Studie
Pflegende, Ältere und Migranten sind oft einsam
Erstmals liegen umfassende Daten zu einem Thema vor, das laut Bundesfamilienministerin Lisa Paus der ganzen Gesellschaft schadet: Einsamkeit. Besonders stark betroffen sind unter anderem Migranten. Die Bundesregierung möchte stärker dagegen vorgehen.
Donnerstag, 30.05.2024, 13:47 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 30.05.2024, 13:48 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Alleinerziehende, Menschen hohen Alters und Migranten sind jüngsten Daten zufolge häufiger von Einsamkeit betroffen als andere Bevölkerungsgruppen. Das geht aus dem sogenannten Einsamkeitsbarometer des Bundesfamilienministeriums hervor, das am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Es handelt sich dabei um Daten des Sozioökonomischen Panels, die zwischen 1992 und 2021 erhoben wurden.
Demnach litten 16,4 Prozent der Alleinerziehenden im Jahr 2021 unter Einsamkeit, bei Haushalten ohne Minderjährige betrug der Anteil lediglich 10,5 Prozent. Auch in den analysierten Vorjahren 2020, 2017 und 2013 zeigte sich bei dem Vergleich der beiden Gruppen ein Abstand von etwa sechs Prozentpunkten. Dem Bericht zufolge betrifft die höhere Einsamkeitsbelastung generell Menschen, die Pflegearbeit leisten.
Migranten ebenfalls einsamer
Auch Menschen mit Migrationserfahrung sind den Daten zufolge tendenziell einsamer als andere. 16,3 Prozent der Über-18-Jährigen mit Migrationsgeschichte gaben 2021 an, besonders von Einsamkeit belastet zu sein. Bei Menschen ohne diese Erfahrung waren es nur 9,9 Prozent.
Die Einsamkeit bei Menschen mit Migrationserfahrung könnte der Studie zufolge reduziert werden, wenn der Zugang zu Bildung und Arbeitsmarkt verbessert wird. „Gleichzeitig bestehen für Menschen mit Migrations- und/oder Fluchterfahrungen erhöhte Hürden beim Zugang zu gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeiten“, heißt es in der Studie. Auch der Abbau von Diskriminierung und Sprachhürden sowie die Förderung kultureller Angebote mit hoher Anziehungskraft für diese Bevölkerungsgruppen könnten helfen.
„Millionen Menschen in Deutschland fühlen sich einsam. Während der Pandemie hat dieses Gefühl stark zugenommen“, sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) am Donnerstag. Am stärksten von Einsamkeit betroffen seien über den untersuchten Zeitraum hinweg im Schnitt Menschen über 75 Jahre gewesen, erklärte Paus. Lediglich im ersten Pandemiejahr 2020 seien erstmals jüngere Menschen zwischen 18 und 29 Jahren mit einer Quote von 31,8 Prozent stärker von Einsamkeit betroffen gewesen als Menschen über 75 (22,8 Prozent).
Paus: Einsamkeit ein „drängendes Problem“
Erhoben haben die Forscher die repräsentativen Daten zum Einsamkeitsgefühl nach Alter, Geschlecht und Wohnort im Osten und Westen Deutschlands. Dabei wurden Erwachsene ab 18 Jahren berücksichtigt. Zu beachten ist darüber hinaus, dass die zuletzt betrachteten Daten aus Erhebungen vor der Corona-Pandemie stammen. Erst im kommenden Jahr wird es nach Angaben des Familienministeriums analoge Erhebungen für die Jahre nach 2021 geben.
Ministerin Paus betonte, dass Einsamkeit ein „drängendes Problem“ sei, das der gesamten Gesellschaft schade. Die Daten lieferten erstmals eine solide Grundlage, um Einsamkeit gezielt zu bekämpfen. „Wir wollen Einsamkeit aus der Tabu-Zone holen“, bekräftigte Paus. In den kommenden Wochen wolle die Bundesregierung mit „gezielten Kampagnen“ auf das Thema aufmerksam machen, unter anderem mit einer Aktionswoche vom 17. bis 23. Juni und Clips in sozialen Netzwerken. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel
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