Gemeinsamer Kandidat

Joachim Gauck soll der neue Bundespräsident werden

Der frühere Präsidentschaftskandidat der SPD, Joachim Gauck, soll neuer Bundespräsident werden. Das gaben die Spitzen der Union, SPD, Grüne und FDP gestern Abend bekannt. Nur für die Linkspartei ist er unwählbar. Gauck hatte Sarrazin „Mut“ bescheinigt. Verdient er trotzdem eine Chance?

Von Montag, 20.02.2012, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 21.07.2012, 0:47 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Bundespräsident Christian Wulff wurde zurückgetreten – von der vierten Gewalt. Ob seine Rede vom 3. Oktober 2010 ausschlaggebend war, in der er dem Islam bescheinigte, auch zu Deutschland zu gehören, wird niemals aufgeklärt werden. Fakt ist aber, dass die Medien ihn nach dieser Aussage nicht mehr wie gewohnt im rechten Licht abdruckten, sondern fortan nur noch Fragen stellten. Dieser Nachgeschmack wird bleiben.

Bleiben wird auch Wulffs Weihnachtsansprache, die er zum Großteil den Hinterbliebenen der Neonazi Opfer widmete. Er wird Millionen Menschen in Erinnerung bleiben, als ein großer Staatsmann, der sich für Vielfalt und Pluralität einsetzte – Ganz im Sinne der Verfassung, und als jemand, der sich allen Menschen in diesem Land verpflichtet fühlte.

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Joachim Gauck
Nun soll der frühere Präsidentschaftskandidat der SPD, Joachim Gauck, das Amt übernehmen. Die FDP hatte sich am Sonntagabend auf ihn geeinigt und die Union widerwillig zugestimmt. In einer spontan einberufenen Pressekonferenz präsentierten die Parteichefs aller Bundestagsfraktionen dann Joachim Gauck als den neuen gemeinsamen Bundespräsidenten.

Nur die Linkspartei war nicht vertreten. Für sie ist Gauck unwählbar. Die Begründung lieferte die migrationspolitische Sprecherin der Linkspartei Sevim Dağdelen bereits am Freitag: „Jemand, der wie Gauck dem Rechtspopulisten Sarrazin bezüglich seiner rassistischen und diskriminierenden Aussagen zu Migrantinnen und Migranten ‚Mut‘ bescheinigt, disqualifiziert sich.“ Gauck stehe für eine Politik, „die keine Berührungsängste zu rechtspopulistischen Inhalten“ habe.

Fakt ist
Ende 2010 hatte Gauck Thilo Sarrazin, attestiert, „Mut bewiesen“ zu haben. „Er hat über ein Problem, das in der Gesellschaft besteht, offener gesprochen als die Politik“, hatte Gauck gesagt. Die politische Klasse könne aus dem Erfolg von Sarrazins Buch lernen, dass „ihre Sprache der politischen Korrektheit bei den Menschen das Gefühl weckt, dass die wirklichen Probleme verschleiert werden sollen“.

Die Frage, ob Gauck Sarrazin auch dann Mut bescheinigt hätte, wenn er im Juni 2010 die Präsidentschaftswahl gegen Christian Wulff gewonnen hätte, wird nur er beantworten können. Und diese Chance sollte man ihm geben. Denn Fakt ist, dass viele, die heute Wulff hinterhertrauern, sich ursprünglich für den SPD- und Grünen-Kandiaten Gauck starkgemacht haben. Leitartikel Politik

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  1. Kerem sagt:

    Es ist unglaublich, dass SPD und Grüne einen überzeugten Feind der Armen, einen Sarrazin-Unterstützer (na ja, kein Wunder, er kommt ja aus dem Osten) uns als Bundespräsidenten aufgezwungen haben. Sie haben sich ins eigene Fleisch geschnitten, das werden sie sehr bald erkennen müssen.

  2. Rechenratz sagt:

    „uns als Bundespräsidenten aufgezwungen“

    Was heißt hier „uns“? Kerem, haben Sie einen deutschen Pass, sind Sie also deutscher Staatsbürger?

  3. Warum die Linke gegen den Antikommunisten Gauch ist, ist wohl klar. Ich finds auch gut, dass eine extremistische Partei, wie die Linke von den restlichen Demokraten ausgeschlossen wird.

    Davon ab werden hier Zitate aus dem Zusammenhang gerissen und es wird so getan, als hätte Herr Gauck sich durchweg positiv zu Sarrazin geäußert, er erwähnt Sarrazin aber nur insofern als positiv, als das es gut sei, dass die Debatte über Integration angestoßen wurde. Aber lesen Sie selbts, hier ist das komplette Interview

    http://www.sueddeutsche.de/politik/interview-mit-joachim-gauck-warum-ueberlassen-wir-den-stolz-den-bekloppten-1.1006716

    Die Verschwörungstheorien zu Wulff, in Verbindung mit der versuchten Denunziation Gauck`s hier sind einfach nur lächerlich.

  4. Zensus sagt:

    Ob es der Autor dieser Zeilen ist oder seine glaubensbrüdernde Kommentatoren, es offenbart sich ein Demokratieverständnis, das nur als furchterregend zu bezeichnen ist.
    Dieses Land ist das Land der Deutschen und es ist zu hoffen, dass immer mehr Deutsche solcherlei Elaborate und die dazugehörigen Islamkommentare zu lesen bekommen; denn dann wissen sie, welch faschistoiden Geistes Kind diese Leute sind.

  5. Die_Emotionale sagt:

    Schlimmer wäre es, wenn uns Erdogan als BP aufgezwungen würde Herr Kerem. Drohen lassen wir uns auch nicht, machen Sie das bitte da, woher Sie kommen oder woher Ihr Vorfahren her kommen!!!!!!!

  6. Kerem sagt:

    @Rechenratz
    Ja, auch wenn es Ihnen anscheinend nicht gefällt, besitze ich die deutsche Staatsbürgerschaft wie Millionen der in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund :-)

  7. Unfassbar sagt:

    Es ist doch keine Frage der Staatsangehörigkeit oder des Migrationshintergrundes…es ist einfach eine Frage des Interlekts! Man muss Meinungsfreiheit zulassen und dazu gehört auch die Thesen von Sarrazin zu akzeptieren, soweit sie Grundlage einer Diskussion sein sollen.
    Der Schwachsinn („Feind der Armen“) der hier von Leuten wie Kerem aber auch von Die Emotionale geschrieben wird ist erschreckend und verkennt, dass Gauck einfach nur die Realität beschrieben hat.

    PS.: Kurzer Hinweis: Religion ist hier in D getrennt vom Staatswesen! Die Religion ist daher nicht zu thematisieren. Ob er Moslem oder Christ ist darf nicht das Amt betreffen…

  8. Lutheros sagt:

    Ist dieser Artikel ein Karnevalsscherz, Herr Senol?
    Ein einziger Satz eines Bundespräsidenten ist für Sie der Dreh und Angelpunkt, und dann auch noch nur für eine einzige Theorie: Verschwörung der öffentlichen Meinung.
    Gehen Sie nach Hollywood!
    Wo ist Ihr Blick auf den gesamten Präsident Wulff? Wo ist Ihr Blick fürs Ganze? Haben Sie das Prinzip Bundespräsident und Vorteilsnahme im Amt verstanden?

    Das ewige „die-Welt-hat-sich-gegen-uns-Muslime-verschworen“ kann kein Mensch mehr hören. Natürlich ist es so – Ich verrate Ihnen etwas: Dass Ramadan dieses Jahr mitten in die längsten Sonnentage fällt, haben die westlichen Medien organisiert.

  9. Kerem sagt:

    Liebe ausländerfeindliche Gäste, ich bin ungläubig, hab nichts mit der Religion am Hut, also erspart euch eure sinnlosen Kommentaren mit dem Islam usw. Ihr seid in euren Kommentaren so hasserfüllt. Doch ihr werdet es nicht schaffen, denn ihr seid eine klitzekleine Minderheit in dieser Gesellschaft. Der größte Teil der Gesellschaft ist weltoffen, demokratisch und freundlich, so dass eure Bemerkungen mich wirklich kalt lassen, sogar zum Lachen bringen :-)