Bürgermeister-Wahlen
AfD scheitert in Nordhausen und Wittstock
Trendwende in letzter Minute: Im Thüringer Nordhausen bleibt der parteilose Kai Buchmann Oberbürgermeister. Als Favorit galt der AfD-Kandidat Jörg Prophet. Er war mit geschichtsrevisionistischen Texten aufgefallen. Auch in Wittstock unterliegt ein AfD-Mann.
Sonntag, 24.09.2023, 21:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 20.11.2023, 11:22 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die AfD ist bei der Oberbürgermeisterwahl im thüringischen Nordhausen gescheitert. Der parteilose Amtsinhaber Kai Buchmann setzte sich am Sonntag nach vorläufigem Ergebnis bei einer Stichwahl überraschend gegen den AfD-Kandidaten Jörg Prophet durch. Das teilte das Wahlamt der Stadt mit. Demnach erhielt Buchmann nach einem langen Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Auszählung 54,9 Prozent der Stimmen, Prophet 45,1 Prozent.
Die AfD konnte damit ihre Erfolgsserie bei Kommunalwahlen in Ostdeutschland nicht fortsetzen. Im Juni war Robert Sesselmann im Südthüringer Landkreis Sonneberg zum ersten AfD-Landrat Deutschlands gewählt worden, wenig später siegte ein AfD-Kandidat bei der Bürgermeisterwahl in Raguhn-Jeßnitz (Sachsen-Anhalt).
Die Auszählung wurde im Ratssaal von Nordhausen von Applaus begleitet, immer dann, wenn Buchmann vorn lag oder sein Vorsprung sich vergrößerte. Draußen vor dem Gebäude versammelten sich kurz vor Bekanntgabe des Ergebnisses Dutzende Menschen und jubelten. Einige hatten Plakate dabei, die sich gegen die AfD richteten. Als das Ergebnis bekannt wurde, brach langanhaltender Jubel im Ratssaal aus. Buchmann ging umher und reichte jubelnden Anhängern seine Hände und umarmte Mitstreiter.
AfD-Kandidat galt als Favorit
In Nordhausen galt der AfD-Kandidat Prophet, ein 61 Jahre alter Unternehmer, nach dem ersten Wahldurchgang vor zwei Wochen als Favorit. Er erzielte am 10. September 42,1 Prozent der Stimmen, Buchmann nur 23,7 Prozent. Bei einem Erfolg in der Stichwahl wäre Prophet der erste Oberbürgermeister in Deutschland mit AfD-Parteibuch gewesen. Die Thüringer AfD wird vom Landesverfassungsschutz als erwiesen rechtsextremistisch eingestuft und beobachtet, bundesweit ist die Partei ein Verdachtsfall.
Nordhausen hat rund 42.000 Einwohner und ist eine Industrie- und Hochschulstadt. Am Rande der Stadt liegt die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Die Nationalsozialisten hatten in das Lager etwa 60.000 Menschen verschleppt, mindestens 20.000 Häftlinge starben.
„Geschichtsrevisionistische Agenda“
Vor der Stichwahl hatten mehrere Politiker, Verbände und Organisationen vor einer Wahl des AfD-Kandidaten Prophet gewarnt. Der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, hatte Prophet unter anderem Geschichtsrevisionismus vorgeworfen. Auch im Thüringer Verfassungsschutzbericht 2021 wurde ein Text von Prophet als Beispiel für die „geschichtsrevisionistische Agenda“ der AfD angeführt.
Auch Buchmann war vor der Wahl in die Kritik geraten. Gegen ihn läuft noch ein Disziplinarverfahren. Zwischenzeitlich war er unter anderem wegen Mobbing-Vorwürfen vom Dienst suspendiert worden, ein Gericht hob dies aber später auf.
AfD-Niederlage auch in Wittstock
Auch in Wittstock unterlag ein AfD-Kandidat. Gewählt wurde am Sonntag mit 51,3 Prozent der Stimmen der CDU-Politiker Philipp Wacker zum neuen Bürgermeister der brandenburgischen Stadt Wittstock/Dosse. Dahinter lag AfD-Mitglied Karsten Simon, der als Einzelbewerber antrat, mit 33,8 Prozent der Stimmen. Sandy Ludwig (Einzelbewerber), den der Verfassungsschutz als Rechtsextremisten einstuft und beobachtet, erreichte 2,5 Prozent. SPD-Bewerber Ralf-Thomas Schulz kam auf 12,3 Prozent der Stimmen. Das gab die Stadt nach der Auszählung bekannt.
Diplom-Chemiker Wacker tritt ab Januar 2024 die Nachfolge von Jörg Gehrmann an, der als Parteiloser seit 2008 Rathauschef in der Stadt im Kreis Ostprignitz-Ruppin ist. Die Wahlbeteiligung lag bei 61,2 Prozent. (dpa/mig) Aktuell Politik
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