen, die damit einverstanden sein sollen.
Ich glaube das hat in diesem Fall nichts mit dem Islam zu tun, sondern daß auch erfolgreiche Frauen meistens einen wenigstens gleichstarken Mann suchen, anders als Männer die sich schnell mit einem Hausmütterchen zufrieden geben.
Frauen sind allgemein immernoch mehr auf echter Partnersuche als Männer!
Die Idee der Polygamie entspringt doch eher uralten Mustern einer Selbstdefinition in Abhängigkeit.
Ein Studienabschluss garantiert noch nicht, emanzipierte Lebensentscheidungen treffen zu können, wie es scheint.
Wessen Neudefinition von Emanzipation sich in der Rolle der Zweitfrau realisiert, dessen Bildungsprogramm halte ich für noch nicht abgeschlossen.
Ist ein wenig schad dass es die Zeitehe nur bei den Schiiten gibt, oder?
Frauen (Muslimische/Türkische) tendieren dazu Konflikten aus dem Weg zu gehen und einfach nachzugeben wenn es zu Meinungsverschiedenheiten mit den Lehrern in der Schule kommt. Männer hingegen tun dies und widersprechen wenn die Lehrkräfte mit Klischees und Vorurteilen an sie herantreten. Somit entstehen Ungereimtheiten und Konfliktpotenziale, welche in die Benotung der Lehrer (bewusst/unbewusst) miteinfließen. Außerdem gibt es das Klischee vom Unterdrückenden und Aggresiven Türken, der so gut es geht am Werdegang gehindert werden muss und im Gegensatz zu ihm, die türkische Frau, der geholfen werden muss, weil sie schon sowieso von Ihrem Vater und großen Bruder genug zu leiden hat. Deswegen ziehen die Jungen auf Dauer den Kürzeren, da sie mit zu schlechten Noten einfach aus der Schule rausgeekelt werden. Langfristig und bildungstechnisch gesehen profitieren die Frauen aufgrund ihrer Charaktereigenschaften und der großzügigen Haltung der Lehrer gegenüber ihnen, welche ihnen einen leichteren Unizugang gewährt.
Noch dazu abverlangen die Eltern von Ihren Töchtern viel weniger als von Ihren Söhnen. Viele männliche Studenten müssen selber zusehen, wie sie finanziell zu Recht kommen, daher dauert die Studienzeit dementsprechend halt länger, wenn sie überhaupt noch die Motivation für den Abschluss aufbringen können. Was natürlich eine harte Aufgabe ist, denn die türkischen Studenten, haben am Arbeitsmarkt genau den Wert eines unqualifizierten Arbeiters, da er nicht besondere, nämlich keine Qualifikationen vorzuweisen kann, weil er die letzten Jahre in der Schule gesessen ist und keine Ausbildung machen konnte. Es gibt schon diese „religiös bewussten und wissbegierigen männlichen Studenten“ im Lande, die den Weg der goldenen Mitte gehen, jedoch fehlt es denen die Zeit und Energie sich täglich in irgendwelchen Blogs herumzutreiben und sich zu Fragen wo die pietätvolle Muslima wohl stecken mag, denn diese kommen gerade erschöpft aus der Produktionshalle von BMW in der sie gerade den Boden schrubben waren, um über die Runden zu kommen.
Liebe ist ein unordentliches Gefühl und interessiert sich erstmal herzlichwenig für Recht und Ordnung, das ist bis hierhin kein allein muslimisches Problem.
Und so haben auch nichtmuslimische Frauen mit akademischen Grad so ihre Eheanbahnungsprobleme. Und es ist doch die offene neckische Frage, ob nicht viele der alleinerziehenden Mütter vielleicht auch nur eine Spielart der Zweitfrau sind.
Immerhin ist alleinerziehend, das dürfte sich, wenn auch gerne verdrängt, mittlerweile rumgesprochen haben, der Gang in eine Risikogruppe.
Polygame Ehen sind ein Relikt aus der Zeit, als der Islam und das Judentum noch Wüstenreligionen waren. Sie dienten dem Überleben des Stammes, wie auch die Regelung, dass der Bruder eines Verstorbenen sich dessen Witwe annimmt. Da ein solches kulturelles Brauchtum dem Sexualleben des Mannes sehr entgegenkommt, ist die polygame Ehe auch weiter erhalten geblieben, obwohl die Ursache ihrer Einführung nicht mehr vorhanden ist. Wenn heute muslimische Frauen eine solche Ehe bewusst suchen, dürften religiöse Gründe sehr im Hintergrund stehen. „Mit meinen Kindern werde ich manchmal mit ihnen leben, meist aber unabhängig durch die Welt ziehen.“ Das ist eine reine Versorgungsargumentation. Nicht anders als die alleinstehende Nichtmuslimin, die sich von einem finanzkräftigen Mann aushalten lässt (Eigentumswohnung, monatliche Zahlungen, Apanage usw.).