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Immer noch benachteiligt

Bildungschancen hängen stark von Herkunft ab

Kinder von einstigen Gymnasiasten gehen aufs Gymnasium, die von Hauptschülern auf die Hauptschule: Die Chancen auf Bildung sind in Deutschland noch immer ungleich verteilt. Wer dazu noch ausländische Wurzeln hat, hat es besonders schwer.

Donnerstag, 15.11.2018, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:42 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Die soziale Herkunft bestimmt in Deutschland noch immer häufig die Bildungschancen von Kindern. Zu diesem Ergebnis kommt der „Datenreport 2018 – ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland„, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. So hatte im Jahr 2017 mit 65 Prozent die überwiegende Mehrheit der Schüler an Gymnasien auch Eltern mit Abitur oder Fachhochschulreife. Nur sieben Prozent der Gymnasiasten hatten Eltern mit Hauptschulabschluss, zwei Prozent wiederum Mütter und Väter ohne allgemeinbildenden Abschluss.

Lediglich rund 16 Prozent der Hauptschüler hatten Eltern mit Abitur oder Fachhochschulreife. Hauptschüler empfinden den Schulbesuch der Studie zufolge zudem eher als belastend als andere: 43 Prozent sagten, dass es in der Schule nur wenige Dinge gebe, die ihnen wirklich Spaß machten. Etwa jeder Vierte empfand der Erhebung zufolge die Anforderung der Schulen insgesamt als große Belastung. Das Internet nutzten Hauptschüler weniger als Gymnasiasten, was laut Bericht möglicherweise auf ungleiche Zugangschancen hindeutet.

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Die Gesundheit von Kindern hängt wie die Bildung ebenfalls stark von den Lebensumständen der Eltern ab. So hätten Kinder und Jugendliche aus Familien mit niedriger Bildung, niedrigem Berufsstatus oder niedrigem Einkommen häufiger psychische Probleme oder sind verhaltensauffällig. Sie treiben den Angaben nach seltener Sport, ernähren sich ungesünder, sind häufiger übergewichtig und rauchen häufiger.

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15 Prozent aller Minderjährigen armutsgefährdet

Der alle zwei Jahre erscheinende Sozialbericht ist ein Gemeinschaftswerk des Statistischen Bundesamtes, des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung und des Sozio-ökonomischen Panels sowie der Bundeszentrale für politische Bildung. In diesem Jahr beziehen sich die Macher auf die UN-Kinderrechtskonvention von 1989, an die der internationale Tag der Kinderrechte am 20. November erinnert.

Laut Report waren im Jahr 2016 mehr als 14 Prozent der unter elfjährigen Kinder in Deutschland armutsgefährdet. Überdurchschnittlich armutsgefährdet waren Kinder und Jugendliche von zwölf bis 17 Jahren mit knapp 18 Prozent. Im Durchschnitt sind gut 15 Prozent aller Menschen unter 18 betroffen – fast jeder sechste Minderjährige.

Armutsrisiko bei Migranten besonders hoch

Bei Kindern mit Migrationshintergrund ist das Risiko, von Armut gefährdet zu sein, fast dreimal höher als bei Kindern ohne Migrationshintergrund. Bei den in Deutschland lebenden Kindern ohne deutsche Staatsangehörigkeit sind sogar über die Hälfte armutsgefährdet.

„Gerade für eine reiche Volkswirtschaft wie Deutschland, deren wirtschaftliche Performance immer wieder gepriesen wird, ist das ein beschämender und niederschmetternder Befund“, sagte der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung Thomas Krüger bei der Vorstellung der Daten. Hier werde es in Zukunft wichtig sein, über soziale Durchlässigkeit und über die gleichberechtigte Teilhabe zu sprechen.

Krüger: Auch Mehrheitsgesellschaft in der Pflicht

„Gerade wenn wir wollen, dass die beschriebenen relativen Unterschiede nachhaltig eingeebnet werden, ist es notwendig, Integration als Aufgabe zu sehen, die auch die Mehrheitsgesellschaft in die Pflicht nimmt und ebendiese soziale Durchlässigkeit gewährleistet“, erklärte Krüger weiter.

In der Sozialstatistik galt in Deutschland 2016 eine Person als armutsgefährdet, wenn ihr Nettoäquivalenzeinkommen – also das Pro-Kopf-Einkommen unter Berücksichtigung der im Haushalt mitlebenden Personen – weniger als 1.064 Euro im Monat betrug. Unter diesem Schwellenwert lag 16,5 Prozent der Bevölkerung. Das größte Risiko trugen türkischstämmige Menschen. Die Definition von Armut richtet sich in der Europäischen Union danach, ob Betroffene von einer Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Land, in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel Studien

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