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Fußballstadion (Symbolfoto) © 12019 @ pixabay.com (Lizenz), bearb. MiG

„Nach so einem Sieg“

Rassistische Hetze nach Pokal-Rausch

Benjamin Henrichs feierte mit RB Leipzig einen großen Pokal-Abend. Als der Nationalspieler danach auf sein Handy schaute, folgte der Schock. Er sah sich in den sozialen Medien rassistischer Hetze ausgesetzt. Sein Trainer fordert „drakonische Strafen“.

Montag, 10.04.2023, 17:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 10.04.2023, 13:28 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Als Benjamin Henrichs nach dem Abpfiff in eine dicke Jacke eingepackt in die Kabine ging, war seine Welt noch in Ordnung. Doch spätestens mit dem Blick auf sein Handy dürfte er selbige nicht mehr verstanden haben. Der 26-Jährige sah sich in den sozialen Medien rassistischer und antisemitischer Hetze ausgesetzt, machte das am Donnerstag öffentlich. Dem 2:0-Rausch im Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Dortmund folgte ein Kater, der so unverständlich wie widerwärtig war.

„Wir leben in einer Gesellschaft, wo jeder im Netz Hass und Rassismus verbreiten kann“, schrieb Henrichs mit dem Hashtag „traurige Wahrheit“ auf TikTok. Er teilte Auszüge aus persönlichen Nachrichten in den sozialen Medien, in denen er und seine Familie herabwürdigend beleidigt werden. Dem Abwehrspieler, dessen Vater aus Deutschland und Mutter aus Ghana kommen, wurden zudem Verletzungen gewünscht. Auch der Verein wurde angegangen. „Wir haben heute 2:0 im Pokal gewonnen gegen Dortmund und ich zeige euch jetzt mal, wie so meine DMs (persönlichen Nachrichten) aussehen nach so einem Sieg im Pokal. Viel Spaß.“

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Öffentlich darüber hinaus möchte sich der Defensivspieler nicht äußern. Er behält sich allerdings rechtliche Schritte vor. Henrichs Club positionierte sich am Donnerstag gegen die Hetze. „RB Leipzig verurteilt jegliche Form von Rassismus, Antisemitismus und duldet keinerlei Diskriminierung“, hieß es in einer Stellungnahme. Man stehe für Vielfalt, Offenheit, Menschenwürde und Toleranz.

Trainer Rose: Henrichs braucht kein Mitleid

Wie RB-Trainer Marco Rose später am Wochenende mitteilte, hat er sich mit Henrichs über die Anfeindungen nicht persönlich ausgetauscht. „Den Austausch gab es in dem Fall nicht, weil Benny kein Mitleid braucht, weil Benny sich unglaublich wohl fühlt bei uns“, sagte Rose vor dem Auswärtsspiel in der Bundesliga bei Hertha BSC bei Sky: „Für uns ist das überhaupt kein Thema, für uns gibt es das nicht. Deswegen wundert es uns umso mehr, dass es Menschen gibt, die das nicht verstehen wollen, die einfach einen an der Klatsche haben. So muss man es sagen.“

Rose hatte deswegen bereits am Freitag ein härteres Eingreifen des Staats gegen Hetze im Internet gefordert. „Ich habe den Eindruck, dass man drakonischere Strafen verhängen sollte, dass sich der Staat Gedanken machen sollte. Indem man solche Kameraden einfach mal für ein paar Tage aus dem Verkehr zieht“, sagte Rose, „und ein paar Tage wegsperrt, dann würde man dort möglicherweise den einen oder anderen zum Nachdenken anregen, sich wie ein normaler, sozialer Mensch zu verhalten“. (dpa/mig) Aktuell Panorama

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