Türkische Schulabgänger

Streit um Genozid-Vorwurf rutscht unter die Gürtellinie

Kenan Kolat (TGD) bezeichnete in der Hürriyet die Aufnahme des vermeintlichen Massakers an den Armeniern in den Lehrplan der brandenburgischen Schulen als eine psychologische Belastung für die Schüler. Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach (CDU) kontert nun mit Anatolien und türkischen Schulabgängern ohne Abschluss.

Montag, 10.08.2009, 7:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 21.08.2010, 3:06 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Kenan Kolat, Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD) bezeichnete in der Hürriyet vom 5. August 2009 die Aufnahme des vermeintlichen Massakers an die Armenier in den Lehrplan der brandenburgischen Schulen als eine psychologische Belastung für die Schüler, der sie in ihren schulischen Leistungen beeinflusse, (wir berichteten).

Es sei die Aufgabe der Historiker, solche geschichtlichen Ereignisse zu hinterfragen und zu bewerten. Dies sei bisher aber unzureichend und nur einseitig behandelt worden. Deshalb müsse der Lehrplan geändert und die Genozid-Vorwurf aus der Lehrerhandreichung entfernt werden.

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Außerdem, so Kolat, gefährde es „gefährde den inneren Frieden“ und müsse daher aus dem Lehrplan gestrichen werden.

„Schließlich hat die Hälfte der in Deutschland lebenden drei Millionen Türken überhaupt keinen Schulabschluss“
Die Sprecherin für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Erika Steinbach reagierte auf die Ausführungen Kolats und erklärte: „Die Intervention von Kenan Kolat, den Genozid an den Armeniern aus dem Lehrplan von Schülern zu streichen, mag vielleicht in Anatolien erfolgreich sein, im bundesdeutschen Brandenburg verbietet sich jedoch eine solche Einmischung in die Schulhoheit.“

Im Osmanischen Reich seien etwa 1,5 Millionen Armenier systematischen Massakern und Deportationen zum Opfer gefallen. Das im Unterricht unter den Tisch kehren zu wollen, widerspreche völlig einer freien Erziehung.

Kolats Begründung, die Bezeichnung „Genozid“ für die Massenmorde setze türkischstämmige Schüler unter einen „psychologischen Druck“, der sie in ihren schulischen Leistungen beeinflusse, sei absolut haltlos. „Schließlich hat die Hälfte der in Deutschland lebenden drei Millionen Türken überhaupt keinen Schulabschluss, obwohl der Genozid an den Armeniern bundesweit nur im brandenburgischen Lehrplan vorkommt.“, so Steinbach. Politik

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  1. Sternman sagt:

    Der nationalfaschistischer Völkermord an dem armenischen Volk …

    Der „deutsche“ Staatsbürger Kenan Kolat will also bestimmen , was wir in unserem Land zu denken haben sollen . Als nächstes fordert er dann Schweinefleisch Verbot, denn sonst könnte es zu Unruhen kommen .
    Kenan Kolat vertritt in erster Linie die Staatsinteressen der Türkei und leugnet brav mit . Selber im höchsten Masse intolerant, türkisch faschistisch verblendet und anti-sozial fordert Kenan Kolat von ihren Wirten in unverschämt ultimativer Form alle möglichen Rechte und Konzessionen ein . Türken wie Kolat ,rassistisch-nationalistisch und intolerant-faschistoide gesinnt ,stellen die eigentliche Gefahr für das friedliche Zusammenleben in Deutschland dar .

    Kolat bezeichnete in der Hürriyet vom 5. August 2009 die Aufnahme des vermeintlichen Massakers an die Armenier in den Lehrplan der brandenburgischen Schulen als eine psychologische Belastung für die Schüler, der sie in ihren schulischen Leistungen beeinflusse ? Was sollen denn dann die ganzen deutschen Schüler dazu sagen in Konfrontation mit dem jüdischen Holocaust oder die armenischen Schüler , Nachkommen der Opfer , nach ihrer Psyche ? Will Kolat damit behaupten alle deutschen Kinder seien psychisch total gestört wegen Holocaust auf dem deutschen Lehrplan ?

    Kolats Pressemitteilung auf der website von der Türkischen Gemeinde in Deutschland über seinen Zorn zu diesem Thema sind bis Dato nur auf türkisch veröffentlicht und nicht in deutsch . Wieso versteckt sich die Gemeinde mit ihren Leugner-Pressemitteilungen hinter der türkischen Sprache ?

    Eins ist aber sicher: Falls diese Gedenkstätte trotz türkischer Proteste irgendwann realisiert werden sollte, braucht sie eine sehr gute Brandmeldeanlage , falls Sie nicht schon unter Polizeischutz steht .
    .

    • Markus Hill sagt:

      Das ist interessant:
      „Kolats Pressemitteilung auf der website von der Türkischen Gemeinde in Deutschland über seinen Zorn zu diesem Thema sind bis Dato nur auf türkisch veröffentlicht und nicht in deutsch . Wieso versteckt sich die Gemeinde mit ihren Leugner-Pressemitteilungen hinter der türkischen Sprache ? “
      Ist prüfenswert. Hat jemand eine Übersetzung dieser Pressemitteilung bzw. könnte die migazin-Redaktion hier eine Übersetzung einstellen? (Man redet hier sonst immer über etwas, was man nicht kennt). Das wäre nett.

    • Markus Hill sagt:

      Herr „Mehmet“ hat netterweise nach einem Link zu der türkischsprachigen Kolat-Mitteilung gefragt. Leider kann ich kein Türkisch, also werde ICH die jetzt nicht finden können. Mich würde wirklich die Tonalität davon interessieren.

  2. Sternman sagt:

    Link wie gewünscht :

    http://www.tgd.de/

    Die Pressemitteilung exklusiv in türkischer Sprache : http://www.tgd.de/index.php?name=News&file=article&sid=955

    Herr Kolat wird schon wissen warum er die Pressemitteilung nicht auch auf deutsch veröffentlichen lassen hat .

    • Mehmet sagt:

      Da ich jetzt nicht unbegrenzt viel Zeit habe, werde Ich mich auf die Antwort auf die Kommentare von 2 Mitdiskutanten beschränken. Hierbei können Sie selbst wählen, wer mit mir weiterdiskutieren möchte (In beiderseitigem Interesse kommt Teleprompter hierbei nicht in Frage).
      Zur Tonalität: Ich habe jetzt auf Anhieb nichts böses im Sinne von „Schimpfen“ herauslesen können. Evtl können die Leute von Migazin ich mit der Übersetzung auseinanderetzen? Meine türkischkenntnisse werden für eine makellose Übersetzung nicht reichen.

      • Markus Hill sagt:

        Danke. Das wäre nett von Migazin. Es wäre halt interessant, ob da etwas Neues in der Tonaliät des Schreibens ist, ober völlig neutral. Ihr erster Eindruck geht da ja schon mehr in die „normale“ Ecke.

    • Markus Hill sagt:

      Danke.

      • Mehmet sagt:

        „über seinen Zorn zu diesem Thema sind bis Dato nur auf türkisch veröffentlicht und nicht in deutsch . “

        Wenn es jemanden gibt, der eine gute Übersetzung liefern kann, würde Ich mich durchaus freuen. Sternmann Ich muss sie leider sehr enttäuschen, aber etwas „Zorniges“ stand in dem Artikel schonmal gar nicht drin. Anstatt zu spekulieren und den Herrn Kolat zu dämonisieren, könnten Sie doch eine Mail an die Seite mit der Bitte um Übersetzung schreiben.

    • emire sagt:

      Vieleicht weil die Türken vertritt .

  3. Teleprompter sagt:

    Ein interessantes Interview zum Thema:

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/Brandenburg-Johannes-Lepsius-Hermann-Goltz;art128,2871365

    Johannes Lepsius hat 1915 als einer der ersten den Massenmord an den Armeniern dokumentiert. Der Bund will sein Gedenken mit finanzieller Hilfe für das Lepsius-Haus Potsdam fördern. Dagegen protestiert die Türkische Gemeinde mit einem Brief an Angela Merkel. Hermann Goltz vom Lepsius-Haus spricht im Interview mit Tagesspiegel.de über die Hintergründe des Streits.

    „… Die TGD sagt hingegen, der Ausbau werde „die Völkerverständigung zwischen Armeniern und Türken erschweren“.

    Ja. Die Leute, die diesen Brief geschrieben haben, wollen einfach nicht das Faktum des Völkermordes an den Armeniern akzeptieren, obwohl es von international anerkannten Historikern unabhängig voneinander festgestellt worden ist. Wenn man Versöhnung haben will, geht das nicht, wenn man die schwierigen Punkte unter den Teppich kehrt.

    Ihr Haus wurde nicht zum ersten Mal angegegriffen. Welcher Art waren die Angriffe in der Vergangenheit?

    Der Vorstand des Lepsius-Hauses Potsdam ist z.B. vom türkischen Botschafter nach Berlin eingeladen worden. Dort ist es nicht zu einem Gespräch gekommen, sondern man hat uns gesagt, das Lepsius-Haus „gefährdet die Stabilität der Türkei“. Das ist eine wahnsinnige Übertreibung für unsere Institution. Es ist erstaunlich und für uns schon fast zu viel der Ehre, dass diese relativ kleine Institution eine solche Aufmerksamkeit von der türkischen Regierung erfährt. Es zeigt aber, was für ein Tabu-Thema der Völkermord an den Armeniern bis heute ist….“

  4. Federico DiNunzio sagt:

    Frau Erika Steinbach hat mir ihrem Konter doch völlig recht. Was meint das Migazin denn mit „rutscht unter die Gürtellinie“?

    Ich als nichttürkischer Migrant kann nicht verstehen, warum gerade von türkischer Seite so oft Forderungen nach Sonderbehandlung gestellt werden. Ich bin der Meinung, wer hier wohnen will, soll sich – wie ich und viele, viele andere Migranten auch – an die hiesigen Sitten und Gebräuche anpassen und vor allem in erster Linie fragen, was er für sein neues Heimatland tun kann, anstatt ständig nur Forderungen zu stellen.

    Zum Thema Genozid an Armeniern: Die Anstoßung einer wissenschaftlichen Debatte ist ok, aber nicht das Hereinreden in Schulpläne mit völlig fadenscheinigen Begründungen und Drohungen („gefährde den Frieden“).

    Im Übrigen frage ich mich, warum der Genozid an den Armeniern bisher nur in Brandenburg thematisiert wird.

    • Markus Hill sagt:

      Interessante Anmerkung. Die etwas tendenziösen Überschriften bei migazin.de sind mir schon öfter aufgefallen. Spricht manchmal nicht für eine sachliche Darstellungsweise. Andererseits: Ist wohl eine „Grauzone“ von journalistischem Stil. Man tut dann schnell etwas ab als einen weiteren Türken-Lobby-Artikel.

      • Mehmet sagt:

        Andererseits regen genau solche Überschriften zur Diskussion an. Negative Titel über die türkische Minderheit gibt es ja schon in Massen auf anderen Seiten ;-)

        • municipal sagt:

          @ Mehmet

          Sind diese „negativen Artikel“ alle das Ergebniss der blühenden Phantasie von Medienredaktionen und deren grundsätzlicher Böswilligkeit?

          Wenn etwas nicht in Ordnung ist, gehört as AUF DEN TISCH, und nicht unter den Teppich. Man vermißt da machmal die Fähigkeit/den Willen zur Selbstkritik. Immer wegschieben und klagen ist natürlich bequemer.

          • Markus Hill sagt:

            Einige der Titel kann man wg. der Tendenzaussage (Türken – Teufel etc.) belächeln. Wenn es die türkische Seele zum Trost braucht, dann kann man wohl damit leben. Fairerweise muss man aber zugestehen, dass für Kritik gut Platz ist in den Kommentaren der Leser. Natürlich wird hier „Türken-Propaganda“ (im Sinne von Gegenpropaganda gegen Medien-Mainstream) betrieben, nicht in negativer Weise – und es ist auch kenntlich gemacht, welche Auffassung die Redaktion vertritt. Damit sollte man irgendwie leben können. Selbstkritik bei der Gruppierung, die selber die grössten Probleme (wieder pauschalisiert ausgedrückt, ich weiss) verursacht hat – hm, manchmal schon. ABER: „Jammer, jammer, die anderen…und überhaupt die Deutschen haben…etc.“ – auch das findet man oft vor.

          • Mehmet sagt:

            Beschweren sich die Deutschen über „Migranten“: „Das muss doch endlich mal ausgesprochen werden.“

            Beschweren sich die „Migranten“ über Deutsche: „Diese “negativen Artikel” sind alle das Ergebniss der blühenden Phantasie von Medienredaktionen und deren grundsätzlicher Böswilligkeit“

        • Markus Hill sagt:

          Ja. Das meinte ich wohl mit „Grauzone“.:-):-)

    • Teleprompter sagt:

      „Im Übrigen frage ich mich, warum der Genozid an den Armeniern bisher nur in Brandenburg thematisiert wird.“

      Herr Kolat arbeitet gerade daran (vermutlich unfreiwillig), dass das anders wird.

  5. Markus Hill sagt:

    @Mehmet
    Zitat:
    „Arbeitssuche, Geld
    Wenn die “Almancis” (negativer Ausdruck für Deutschtürken) mit Ihren Mercedes Benz in Ihre Dörfer fahren, dann sieht der Dorfi das und will diesen Wohlstand auch.“
    Das heisst, dass man Ehen schliesst um den Einwanderungsstop zu umgehen. Man sollte Verständnis dafür haben, dass die Deutschen ein starkes Interesse daran haben, dass diese Leute die deutsche Sprache beherrschen. Ich würde noch weiter gehen, die meisten Deutschen wünschen diese Form und Qualität von „dörflicher Zuwanderung“ nicht mehr. Die gegenwärtig Dosis an „dörflicher Zuwanderung“ aus der Türkei war in den 60er Jahren schon ein „Flop“. Von den Folgen haben wir uns bis heute noch nicht erholt.
    Wahrscheinlich ist das doch noch ein Grund mehr, das Niveau von dem Sprachkursen und denTest s zu verschärfen. Ein grosser Teil von dem „Gejammer“ wegen der bösen Sprachtests erübrigt sich eigentlich durch diesen Tatbestand der Zuwanderung durch Umwege. Eigentlich würde ich das schon als einen Missbrauch von Gastrecht betrachten. (Bitte verstehen Sie das nicht falsch, ich mache Ihnen persönlich keinen Vorwurf – ich bedanke mich für die ehrliche Antwort von Ihnen).

    • Mehmet sagt:

      Herr Hill,

      Ich gebe Ihnen da recht, da Ich dies auch in meiner Stadt sehe und höchst unzufrieden damit bin.

      • Markus Hill sagt:

        Nett. Ich hoffe, dass ich Sie nicht missverstehe. Heisst das evtl., dass Sie meinen, dass da Leute einwandern, die nicht ganz so optimal passen? Bzw. dass da u. U. ein Missbrauch stattfinden könnte?:-):-) (Oder, diplomatisch, habe ich Sie missverstanden? Bitte vorab um Entschuldigung, wenn notwendig).

        • Mehmet sagt:

          Es gibt durchaus Leute, die Regeln ausnutzen und sich hier einheiraten, weil Sie in Deutschland arbeiten und Geld verdienen wollen. Nur sagt man das nicht gern den Deutschen, da Menschen zu Voruteilen neigen. Was denken Sie, wie Ich die Deutschen vor den Türken in der Türkei verteidigen muss. ;-) Hier wie dort weiß man einfach rein gar nichts voneinander und dann geht das Generalisieren los…

          • Markus Hill sagt:

            Ein sehr sympathischer Zug!:-) (auch schön ausgewogen:-)

          • Markus Hill sagt:

            PS: Ich lebe in einem Haus mit einem Kiosk unten. Der wird von zwei türkischen Brüdern betrieben (sie bezeichnen sich als türkische Hessen:-), die haben wieder drei anderer türkische Aushilfen. Oft gehe ich dort Pause machen, bei einem Kaffee. Im Haus lebt die Familie, die drei Häuser weiter einen grossen Döner-Laden haben. Daneben ein junger, türkischer Frisör.Wir haben sehr oft kontroverse Diskussionen miteinander. Ich wundere mich aber oft, dass die Ihre Landsleute zum grossen Teil kritischer sehen als ich. Und Deutschland mögen die recht gerne. Die haben mir so etwas Ähnliches erzählt, wie Sie das jetzt anführen.:-)

            • Mehmet sagt:

              Ah hört sich nach einer sehr netten Umgebung an ;-)

              • Markus Hill sagt:

                ..da ist sie auch. Und ich mag die Leute sehr. Nur: Die sind ein positiver Ausschnitt, wahrscheinlich auch nicht einmal die Minderheit. Dem Kioskbesitzer, hatte ich einmal vorgeschlagen, einen Verband für die „integrierten“ Türken zu machen, oder so eine Internetseite wie hier. Einfach deshalb, weil er als Türke (er wird in absehbarer Zeit nicht die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen, vielleicht bei Nachwuchs ein Thema) sich genauso über die schlechte Presse aufgeregt hat. Wie gesagt, deshalb bin ich nicht ganz hoffnungslos. Wenn die schon selber sagen, dass die ihre Kinder nicht auf „vertürkte“ Schulen (ggfs. auch Offenbach wegziehen) schicken wollen, zeigt das die Wertschätzung von Bildung . Es geht also voran, zum Vorteil von allen – und die schlechte Presse wird dann auch längerfristig weniger!!:-)

          • municipal sagt:

            @Mehmet

            Können Sie sich vorstellen, das ich in der Türkei die Türken in Deutschland vor ihren Landsleuten verteiden (muß)?

            Wie oft werde ich gefragt, „wie kommt ihr denn mit EUREN Türken zurecht“?Auf meine Antwort „wieso UNSERE Türken“ sagt man mir,das man sich schämt und verärgert ist über das Verhalten einiger hier in Deutschland, die „die ganze Innung blamieren“.

            • Mehmet sagt:

              municipal,

              ich war ein Semester in Istanbul und kenn so ziemlich alle Vorurteile dort gegenüber Deutschtürken. Ich habe festgestellt, dass es nicht nur Leute in Deutschland gibt, Dinge stark zu pauschalisieren, die sie nicht kennen. Diese „Tugend“ besitzen auch so einige Türken. Aber irgendwann hatte Ich es satt, den Leuten erläutern zu müssen, dass schlechte Beispiele zwar im Kopf hängenbleiben, diese aber keineswegs die voll Realität wiederspiegeln.

  6. Boli sagt:

    Weil der Vertrag von Sevres von den Türken nicht akzeptiert wurde ist es zu Genoziden an den Armeniern, Pontos-Griechen und Assyrischen Aramäern gekommen. Und diese Minderheiten werden noch heute unterdrückt. Und auffällig ist offensichtlich das sich die Türkei an ALLEN Minderheiten vergangen hat, welche berechtigte Gebietsansprüche hatten an Anatolien. Wäre es so gekommen, wäre die Türkei schon lange in der Union und hätte nie einen Kurdenkonflikt gehabt.
    So gesehen büßt die Türkei heute noch für die Sünden von damals.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Treaty_sevres_otoman_de.svg

    Nur das ist ja alle s NIEEEE geschehen, völlig unmöglich. Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte würden die Deutschen heute auch so reden, das ist wahr!! Wieee, Judenvernichtung? Die wurden doch alle nach Palästina verschifft oder??. Steht in unseren Geschichtsbüchern von Papa Adolf.
    Die Geschichtsbücher werden immer so geschrieben wie es genehm ist. Und die Türkei bildet da keine Ausnahme. Atatürk hatte sogar schulisch Lehren lassen, das die türkische Sprache die Muttersprache aller Sprachen ist und weitere lauter schöne dem Nationalsozialismus und Stalinismus entlehnte rassische und ideologische Märchen aus 1000 und keiner Lacht. Dieser heute noch gepflegte Führerkult um Atatürk ist kein Segen für die Türkei. Und seine „Modernität“ entsprach dem damaligen Bild von Nation, Stolz usw. . Nur Freunde, die Welt hat sich inzwischen geändert und das solltet ihr auch mal anfangen zu tun.

    Guter Film, der zeigt wo die Türkei heute steht:
    http://video.google.de/videoplay?docid=5514556782783301444&ei=gOKFSr3lJ4Se2wLOtMmqDQ&q=die+t%C3%BCrkei&client=firefox-a

    Dann noch was für unsere Muslime zum Nachdenken: (erwartet nur so viel Vertrauen wie ihr selbst bereit seid zu geben!!)
    http://video.google.de/videoplay?docid=-798030893097903068&ei=0OeFSrDCIp-i2wLC_6zsAQ&q=die+t%C3%BCrkei&client=firefox-a

    http://www.veoh.com/browse/videos/category/educational/watch/v16764220WGYkCGPy

    Dieser türkische Historiker bringt alle wichtigen Informationen und Festellungen in knapp 1 Minute voll auf den Punkt.
    http://www.youtube.com/watch?v=4A2AZvOrduQ&feature=related

  7. municipal sagt:

    @ Boli

    Das Video von Prof. Dr. Taner Akcam ist hervorragend und bringt das Problem auf den Punkt. Leider ist schon den Kindern in der Schule über Jahrzehnte das Gegenteil eingetrichtert worden. Wer eimal die Möglichkeit hatte, morgens bei Schulbeginn in einer Schule in der Türkei (ja, AUCH in Istanbul) zu Begin der Schulstunde anwesend zu sein, weiß, WARUM viele Türken SO denken.

    Vor jedem Schulbeginn wird die türkische Fahne gehisst und der Schul- bzw. Nationaleid gemeinsam aufgesagt. Dieser Eid lautet folgendermaßen: ,,Ich bin Türke, aufrichtig, fleißig. (Mein Grundsatz ist,) meine Jüngeren zu schützen, die Älteren zu respektieren, mein Land und meine Nation mehr zu lieben als mich selbst. Mein Ideal ist, aufzusteigen und vorwärtszukommen. Mein Dasein soll dem Türkischen geschenkt sein. Oh, Du großer Atatürk! Auf dem Weg, den Du uns bereitet, und dem Ziel entgegen, das Du uns gezeigt hast, werde ich ununterbrochen gehen. Das schwöre ich! Mein Dasein soll dem türkischen Dasein gewidmet sein. Wie froh ist derjenige, der sagen kann, ein Türke zu sein.“

    Dieser Eid ist ebenfalls in allen Schulbüchern – die vom Erziehungsministerium oder von diesem autorisierten Schulbuchverlagen erstellt und veröffentlicht werden – auf den ersten 4 Seiten zu finden. Die erste Seite eines Schulbuches enthält die türkische Nationalhymne, die zweite Seite das Bild Mustafa Kemals und die dritte Seite den Text seiner im Jahre 1927 an die türkische Jugend gehaltene Ansprach mit folgendem Wortlaut: Die deutsche Übersetzung des Nationaleides lautet folgendermaßen:

    ,,Türkische Jugend!Deine erste Pflicht ist, die türkische Unabhängigkeit und die Türkische Republik für alle Zeiten zu schützen und zu verteidigen. Das ist die einzige Grundlage Deiner Existenz und Deiner Zukunft. Sie ist die wertvollste Quelle Deiner Sicherheit. Auch in der Zukunft kann es innere and äußere Feinde geben, die Dir diese Quelle rauben wollen. Wenn Du eines Tages gezwungen sein wirst, Deine Unabhängigkeit und Deine Republik zu verteidigen, wirst Du diese Aufgabe ausfüllen, ohne Rücksicht zu nehmen auf die Möglichkeiten und Voraussetzungen, in denen Du Dich befindest. Sie können sehr ungünstig sein. Die Feinde, die nach Deiner Unabhängigkeit und Republik trachten, können einen beispiellosen Sieg in der ganzen Welt errungen haben.Es kann sein, dass alle Festungen Deines Vaterlandes mit List und Gewalt eingenommen, alle Werften besetzt, alle Heere besiegt worden und in alle Ecken des Vaterlandes Feinde eingedrungen sind. Noch schlimmer und furchtbarer als diese Lage kann es geschehen, dass diejenigen, die die Macht in deinem Vaterland ausüben, in Unachtsamkeit, auf Irrwege und sogar an der Macht sind, ihre persönlichen Interessen mit den politischen Absichten der Feinde verbinden. Die Nation kann in Not und Armut erschöpft und zusammengebrochen sein. Jugend türkischer Zukunft! Auch unter solchen Umständen und Voraussetzungen ist es Deine Pflicht, die türkische Unabhängigkeit und Republik zu retten. Die Kraft, die Du dazu brauchst, ist in Deinem edlen Blut vorhanden.M.K. Atatürk“

    Die Türkische Hymne zu singen bzw. auswendig zu lernen ist Pflicht…Auf den ersten 4 Seiten aller Schulbücher die vom Erziehungsministerium veröffentlicht werden und zum Einsatz kommen, wird behauptet. Der Einzige Grund weshalb man geboren wurde, ist die Türkische Nation mit seinen Edlen Blut bis aufs letzte zu verteidigen.

    TGja, da haben wir es wieder…. das EDLE BLUT …. BODEN….. EHRE…..

    • Markus Hill sagt:

      Seien Sie mir nicht böse, aber ich weiss nicht (da ich es nicht übersetzen und somit nicht überprüfen kann), ob diese Dinge tatsächlich so in türkischen Schulbüchern steht.
      ABER:
      „Türkische Jugend!Deine erste Pflicht ist, die türkische Unabhängigkeit und die Türkische Republik für alle Zeiten zu schützen und zu verteidigen. Das ist die einzige Grundlage Deiner Existenz und Deiner Zukunft. Sie ist die wertvollste Quelle Deiner Sicherheit.“
      Klingt das nicht irgendwie etwas wie „Du bist nichts, Deine Volk ist alles!“ aus dem nationalsozialistischen Deutschland???

      • Mehmet sagt:

        Es kommt darauf an, in welchem Zusammenhang man das sieht und wie sich solche „Sprüche“ entwickeln. Für Deutschland war damals unter dem Nazi-Regime das Ziel, „Lebensraum“ zu schaffen. Für die Türkei ging es darum, für Freiheit zu kämpfen. Dies klingt zwar wie in einem Film, aber es war tatsächlich ein Freiheitskrieg für die Türkei, da nach dem Vertrag von Sevres ursprünglich die Teilung der jetzigen Türkei zu 90 an Griechenland, Italien, Frankreich, Großbritannien, Armien geplant war. Wenn dies mit Deutschland der Fall gewesen wäre, dann würde man hier die Wörter „BLUT …. BODEN….. EHRE…..“ in einem ganz anderem Kontext verstehen, denn die Alternative wäre eine Sklaverei unter Kolonien von „Imperialen“ Streitkräften gewesen. Anders ausgedrückt, hätte die Türkei damals den Freiheitskrieg nicht gewonnen, hätte es sein können, dass meine Vorfahren Sklavenarbeit hätten ableisten müssen entweder unter den Italienern oder den Griechen. Letzten Endes würde es sehr wahrscheinlich sein dass ich nicht in der Lage wäre, diese Zeilen hier zu schreiben ;-)

        • Markus Hill sagt:

          Ok, nachvollziehber.:-)

          • Mehmet sagt:

            Daher ist es der Türkei eben sehr wichtig, der eigenen Bevölkerung die Wichtigkeit dieses Freiheitskrieges weiterzugeben. Atatürk war daher die wichtigste Persönlichkeit, wie ein Gandhi in Indien eben. Dies ist auch der Grund, warum er von der Bevölkerung so geschätzt wird. Er hat die Menschen eben von der Sklaverei gerettet. Wenn es eine Persönlichkeit gegeben hätte, die das gleiche in Deutschland getan hätte, dann wäre hier die Stimmung nicht anders. Der Freiheitsgedanke steht hier im Vordergrund. Vergleicht man hier die Parolen von Großbritannien „Rule England!“, die noch von der imperialen Zeit stammen, inder die Briten andere Kulturen versklavt haben, dann frage ich mich, was diese Diskussion hier eigentlich soll… Ich kann es sehr gut verstehen, wenn jemand nachfragt, warum die Türken so einen Nationalstolz haben. Aber ohne zu Wissen, wie sich die Geschichte der Türkei entwickelt hat, mit deutschem Verständnis die Wörter in anderen Ländern zu interpretieren, entzieht sich jeglicher Logik. Mit Vorurteilen schaut man sich eine Kultur an, die man nicht versteht und nicht verstehen will. Man braucht lediglich ein schwarzes Schaf. Ich dachte, aus dem 2. Weltkrieg hätte man gelernt…

            • Mehmet sagt:

              PS: Ich meine nicht Sie, Herr Hill :-)

            • municipal sagt:

              @Mehmet

              Man muß das Nationalverständnis der Türkei im Kontext zum damaligen allgemeinen Nationalstaatsverständnis sehen. Der Punkt ist, das dieser krude Natuionalismus nicht mehr ins 21. Jahrhundert passt, in dem sich Staaten zu Gemeinschaften wie der EU zusammenfinden, und viele politische Entscheidung aus der Landesverantwortung an eben diese EU abgeben. Welche Widersprüche sich dabei ergeben können, kann man am leidigen Verhalten Polens erkennen. Hierin sehe ich auch ein großes ,weiteres Problem für den evtl. Beitritt der Türkei zur EU. Wäre die Türkei/die Türken bei ihrem Staatsverständnis dazu bereit / fähig ?

              • Mehmet sagt:

                Municipal,

                generell finde Ich persönlich Nationalismus in der heutigen Zeit nicht angebracht. Schaut man sich jedoch an, wann andere Länder in die EU kamen und dennoch diesen Nationalismus hegen und pflegen. Schauen Sie sich diesbezüglich bitte die Geschichte von Griechenland, Spanien und Portugal. Ich würde wie Sie diesen Faktor auch als wichtig für die Mitgliedschaft der EU bevorzugen, jedoch nur, wenn Sie für alle Länder gelten würde. Dies tut Sie aber leider nicht.
                Außerdem finde Ich, dass es einen großen Unterschied zwischen Nationalismus und Vaterlandsliebe gibt. Nationalismus wird mit dem Expansions-Gedanken in Verbindung gebracht und dass man dazu neigt, Ausländern gegenüber skeptisch, ja sogar feindlich gesinnt zu sein. Dies ist m. E. bei 95% der Bevölkerung definitiv nicht der Fall. In meinem Auslandssemester in der Türkei habe Ich alles, aber keinen Nationalismus gesehen. Wovor die Türken jedoch Angst haben, sind die anderen Staaten. Sie müssen einbeziehen, dass das Land im Begriff war, vor ca 90 Jahren fast vollständig ausradiert zu werden. Wenn Deutschland diese Bedrohung gehabt hätte, wäre das Schutzdenken nicht anders gewesen. Daher geht das Militär auch eine defensive Politik ein (Territorialer Schutz). Hierzu können Sie sich am besten mal folgendes Dokument anschauen:

                http://www.koerber-stiftung.de/fileadmin/bg/PDFs/bnd_136_de.pdf

                Es geht hier um eine Datei über ein Zusammentreffen von verschiedenen, wichtigen Personen, u.a. Davutoglu, dem sog. Kissinger der Türkei. Sehr empfehlenswert!

  8. Selçuk sagt:

    Es wird echt anstrengend hier diese Kommentare lesen zu müssen. Es ist traurig, einfach nur traurig.

    • Schneter sagt:

      Sehe ich auch so! Vor allem der Bericht über die christliche Minderheit in der Türkei hat mich tief bewegt! Traurig, dass die Menschen die Wahrheit so offen zeigen und nicht einfach darüber schweigen!

  9. ibo sagt:

    es ist traurig, wieviele Leute hier wikipedia vertrauen und fast alles 1zu1 wiedergeben.

    Die Türkei hat schon millionenmal Archive offengelegt, aber die Armenier nicht.
    Die Türkei hat schon millionenmal Wissenschaftler aus aller Welt eingeladen, die Geschichte zu checken, aber Armenien lässt sich nicht darauf ein.

    Es ist auch nunmal eine Tatsache, dass die Türkei schon zu 99% alle EU Kritirien erfüllt, man beharrt aber natürlich auf Punkte wie die Kurden- und Armenierproblematik (+ Zypern), um den Beitritt zu verzögern oder zu behindern.

    • municipal sagt:

      @ ibo

      Wunsch und Wirklichkeit.

      Von 35 Kapitel sind Stand April 2009 10 eröffnet (NICHT abgeschlossen !) worden, eines wurde vorläufig wieder geschlossen.

      Das Auswärtige Amt schreibt weiter:

      Zitat
      Während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft (1. Halbjahr 2007) konnten die Beitrittsverhandlungen mit guten Ergebnissen (Abschluss des Screenings in einer Reihe von Kapiteln und Eröffnung von Verhandlungskapiteln) fortgesetzt werden. Voraussetzung dafür war die Einigung des Europäischen Rates Ende 2006 auf die Modalitäten der Fortsetzung der Beitrittsverhandlungen mit der Türkei, die eine damals drohende Blockade abwenden konnte, nachdem die Türkei ihrer Verpflichtung zur vollständigen und nicht-diskriminierenden Umsetzung des Anpassungs-Protokolls zum Assoziierungsabkommen nicht nachgekommen war. Diese Einigung ist ein ausgewogener Kompromiss, der ein spürbares und starkes Signal an die Türkei enthält, ihren Verpflichtungen nachzukommen, zugleich aber verdeutlicht, dass die Tür nicht zugeschlagen wird, sondern die Verhandlungen fortgesetzt werden können. Die Einigung sieht vor, dass die Mitgliedstaaten erst dann über die Öffnung von acht bestimmten Kapiteln und über die vorläufige Schließung weiterer Kapitel entscheiden, wenn die Türkei diese Verpflichtung erfüllt hat.
      Zitat Ende
      http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Europa/Erweiterung/Tuerkei.html

      Aber was ficht eine solche Beschlusslage die türkische Regierung an:

      Zitat

      „Ohne auf die Öffnung der Kapitel durch die Europäische Union zu warten, habe die Türkei nach Angaben von Bozkir alle Kapitel geöffnet.“

      „Die Verhandlungen würden in Ankara geführt. Die Reformen in der Türkei hätten nicht nachgelassen. Die Verhandlungen seien eingeleitet worden, weil die Türkei hinsichtlich der politischen Kriterien ihre Verantwortungen erfüllt hat. Nun werde an den fehlenden Teilen bei politischen Reformen gearbeitet.“

      Zitat Ende
      http://www.trt.net.tr/international/newsDetail.aspx?HaberKodu=b16fc002-8fd7-434a-a5c8-061c98dc9a86

      Tja,ibo, „dass die Türkei schon zu 99% alle EU Kriterien erfüllt“ ?

      Wunsch oder Wirklichkeit ?

  10. Boli sagt:

    @Selcuk
    Richtig, manchmal ist es traurig und von Zeit zu Zeit anstrengend sich der Realität stellen zu müssen. Egal ob als ganzes Volk oder Einzelperson. Und da beziehe ich mich nicht einmal auf irgendeinen Genozid sondern einfach nur auf das Land Türkei selbst. Alleine darin stecken schon etliche Probleme. Oder wollen Sie sogar das leugnen?

    • Selçuk sagt:

      Es ist nicht anstrengend sich der Realität stellen zu müssen. Es ist anstrengend zu beobachten, wie hier diskutiert wird, wie auf eine unverschämte Art und Weise pauschalisiert wird. Es ist anstrengend zu beobachten, wie das gesamte Volk, zu dem man gehört, permanent auf eine unverständliche Weise niedergemacht wird. Ich bin nicht hier, in Deutschland, geboren. Ich bin bis zu meinem 12. Lebensjahr in der Türkei in die Schule gegangen. Ich habe jeden Montag früh morgens und jeden Freitag nachmittags meine Nationalhymne gesungen, habe alle zehn Strophen dieser auswendig gelernt. Ich habe auch den gesamten Inhalt von „Gençliğe Hitabe“ (ich kenne nicht die offizielle Übersetzung nicht, falls es eine gibt) auswendig gelernt. Und? Bin ich jetzt ein schlechter Mensch? Hat mich das alles zu einem integrationsunwiligen, ungebildeten und aggressiven Menschen gemacht?

      Zitat Boli:
      „Das zeigt für mich genau dieses penetrante aufdringliche besitzergreifende Verhalten der türkischen Mentalität auf die dazu führt, das immer mehr Menschen alles Türkische vollkommen ablehnen und allergisch darauf reagieren.“
      Bin ich das? Was ist mit meinen Eltern, was ist mit meiner ganzen Familie, meiner Verwandtschaft, meinem Bekanntenkreis? Sind wir alle so?

      Nein!

      Ich gehöre zu den Menschen, der sich selbst und seine Umgebung mit kritischem Auge wahrnimmt. Ich rege mich auch über einiges auf, wenn ich in der Türkei bin. Aber dennoch bin ich froh ein Türke zu sein, bin stolz darauf, dass ich eine Gänsehaut bekomme, wenn ich eine schöne Moschee sehe oder meine Flagge betrachte. Ich bin froh, weil ich zu dem geworden bin, der ich heute bin.

      Wenn ich sehe, dass manche Menschen versuchen alles schlecht zu machen, was ein Teil von mir ist, wie soll ich mich dann fühlen?

      Zitat Markus Hill:
      “Türkische Jugend! Deine erste Pflicht ist, die türkische Unabhängigkeit und die Türkische Republik für alle Zeiten zu schützen und zu verteidigen. Das ist die einzige Grundlage Deiner Existenz und Deiner Zukunft. Sie ist die wertvollste Quelle Deiner Sicherheit.”
      Klingt das nicht irgendwie etwas wie “Du bist nichts, Deine Volk ist alles!” aus dem nationalsozialistischen Deutschland???

      Zitat municipal:
      „Der Einzige Grund weshalb man geboren wurde, ist die Türkische Nation mit seinen Edlen Blut bis aufs letzte zu verteidigen.“

      Ich verstehe nicht, warum das so interpretiert werden muss und das ist leider nicht alles, was fehlinterpretiert wird. Diese Sätze sagen doch nicht aus, dass man selber nichts ist, sondern nur als Diener für seine Nation geboren wurde. Warum fassen sie das alles immer so negativ auf? Ich sehe es auch als meine Pflicht für meine Nation zu kämpfen, wenn es sein muss, was ich mir natürlich nicht wünsche, dass es irgendwann mal soweit kommt. Es ist aber nicht doch nicht meine einzige Pflicht! Keiner verlangt von mir das, auch Atatürk wollte nicht!

      Aber ich weiß, dass Sie auch in dem, was ich hier geschrieben habe, wieder irgendwas finden, das Sie schlecht machen können. Das ist auch der Grund, warum viele auf Ihre Kommentare nicht eingehen, weil sie sehen, dass es sinnlos ist. Denn manche Menschen sehen nur das, was sie sehen wollen. Im Türkischen, wahrscheinlich auch in anderen Sprachen, gibt es einen Spruch: „Ağzı olan konuşuyor.“ Übersetzen würde ich das mit: „Jeder, der einen Mund hat, spricht.“ Dieser Satz trifft leider auf zu viele, auch in diesem Forum. Aber auch diesen Spruch könnten Sie schlecht machen, wenn Sie ihn nicht verstehen und begründen würden Sie es wohl mit der Meinungsfreiheit. :-/

      Es gibt da noch sehr viel, was ich schreiben könnte. Aber an dieser Stelle glaube ich, dass es keinen Sinn macht weiter zu schreiben, da es reine Zeitverschwendung wäre.

      Fangen Sie an den Menschen in einem Menschen zu sehen. Ich hoffe, Sie verstehen, was damit gemeint ist.

      PS: Mit „Sie“ habe ich nicht nur Boli gemeint.

      • Boli sagt:

        Sie haben es leider immer noch nicht verstanden. Das Singen einer Nationalhymne ist im Grundsatz keine Bedrohung für andere, Richtig. Sehr viele Deutsche sehen aber in den Türken von Heute den Deutschen von damals (3. Reich). Türken spiegeln für Deutsche sehr oft das was sie als Einzelne Personen und Nation überwunden haben bzw. geglaubt haben, dies überwunden zu haben. So gesehen werden besonders Türken wenn sie von ihrem nationalen Pathos sprechen als Bedrohung für sich, das Heimatland einfach alles was freiheitliches Denken und Handeln fördert und unterstützt empfunden. Zumal man sich eigentlich ständig die Frage stellt. Wenn Menschen so an ihrer Heimat, Nation usw. hängen sie nicht dorthin gehen und versuchen an diesem Platz eine zukunftsfähige und international in Freundschaft zu anderen Nationen aufbauende Gesellschaft zu schaffen anstatt nur davon zu reden und zu träumen. Die Umsetzung solch eines Traumes wird hier in Deutschland und Europa nirgends akzeptiert werden!

        • Selçuk sagt:

          „Sie haben es leider immer noch nicht verstanden.“
          Das finde ich lustig :-D

          „Sehr viele Deutsche sehen aber in den Türken von Heute den Deutschen von damals (3. Reich). “
          Das ist nicht mein Problem. Dann sollten Sie die Augen öffnen.

          „Zumal man sich eigentlich ständig die Frage stellt. Wenn Menschen so an ihrer Heimat, Nation usw. hängen sie nicht dorthin gehen und versuchen an diesem Platz eine zukunftsfähige und international in Freundschaft zu anderen Nationen aufbauende Gesellschaft zu schaffen anstatt nur davon zu reden und zu träumen.“
          Sie schweifen ab, merken Sie das?

          „Die Umsetzung solch eines Traumes wird hier in Deutschland und Europa nirgends akzeptiert werden!“
          Hää?? Manchmal frage ich mich echt, ob ich ein Türke bin und ob die Leute, die ich bis jetzt für Türken hielt, wirklich Türken sind. Was ist das fürn Traum? Wer will das denn? Einpaar Rechtsextreme vielleicht, aber wer von den Türken will das sonst? Glaube Sie mir bitte, ich kenne sicherlich viel mehr Türken als Sie das jemals tun könnten und keiner von Ihnen träumt so einen Schwachsinn.

          Genau diese Diskussion ist anstrengend. Also Boli, ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.

      • Markus Hill sagt:

        Einige Ihre Punkte kann ich gut nachvollziehen. Machen Sie es sich nicht etwas zu einfach? Indirekt werfen Sie den anderen Diskussionsteilnehmern ein Verhalten und eine Sichtweise vor, die Sie selber an diesen kritisieren? (Pauschalisierung!). Soll das Brücken für einen Dialog öffnen?
        Ihre Ausführungen kann ich als Meinung stehen lassen. Genauso, wie man auch nicht auf alle Statements antworten muss. Viele der traurigen Punkte, sind wahrscheinlich oft Punkte, die kritisch und im Kern wahr sind. Und dadurch natürlich noch „schmerzlicher“. Nichtkommentierung kann man durchaus oft als stillschweigende Zustimmung zur Problemanalyse betrachten. Es ist nichts „Heroisches“ daran, keine Gegenargumente mehr zu bringen. Zumal es nicht darum geht, dass in den Diskussionen jemand gewinnt. Ich habe festgestellt, dass ich bei einer interessierten Frage von mir auch immer sehr weiterführende Antworten erhalten habe. Und die Fragen waren auch immer ergebnisoffen formuliert.
        Schade. Ich hoffe, dass Sie in Zukunft mehr positive Erfahrungen mit anderen Diskussionsteilnehmern machen.

        • Selçuk sagt:

          „Machen Sie es sich nicht etwas zu einfach? Indirekt werfen Sie den anderen Diskussionsteilnehmern ein Verhalten und eine Sichtweise vor, die Sie selber an diesen kritisieren? (Pauschalisierung!).“
          Ich werfe anderen ein Verhalten und eine Sichtweise vor, die ich selber an diesen kritisiere?

          Nochmal Zitat Boli:
          „Das zeigt für mich genau dieses penetrante aufdringliche besitzergreifende Verhalten der türkischen Mentalität auf die dazu führt, das immer mehr Menschen alles Türkische vollkommen ablehnen und allergisch darauf reagieren.”
          Ist dieser Kommentar Ihrer Meinung nach nicht pauschalisierend? Wird Ihrer Meinung nach hier überhaupt nicht pauschalisiert?

          „Nichtkommentierung kann man durchaus oft als stillschweigende Zustimmung zur Problemanalyse betrachten. Es ist nichts “Heroisches” daran, keine Gegenargumente mehr zu bringen. “
          Was sollte denn daran auch Heldenhaft sein? Nichtkommentierung sehe ich nicht als stillschweigende Zustimmung. Ich lese mir einen Beitrag durch, bilde mir eine Meinung darüber, aber diese muss ich ja nicht schreiben. Außerdem gibt es Beiträge, die es aus meiner Sicht aus nicht Wert sind drauf einzugehen und da vergeude ich doch nicht meine Zeit.

          Würden Sie mit mir diskutieren, wenn ich mich bei jeder Gelegenheit in einer pauschalisierenden Form nur negatives über ihr Volk äußere? Würden Sie sich von mir (mindestens als Mensch) akzeptiert fühlen?

          „Ich habe festgestellt, dass ich bei einer interessierten Frage von mir auch immer sehr weiterführende Antworten erhalten habe. Und die Fragen waren auch immer ergebnisoffen formuliert.
          Schade. Ich hoffe, dass Sie in Zukunft mehr positive Erfahrungen mit anderen Diskussionsteilnehmern machen.“
          Nach meiner bisherigen Einschätzung gehören Sie ja auch zu den Besuchern dieses Forums, mit dem man diskutieren kann. Wir müssen nicht einer Meinung sein. Wir müssen aber bei der Sache bleiben. Mein Gegenüber muss wenigstens den Willen haben, mich zu verstehen. Ob er es dann kann oder ich ihn überzeugen kann, ist ne andere Sache. Aber auf absurde und unqualifizierte Kommentare muss ich nicht wirklich eingehen.

          • Markus Hill sagt:

            Ich wollte das mit der Pauschalisierung nur angemerkt haben, da man es ja dem anderen nicht in gleicher Münze zurückzahlen muss. Richtig, gleicher Meinung muss man nicht sein. Im Sinne von Fortschritt und Wahrheitsfindung, auch gegenseitiger Achtung: Meinungen sind erst einmal Meinungen. Egal aus welcher Richtung. Es kann helfen, bei noch so scheinbar schwachsinnigen Behauptungen, einmal sachlich auf Punkte beim Gegenüber einzugehen. Einfach aus Erkenntnisgewinn, keiner ist fehlerfrei in der Wahrnehmung der uns umgebenden Realiät. Wenn bei offensichtlichem Blödsinn keiner mehr etwas kritisch anmerkt (fundiert), dann bleibt auch ein unsachliches Statement auch immer so da stehen und taucht immer wieder auf. Sich regen, trägt da oft doch Früchte! (Oft verhilft man noch dem Schreiber zum Erkenntnisgewinn).
            Scheinbar unqualifizierte Kommentare hier im Forum scheinen mir oft eher von Ungeduld motiviert, mehr als von Boshaftigkeit. Provokation ist wohl nicht immer böse gemeint. Wenn man da persönlich wird, dann ist eine Grenze überschritten, da braucht man nicht zu reagieren, da verstehe ich Sie voll!:-)

            • Selçuk sagt:

              Ich würde dem eigentlich voll und ganz zustimmen. Nur leider im Internet, wo jeder ja ganz anonym seine Meinung äußern kann, was jedem sein Recht ist, trifft man viel zu oft auf solche Kommentare. Manche Seiten besuche ich nicht mehr, weil es mich einfach nur ankotzt zu sehen, dass unter jedem verdammten Artikel, der irgendwas mit der Türkei zu tun hat, gleich der Kommentarbereich vollgeschrieben wird und die Hälfte dieser Kommentare ist Türken-feindlich. Von Sachlichkeit und konstruktiver Kritik keine Spur! Was soll man in so einem Fall Ihrer Meinung nach machen? Ich sehe da keine Hoffnung diesen Menschen etwas klar zu machen. Jedenfalls nicht im Internet.

              Sie haben vollkommen Recht: Meinungen sind erstmal nur Meinungen. Die Menschen müssen aber wieder mal anfangen andere Menschen zu achten, ihnen mit Respekt zu begegnen. Daran denken, dass jeder Mensch ein Individuum ist, weshalb ja eine Pauschalisierung absurd ist. Das sollte man im Hinterkopf behalten und daran denken, wenn man sich eine Meinung bildet und diese zum Ausdruck bringt.

            • Selçuk sagt:

              „Scheinbar unqualifizierte Kommentare hier im Forum scheinen mir oft eher von Ungeduld motiviert, mehr als von Boshaftigkeit. Provokation ist wohl nicht immer böse gemeint.“

              Was genau meinen Sie mit Ungeduld?

              • Markus Hill sagt:

                Wenn für jemanden ein Sachverhalt glasklar ist, aber die Gegenseite in eine Verteidigungshaltung verfällt, die der Sache nicht dient bzw. das Gefühl vermittelt wird, dass aus Mangel an Selbstbewusstsein ein Fehler auf keinen Fall zugegeben werden darf. Man würde ja Schwäche zeigen. Obwohl man sich mit dem Diskussionspartner in keinem Wettbewerb befindet. Das macht dann wohl manche Schreiber ungeduldig, unpässlich und verursacht zunehmend Vehemenz in der Diskussion. Natürlich alles völlig subjektiv betrachtet. Ich rede von Phantasien, nicht unbedingt von Fakten. Oft auch auf beiden Seiten anzutreffen.
                Man kann es aber oft auch als positives Engagement betrachten (Interesse, Wertschätzung etc.), dass vielleicht manchmal einfach den Ton nicht ganz trifft.
                Ausserdem gibt es auch noch einen Klischee-Kulturvorbehalt auf deutscher Seite: Die Suche nach dem Wesentlichen, den Kern einer Sache an sich. Da nimmt man dann in der Form halt keine Rücksicht mehr, da wird in aller Härte auf die „Sache“ eingeklopft.:-)

              • Markus Hill sagt:

                @Ungeduld, Nachtrag
                Eine meiner Vermutungen, vielleicht kann man in diese Richtung denken:Oft ist auch nur Ratlosigkeit, Frustration bei den Leserbriefschreibern. Man hat sich zu lange diese Zustände angesehen (Bildungsmisere und Türken etc.) und hat nur noch Wut, weil nichts passiert. Viele kennen vielleicht auch keine oder kaum Türken persönlich und können nicht differenzieren. Dann wird dann halt auf alle eingedroschen. Die Wut, die da oft in den Leserbriefen erscheint ist wohl echt. Die harten Urteile werden wohl subjektiv als wahr empfunden, das heisst harte Kritik ist da wohl weniger Bosheit als Ungeduld und Wut. Man lässt einmal kräftig Dampf ab. Unkoordiniert, planlos.