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Schülerinnen in der Bibliothek (Symbolfoto) © de.depositphotos.com

Kein „Projektchen“

Startchancen-Programm für benachteiligte Schüler

Bund und Länder wollen mit einem Milliardenprogramm dafür sorgen, dass Schüler aus sozial benachteiligten Vierteln stärker gefördert werden. Ziel: Bildungschancen sollen weniger stark von der Herkunft abhängig sein. Zum kommenden Schuljahr soll es losgehen.

Sonntag, 04.02.2024, 14:17 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 04.02.2024, 14:17 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Bund und Länder stellen für Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher 20 Milliarden Euro bereit. Mit dem „Startchancen-Programm“ sollen zehn Jahre lang 4.000 Schulen gefördert werden, teilten Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Christine Streichert-Clivot (SPD) am Freitag in Berlin mit. Das sind rund zehn Prozent der Schulen in Deutschland.

Die Länder hatten zuvor in einer Sonderkultusministerkonferenz ihre Zustimmung gegeben. Das Startchancen-Programm ist das größte bildungspolitische Vorhaben der Ampel-Koalition. Es soll dazu beitragen, dass die Bildungschancen von Kindern weniger stark von ihrer Herkunft bestimmt werden. In Deutschland ist Bildungserfolg in besonders hohem Maß von der sozialen Herkunft abhängig. „Diesen Zusammenhang wollen wir verringern“, sagte Streichert-Clivot. Außerdem gehen die Leistungen von Grundschulkindern beim Rechnen, Schreiben und Lesen jüngsten Lernstandserhebungen zufolge deutlich zurück.

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Stark-Watzinger sagte, beim „Startchancen-Programm“ handele es sich um „das größte und langfristigste Bildungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“. Noch nie sei der Handlungsdruck indes so hoch gewesen wie jetzt, betonte sie: „Wir brauchen eine bildungspolitische Trendwende und sie muss bei den Grundkompetenzen beginnen“, sagte die Ministerin. Ziel sei es, in den zehn Jahren des Programms die Zahl der Kinder zu halbieren, die nicht über die Mindestkompetenzen verfügen.

Kein „Projektchen“

Bund und Länder haben sich nach zweijährigen, intensiven Verhandlungen auf das Programm verständigt. Sie finanzieren es mit je einer Milliarde Euro pro Jahr. Ein Großteil der geförderten Schulen werden Grundschulen sein, aber auch Berufsschulen und weiterführende Schulen können mitmachen. Die Schulen werden von den Ländern ausgesucht. Die Länder wiederum bekommen das Geld vom Bund unter Berücksichtigung sozialer Kriterien wie dem Migrationsanteil in der Bevölkerung und dem Anteil armutsgefährdeter Kinder. SPD, Grüne und FDP hatten das „Startchancen-Programm“ im Koalitionsvertrag vereinbart. Es soll zum kommenden Schuljahr, am 1. August dieses Jahres, starten.

Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), Jutta Allmendinger, begrüßte die Einigung. Es handele sich nicht um ein weiteres „Projektchen“, sondern um ein Programm mit einer Laufzeit von zehn Jahren. Allerdings erfolge die Unterstützung der Schwächsten immer noch nicht konsequent genug, um das große Ziel zu erreichen, die Bildungsarmut zu halbieren. Zudem müsse man noch früher, nämlich bei den Kindergartenkindern ansetzen, sagte Allmendinger.

Programm erreicht 10%

Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sagte, Bund und Länder gingen davon aus, dass das Programm, mit dem etwa zehn Prozent der Schüler erreicht werden, auf andere Schulen ausstrahle. 40 Prozent der Fördermittel sind für die Infrastruktur an den Schulen vorgesehen, 30 Prozent für gezielte Förderung etwa in Deutsch oder Mathematik – je nach Bedarf an der jeweiligen Schule – und weitere 30 Prozent für mehr Personal in multiprofessionellen Teams. Die Länderministerinnen betonten, dass man außerdem beim Digitalpakt 2.0 für die Schulen vorankommen müsse.

Das „Startchancen-Programm“ wird von Wissenschaftlern im „Expert:innenforum Startchancen“ begleitet und ausgewertet, das unter anderem vom WZB initiiert wurde. (epd/mig) Aktuell Panorama

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