Wohlstand in Gefahr
Wirtschaft, Pflegerat und Rentenversicherung gegen Rassismus
Seitdem Hunderttausende Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straßen gehen, mehren sich bei Verbänden und Institutionen sowie der Wirtschaft Bekenntnisse zu Demokratie, Menschenwürde und Grundrechten. Auch in der Pflege soll kein Platz für Diskriminierung sein.
Mittwoch, 24.01.2024, 16:32 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 24.01.2024, 16:32 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Der Deutsche Pflegerat und die Rentenversicherung haben sich gegen jede Form von Rechtsextremismus und Diskriminierung gestellt. Die Präsidentin des Pflegerats, Christine Vogler, erklärte am Mittwoch in Berlin, rechtsextreme Überzeugungen seien unvereinbar mit dem Pflegeberuf. Sie rief dazu auf, die Demokratie zu stärken, Rückgrat zu zeigen und wachsam zu bleiben. Industrievertreter warnen vor Wohlstandsverlust durch Fremdenfeindlichkeit.
Die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, Gundula Roßbach, versicherte, die Rentenversicherung wende sich gegen alle, die den demokratischen Rechts- und Sozialstaat mit menschenfeindlichen Ideen torpedieren wollten. Industrievertreter warnten vor Wohlstandsverlust durch Fremdenfeindlichkeit in Deutschland.
Vogler und Roßbach bezogen sich auf Berichte, wonach Rechtsradikale und AfD-Mitglieder bei einem gemeinsamen Treffen Vertreibungspläne für Millionen Menschen aus Deutschland besprachen. Pflegerats-Präsidentin Vogler sagte, Angriffe auf die deutsche Verfassung und die Würde des Menschen seien auch ein Angriff auf das Berufsverständnis in der Pflege. Der Deutsche Pflegerat vertritt nach eigenen Angaben rund 1,7 Millionen Beschäftigte.
„Ungeachtet von Herkunft, Religion oder Geschlecht“
Vogler sagte: „Wir werden sicherstellen, dass der Ethikkodex des ‚International Council of Nurses‘ jederzeit und überall in Deutschland gelebt und umgesetzt wird“. Das Recht auf Leben, die Achtung der Menschenwürde, einschließlich der kulturellen Rechte sowie respektvolle Behandlung seien „Grundpfeiler des Berufsverständnisses der Profession Pflege“.
Rentenversicherungs-Chefin Roßbach erklärte: „Jeder Mensch erhält unsere Leistungen, der seine Beiträge gezahlt hat, ungeachtet von Herkunft, Religion oder Geschlecht.“ Die Rentenversicherung bekenne sich zu ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung und verurteile jede Form von Hass und Hetze.
Industrie warnt vor Folgen für die Wirtschaft
Industrievertreter warnten vor den Folgen des zunehmenden Rechtsextremismus für die Wirtschaft. „Nur wenn sich engagierte Menschen aus aller Welt bei uns wohlfühlen, werden sie zu uns kommen, und nur so sind wir dauerhaft als Standort zum Arbeiten und Leben attraktiv“, sagte der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Peter Adrian, der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Mittwoch). Er warnte vor Wohlstandsverlust durch Fremdenfeindlichkeit.
Die Suche nach geeigneten Mitarbeitern sei für Unternehmen in allen Branchen eine der größten Herausforderungen. Neben den einheimischen Arbeitskräften seien Unternehmen zunehmend auf Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen, sagte Adrian. „Wir brauchen daher eine Willkommenskultur, die neben unkomplizierten Verfahren vor allem auch gesellschaftlich gelebt wird.“
Handwerk: „Bei uns zählt nicht, wo jemand herkommt“
Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, Hildegard Müller, forderte alle deutschen Unternehmen auf, sich gegen Rechtsextremismus zu stellen und für Demokratie und Rechtsstaat einzutreten. „Wir alle – und damit meine ich explizit auch die Wirtschaft – müssen für unsere Werte, für unsere Demokratie einstehen und Verantwortung übernehmen. Wir müssen Haltung zeigen“, sagte Müller der Zeitung.
Handwerkspräsident Jörg Dittrich forderte von der Bundesregierung eine konsequente Standortpolitik. Viele Betriebe und Beschäftige hätten den Eindruck, dass politisch nicht entschlossen gehandelt werde, um den Standort zu stärken, sagte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks der Zeitung. Das Handwerk wolle loslegen und sich in die aktuellen Debatten einbringen: „Denn bei uns zählt nicht, wo jemand herkommt. Sondern was man für dieses Land leisten will und wie man es voranbringen kann.“ (epd/mig) Aktuell Wirtschaft
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