Deutschland-Türkei
FDP macht Integrationsproblem aus Fußball-Spiel
Beim bitteren 2:3 gegen die Türkei stört die deutsche Mannschaft die Auswärtsatmosphäre im Berliner Olympiastadion. Aus der Politik kommt Kritik am Verhalten der Gäste-Fans. Mögliche Ursachen werden nicht thematisiert.
Montag, 20.11.2023, 15:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 20.11.2023, 11:03 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai hat die Pfiffe und Buh-Rufe zahlreicher türkischer Fans beim Länderspiel gegen das deutsche Team in Berlin kritisiert. „Es muss uns alle schmerzen, wenn in Deutschland geborene oder aufgewachsene Menschen bei einem Länderspiel in Deutschland die deutsche Nationalmannschaft auspfeifen“, sagte Djir-Sarai dem Boulevardblatt „Bild“. Bei der Partie im mit 72.592 Zuschauern ausverkauften Olympiastadion waren die deutschen Spieler um Kapitän İlkay Gündoğan schon beim Aufwärmen lautstark ausgepfiffen worden.
Zehntausende türkische Fans hatten für die Mannschaft der Türkei rund um ihren 3:2-Sieg eine Heimspiel-Atmosphäre erzeugt. „Hier zeigen sich erneut die Versäumnisse und Defizite in der Integrationspolitik“, sagte FDP-Politiker Djir-Sarai. Auch aus der nordrhein-westfälischen CDU gab es Kritik am Verhalten türkischer Anhänger bei dem Spiel in Berlin.
Mit Studien lassen sich die Aussagen von Dijr-Sarai allerdings nicht belegen. Im Gegenteil fühlen sich die meisten Türkeistämmigen in Deutschland beheimatet, fühlen sich aber auch mit der Türkei verbunden. Ihre Beheimatung in Deutschland wird erschwert durch Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen.
Rassismus erschwert Identifikation
Türkisch gelesene Menschen werden auf dem Arbeitsmarkt, bei der Wohnungssuche und in der Schule stark benachteiligt. Sie erhalten seltener Einladungen zu Bewerbungsgesprächen oder werden bei gleichen Leistungen schlechter benotet. Hinzu kommen rassistisch motivierte Gewalterfahrungen wie in Hanau oder beim NSU-Komplex, die eine noch stärkere Identifikation mit Deutschland erschweren und gleichzeitig die Bindung zur alten Heimat verfestigen. Über mögliche Gründe und Ursachen für das Verhalten der Gäste-Fans äußerte sich der FDP-Politiker, der iranische Wurzeln hat, im „Bild“ nicht.
BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zeigte in dem Boulevardblatt Mitgefühl für den früheren Dortmunder Profi Gündoğan, der ein paar Pfiffe mehr ertragen musste als seine Mitspieler: „Das finde ich absolut nicht in Ordnung und dafür fehlt mir jegliches Verständnis, weil es einfach intolerant ist“, sagte der 64-Jährige dem „Bild“.
Müller: Pfiffe haben gewurmt
Die Pfiffe der türkischen Fans hätten die deutsche Mannschaft „gewurmt“, sagte Nationalspieler Thomas Müller. Da denke „man sich schon, denen wollen wir zeigen, dass wir trotzdem gewinnen, oder die Genugtuung nicht geben, dass am Ende die Türkei in Berlin gewinnt“, sagte Müller. Die DFB-Auswahl habe den Gäste-Fans zeigen wollen, „dass sie für die falsche Flagge singen und pfeifen“, fügte der Profi des FC Bayern München hinzu. Nach dem frühen Führungstor von Kai Havertz riefen die zumeist deutlich leiseren deutschen Fans ironisch „Auswärtssieg, Auswärtssieg“.
Am Ende musste sich das deutsche Team beim Heimdebüt von Bundestrainer Julian Nagelsmann aber geschlagen geben. Der Sieg ihrer Mannschaft wurde von den türkischen Anhängern euphorisch bejubelt. „Wir wollten eigentlich zeigen: ‚Hey, so nicht!‘ Aber klar, der Sport und das Leben laufen nicht immer so, wie man sich das wünscht“, sagte Müller, der nicht zum Einsatz gekommen war. (dpa/mig) Aktuell Politik
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