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Ausverkauft © RebellComedy

RebellComedy

Comedy mit Baskettball, Pokemon und Tupac

2007 erschufen Babak und Usus etwas, was ihnen in Deutschland fehlte: Identifikation. Sie konnten sich nicht mit den Comedians identifizieren. Sie wollten StandUp-Comedy erschaffen, die aus dem Alltag ihrer Generation erzählt. Das Ergebnis hat heute einen festen Sendeplatz im Fernsehen.

Von Freitag, 05.02.2016, 8:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 07.02.2016, 13:15 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Die Comedy-Branche spricht von einem ungewöhnlichen Publikum, Menschen, die sie üblicherweise nicht in ihre Shows bekommt. Das Publikum ist jung und vielfältig. Sie sitzen alle nebeneinander und lachen über dieselben Witze: Schüler und Studenten neben Philosophen und Zuhältern; europäische Frauen neben arabisch und nordafrikanisch aussehenden Männern ( – ohne eine Armlänge Abstand halten zu müssen.) Was sie anzieht? RebellComedy – ein Ensemble von zehn StandUp-Comedians, das aktuell die deutsche Comedylandschaft erneuert und bundesweit Hallen füllt.

2007 beschlossen die RebellComedy-Gründer Babak und Usus, aus dem Iran und Marokko stam-mend, etwas zu erschaffen, was ihnen in Deutschland fehlte: Identifikation. Sie konnten sich nicht mit den Comedians identifizieren, die Menschen mit Migrationsgeschichte in einer überspitzten, klischeehaften Art in der Comedylandschaft vertraten. Sie wollten StandUp-Comedy erschaffen, die aus dem Alltag ihrer Generation erzählt. Erfahrungen aus dem Club, in der Schule, beim Sport. Die beiden Freunde orientierten sich an amerikanischen StandUp-Comedians. Diese seien den Deutschen gegenüber im Handwerk weiter und hätten mehr Erfahrungen mit dem Randdasein, so die Gründer. Doch abgesehen davon haben sich die Künstler an kein spezielles Konzept gehalten. Sie geben bei der Produktion ihrer Shows keine Acht darauf, was der breiten Masse gefallen könn-te, sondern darauf, ob ihnen ihr Produkt selbst gefällt und sie sich damit identifizieren können.

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Ihnen gelingt das, was ein Jan Böhmermann scheinbar nicht schafft. Während dieser durch seinen Song „PO1Z1STENS0HN“ die Rapszene auf Haftbefehl reduziert und PR für die Polizei macht, erzählen die RebellComedians von anderen Erfahrungen. Von racial profiling zum Beispiel – dass die Polizei bei Sicherheitskontrollen mit „Biodeutschen“ anders umgeht als mit „schwarzhaarigen Kanaken“. Die Comedians sind sich ihrer Verantwortung bewusst und sprechen künstlerisch auch ernste Themen wie Alltagsrassismus und die aktuelle Flüchtlingskrise an.

TV-Tipp: RebellComedy läuft jeden Freitag um 23:30 Uhr auf WDR.

„RebellComedy“ heißt das Ensemble nicht, weil die Künstler eine Rebellion anzetteln oder etwas zerstören wollen. Die damalige Produktionsfirma Gondebaks nannte sich „Rebell Film“ – so über-nahmen sie den Namen. „Es ist die Leichtigkeit und Unüberlegtheit und gleichzeitig die Arbeit, die vom Herzen kommt, die RebellComedy besonders macht“, so Babak.

Und genau dies ist das Erfolgsrezept der Künstler, durch das sich Tausende von jungen Menschen mit ihrer Arbeit identifizieren. Das Publikum besteht zwar überwiegend aus jungen Leuten mit Mig-rationsgeschichte, aber nicht nur sie fühlen sich angesprochen. RebellComedy stellen in ihrer Arbeit das Leben der Kinder der 1990er Jahre dar.

Sie haben alle diesen einen türkisch- oder arabischstämmigen Freund, dessen gastfreundliche Mut-ter einem bei jedem Besuch den Teller immer wieder auffüllt. Sie kennen und lachen alle über die absurden Illuminati-Verschwörungstheorien ( – ganz tief im Inneren glauben sie aber ein bisschen daran). Sie sind mit Basketball und Pokémon aufgewachsen, hören HipHop, Rap und RnB. Diese Aspekte lassen RebellComedy in ihre Shows einfließen. RebellComedy unterhalten mit Gesangs- und Tanztalent und bringen ihr Publikum nicht nur zum Lachen, sondern sind ihnen auch so nahe, dass sie ihnen das Gefühl geben, die Künstler auf der Bühne könnten ihre Freunde sein. Aktuell Feuilleton

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