SPD Rheinland-Pfalz

Muttersprache anerkennen, Mehrsprachigkeit födern

Die rheinland-pfälzische SPD-Fraktion fordert die Stärkung des muttersprachlichen Unterrichts für Kinder mit Migrationshintergrund. Denn die Herkunftssprache sei Teil der kindlichen Identität und die Basis für die Weiterentwicklung.

Mittwoch, 02.02.2011, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 07.02.2011, 23:25 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Immer mehr Kinder wachsen in Deutschland zwei- oder mehrsprachig auf. Der andauernde Prozess der europäischen Erweiterung und die wirtschaftliche Globalisierung stellen sprachliche Anforderungen an die künftigen Generationen, die über das Fremdsprachenlernen der Vergangenheit hinausgehen. „Die lebensweltlich angelegte Zweisprachigkeit von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund sollte als ein Element dieser Entwicklung gesehen werden und nicht als Ausnahmesituation“, so die SPD-Landtagsfraktion in Rheinland-Pfalz in ihrem Antrag „Mehrsprachigkeit als Chance“.

Muttersprache anerkennen
Damit wollen die Sozialdemokraten Kindern mit Migrationshintergrund die Möglichkeit geben, bereits in Kindertageseinrichtungen in ihrer Herkunftssprache bestärkt zu werden. Und das gelte auch für den Schulunterricht von ersten bis zur zehnten Klasse. In allen Schulen müsse die Teilnahme an einem freiwilligen Muttersprachenunterricht gewährleistet werden mit dem Ziel, es als zweite oder dritte Fremdsprache anzuerkennen. Wünschenswert sei auch eine Abiturrelevanz.

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Das Beherrschen der deutschen Sprache sei auch weiterhin die grundlegende Bedingung für eine gelingende Integration in das soziale und gesellschaftliche Leben. Denn gute Kenntnisse in Deutsch legten das Fundament für den späteren schulischen oder beruflichen Erfolg. Der beste Weg dorthin sei der möglichst frühe Besuch einer KiTa, in der die Sprachentwicklung der Kinder systematisch beobachtet und gefördert werde.

Keine Diskreditierung der Muttersprache
Über die allgemeine sprachpädagogische Förderung aller Kinder hinaus benötigten Kinder mit Migrationshintergrund aber auch differenzierte und individualisierte Angebote zur Förderung ihrer Herkunftssprache und der Zweitsprache. Besonders der Herkunftssprache komme in der Entwicklung ihrer individuellen Identität und ihrer Persönlichkeit eine große Bedeutung zu. Denn die „Herkunftssprache ist Teil der kindlichen Identität und sie ist die Basis für die Weiterentwicklung von Kindern. In dieser Sprache beginnen sie zu denken, Wünsche oder Meinungen zu äußern und entwickeln emotionale Bindungen. In ihrer Herkunftssprache lernen Kinder soziale Regeln, kulturelle Normen und Werte kennen“, so die SPD in ihrem Antrag.

Statistik: In Rheinland-Pfalz besuchen mehr als 13 000 Schüler den ergänzenden muttersprachlichen Unterricht, der in 15 verschiedenen Herkunftssprachen angeboten wird.

Schließlich sei die Förderung der Herkunftssprache für ein Kind zusätzlich mit der Erfahrung verbunden, dass es als Person akzeptiert werde, was für die Integration von großer Bedeutung sei. Denn Mehrsprachigkeit gehöre zum Lebensalltag und solle im Prozess sprachlicher Bildung als Chance verstanden und genutzt werden. „Die Sprache zu diskreditieren heißt, einen Teil der Identität, der Persönlichkeit auszublenden und negativ zu werten“, so die SPD-Fraktion.

Eltern müssen Muttersprache pflegen
Zum Aufbau eines positiven Selbstbildes sei es daher wichtig, dass die Herkunftssprache eines Kindes wertgeschätzt und gefördert werde. Sprachliche Strukturen, die in der Herkunftssprache erworben und stabilisiert würden, könnten auf weitere Sprachen übertragen werden und sich positiv auf die Entwicklung und das Sprachbewusstsein auswirken.

Werde aber die altersgemäße Sprach- und Begriffsentwicklung, die ein Kind in seiner Herkunftssprache vollziehe, nicht aufgegriffen, könne die Sprachentwicklung unterbrochen werden, was in der Zweitsprache nicht mehr aufgefangen werden könne. Die Sozialdemokraten weiter: „Die Herkunftssprache ist demnach kein Hindernis für den Deutschlernprozess, sondern dient vielmehr als notwendige Grundlage für den erfolgreichen Zweitspracherwerb.“ Daher sollten Eltern bestärkt werden, neben dem Deutschen die Herkunftssprache weiter zu pflegen. (sb)
Politik

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  1. Cenger-dogan sagt:

    Seltsam, dass immer zu Wahlzeiten die Migranten in diesem Land zum Diskussionsthema gemacht werden!! Einige „schlaue“ ich moechte gern Politiker, die weder ueber die Einwanderungsgeschichte, noch ueber die Einfuehrung des MUTTERSPRACHENUNTERRICHTES bescheid wissen, versuchen wieder einmal zu polarisieren!!Wie lange gibt es den Muttersprachenunterricht schon?? Jetzt erst braucht das Land Geld fuer Foerderung der Deutschen Sprache?? Die CDU soll aufhoeren INTEGRATION zu stoppen, mit dieser Politik kann man kein EINWANDERUNGSLAND regieren oder gar in der EU an der SPITZE sitzen!!

  2. Homo sapiens sagt:

    ….die muttersprache ist ein grundrecht und garant fur die Identitats-und Personlichkeitsentwicklung freunde.die deutsche ohnmacht durch forderung der muttersprache vom fremden kontrolliert und indoktriniert zu werden ist symptomatisch und kleinkarriert.Offensichtlich war das dritte reich nicht beispiel genug fur den eindimensionalen wahnsinn und die methodische ignoranz eines hohlen volkes

  3. Pingback: Die Nominierungen für den Integrator und Integrationsverweigerer des Monats Februar 2011 | Migration und Integration in Deutschland | MiGAZIN

  4. posteo sagt:

    Hier leben Menschen aus jedem Land der Welt. Berücksicht man noch die Mehrsprachigkeit in vielen Ländern, wieviel muttersprachlichen Unterricht müssen wir denn dann anbieten?
    Eine gewisse Verantwortung für die familiären Traditionen muss bei der Familie bleiben. Deutschstämmige Kinder bekommen ja auch keinen Mundartunterricht, wenn sie in einer anderen Dialektgegend aufwachsen, als ihre Eltern.

  5. Olli sagt:

    Ich suche eine Auflistung von Grundchulen in RLP die Muttersprache Tuerkisch anbieten. hat jemand eine Idee wo ich sowas finde?

  6. TaiFei sagt:

    Mirco sagt: 2. Februar 2011 um 11:23
    „Auch die Hundertausenden Ruhrpolen sind doch das beste Beispiel das es nicht 2 Sprachen braucht.Wer denkt bei Schimanski noch an Polen?“
    Sie sollten Sie vielleicht mal mit der Geschichte der „Ruhrpolen“ vertraut machen. Damals gab es genau die GLEICHEN Diskussionen und Anthipathien um Integration usw. usf.

  7. Pippi sagt:

    Ich bin selber Migrant und kann den obigen Schwachsinn nicht nachvollziehen. Kinder müssen Deutsch lernen denn sie leben in Deutschland. Sie sollen lernen in dieser Sprache zu denken, das ist wichtig. Die Muttersprache können sie zu Hause pflegen. Ich bin auch dafür, dass das Sprechen der eigenen Muttersprache in der Schule verboten wird. Die Kinder sollen lernen sich zu integrieren und nicht in einer Parallelwelt zu leben. Wenn Migrantenkinder in der Klasse in ihrer eigenen Muttersprache reden, dann ist das für die anderen, das können Deutsche oder andere Migranten sein, ein Ausschlußkriterium.
    Der Vorschlag der SPD ist sehr abstrus, dubios… alles andere als normal und vernünftig. Ich frage mich, welche politischen Ziele verfolgt die SPD mit diesem Vorschlag?

  8. Saadiya sagt:

    @ posteo

    Um eine Fremdsprache erlernen zu können, muss man seine Muttersprache möglichst gut beherrschen. Wer aber auch seine Muttersprache nicht richtig beherrscht, der bleibt „sprachlos“ in doppelter Hinsicht.