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Berlinale 2010 © Jan Windszus

Berlinale

„Nicht willkommene“ AfD-Politiker eingeladen

Wer nicht weltoffen ist, sei auf der Berlinale nicht willkommen. Das werde man AfD-Politiker mitteilen. So reagiert die Festivalleitung auf Kritik, nachdem sie AfD-Politiker zur Festival-Eröffnung eingeladen hatte – darunter eine, die in Potsdam über „Remigration“ beraten hat.

Sonntag, 04.02.2024, 15:14 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 04.02.2024, 15:24 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Nach Kritik an Einladungen für AfD-Politiker zur Berlinale-Eröffnung hat die Festivalleitung die Hintergründe erklärt und sich gegen Rechtsextremismus ausgesprochen. Mitglieder der AfD verträten zutiefst antidemokratische Positionen, die den Werten der Berlinale und deren Mitarbeitenden widersprächen, heißt es in einem auf Englisch verbreiteten Statement auf dem Instagram-Account der Berlinale von Sonntag. Es ist gezeichnet mit dem Namen von Leiterin Mariette Rissenbeek.

Die Festivalleitung erklärte zum Hintergrund der Einladungen auch auf Anfrage, dass die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Berliner Senat Einladungskontingente für die Berlinale erhielten, die an die demokratisch gewählten Mitglieder aller Parteien im Bundestag und im Abgeordnetenhaus vergeben werden.

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„Auf der Berlinale nicht willkommen“

AfD-Mitglieder seien in den Bundestag und das Abgeordnetenhaus gewählt worden und daher auch in politischen Kulturausschüssen und anderen Gremien vertreten. „Das ist ein Fakt, und den müssen wir als solches akzeptieren“, hieß es. Die Berlinale nennt die Eingeladenen nicht namentlich. Wie inzwischen bekannt wurde, soll eine eingeladene AfD-Politikerin an dem Potsdamer Treffen von Neonazis und Identitären teilgenommen haben, wo über die Umsetzung von „Remigration“ beraten wurde.

„Wir setzen uns gegen jede Form von Ausgrenzung und Diskriminierung ein und treten konsequent für die Werte einer weltoffenen und liberalen Demokratie ein“, hieß es weiter in dem Statement. „Menschen – auch Mandatsträger – die diesen grundlegenden Werten zuwiderhandeln, sind auf der Berlinale nicht willkommen.“ Dies werde man deutlich und nachdrücklich in persönlichen Schreiben an die AfD-Vertreter und auch bei anderen Gelegenheiten zum Ausdruck bringen.

Kritik im Netz

Die Berlinale betonte, „für demokratische Grundwerte und gegen Rechtsextremismus“ zu stehen und alle Demonstrationen und andere Initiativen gegen undemokratische Strömungen zu unterstützen. „Wir erteilen rechtsextremem oder rechtspopulistischem Gedankengut eine klare Absage und beobachten mit Sorge, dass Antisemitismus, antimuslimische Ressentiments, Hetze und andere antidemokratische Haltungen in Deutschland auf dem Vormarsch sind.“

Die Erklärung der Festivalleitung stößt auf scharfe Kritik. Schauspieler Martin Stange schreibt auf Instagram: „Die einzige Devise lautet: #ausladen“. Buchautorin Jasmina Kuhnke kommentiert die Berlinale-Erklärung: „Man lädt keine Nazis ein. Man schreibt Nazis keine Briefe. Man lässt Nazis nicht in den eigenen Reihen sitzen. Man schließt Nazis aus, konsequent und überall!“

 

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In einem offenen Brief im Internet vom 2. Februar, der mittlerweile nicht mehr online zu finden ist, wurde die Rücknahme von zwei Einladungen an AfD-Politiker gefordert. US-Medienberichten zufolge hatten hunderte Menschen, darunter Filmschaffende, unterschrieben.

Kritik auch in sozialen Netzwerken

Die Berlinale hatte auf ihrem Instagram-Account auch zur Berliner Großdemonstration gegen rechts unter dem Motto „Wir sind die Brandmauer“ am Samstag aufgerufen. Daraufhin forderten mehrere Menschen in Kommentaren ebenfalls eine Rücknahme von Einladungen an die AfD.

Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den großen Filmfestivals der Welt. Die nächste Ausgabe ist vom 15. bis 25. Februar geplant. Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian präsentieren als scheidendes Leitungsduo zum letzten Mal das Programm. (dpa/mig) Aktuell Feuilleton

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