Kultusminister

Schulen überfordert wegen Corona, Ukraine und Lehrermangel

Die Corona-Pandemie und die Fluchtbewegung aus der Ukraine verschärfen bestehende Probleme des deutschen Bildungssystems. Die Bundesländer dringen auf mehr Geld und eine Verlängerung des Programms gegen Lernrückstände.

Sonntag, 26.06.2022, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 27.06.2022, 5:04 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Kultusministerien der Bundesländer haben mit Blick auf verschärften Personalmangel in Schulen und Kindertagesstätten mehr Hilfe vom Bund gefordert. Um während pandemiebedingter Schulschließungen verursachte Lernrückstände aufzuholen, reichten die zunächst veranschlagten zwei Jahre nicht aus, hieß es am Freitag in Berlin nach Beratungen der Kultusministerkonferenz. Zusätzlich zu der für das Förderprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ bewilligten Milliarde Euro seien weitere 500 Millionen Euro und eine längere Laufzeit erforderlich. Das bisherige Programm läuft Ende des nächsten Schuljahres aus.

Die Schulschließungen der vergangenen Jahre hätten zu gravierenden Auswirkungen auf die psychische wie physische Gesundheit und den Lernerfolg von Kindern und Jugendlichen geführt, beklagte die Kultusministerkonferenz. Untersuchungen zufolge sind Schüler aus einkommensschwachen Familien und Kinder mit ausländischen Wurzeln besonders stark betroffen. Bund und Länder müssten gemeinsam zügig an Maßnahmen zur Überwindung von Lernrückständen arbeiten.

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Erneute flächendeckende Schulschließungen müssen nach dem Willen der Kultusminister ausgeschlossen bleiben. Sollte sich das Pandemiegeschehen erneut verstärken, werde „mit Augenmaß“ über mögliche Schutzmaßnahmen entschieden, sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Karin Prien (CDU).

Integration in Regelunterricht „unerlässlich“

Seit Kriegsbeginn wurden den Angaben zufolge knapp 140.000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine in deutschen Schulen angemeldet. Weitere 100.000 Kinder aus Flüchtlingsfamilien seien noch nicht im Schulsystem angekommen, erklärte der hessische Bildungsminister Alexander Lorz (CDU).

Die baldige Integration in den Regelunterricht sei eine „unerlässliche Grundvoraussetzung für schutzsuchende Kinder und Jugendliche“, mahnte die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Prien. Dabei gelte es vor allem, die Kapazitäten für Unterricht in Deutsch als Zweitsprache auszubauen. Allein in ihrem Bundesland würden 250 zusätzliche Lehrkräfte für dieses Fach benötigt. Kinder und Jugendliche aus der Ukraine seien in Deutschland schulpflichtig. Sie könnten zusätzlich jedoch Online-Angebote ihres Heimatlandes nutzen, um so gegebenenfalls nationale Abschlüsse zu erlangen.

Mangel an Lehrkräften

Wegen der infolge des Ukraine-Kriegs weiter verschärften Mangels an Lehrkräften an Schulen und pädagogischem Personal in Kindertagesstätten dringt die Kultusministerkonferenz auf innovative Lösungen. „Wir dürfen in der Debatte keine Tabus mehr haben“, sagte Prien. Dabei müsse die Entwicklung der Bildung in den kommenden 20 Jahren in den Blick genommen werden.

„Angesichts der demografischen Entwicklung ist es absehbar, dass es auch mit großen Anstrengungen nicht gelingen kann, mittel- und langfristig genügend Lehrkräfte zu finden“, sagte der Hamburger Bildungssenator Ties Rabe (SPD). Allein in Hamburg müsste jeder zehnte Abiturient Lehrer werden, um den Bedarf zu decken. Laut Kultusministerkonferenz sind unter anderem Erleichterungen für Quer- und Seiteneinsteiger sowie die Anstellung von Lehrkräften aus dem Ausland im Gespräch. (epd/mig) Aktuell Panorama

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