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Der Arzt als Taxifahrer © Ben Fredericson (xjrlokix) auf flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Studie

Auch qualifizierte Migranten am Arbeitsmarkt benachteiligt

Unabhängig vom Bildungsniveau gilt: Migranten stoßen auf größere Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche als Personen ohne Migrationshintergrund. Besonders betroffen sind Türkeistämmige, West- und Nordeuropäer sind kaum betroffen.

Donnerstag, 13.08.2015, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:44 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Einwanderer haben in Deutschland unabhängig von ihren beruflichen Qualifikationen einer Studie zufolge deutlich schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt. Sie seien häufiger arbeitslos und arbeiteten öfter in prekären Beschäftigungsverhältnissen als der Bevölkerungsschnitt, heißt es in einer am Mittwoch in Düsseldorf veröffentlichten Analyse des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung.

In der aktuellen Debatte um eine bessere Arbeitsmarktintegration von neuen Einwanderern dürften daher die bereits in Deutschland lebenden Migranten nicht vergessen werden, mahnten die Instituts-Forscherinnen Jutta Höhne und Karin Schulze Buschoff.

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Die Erwerbslosenquote unter Menschen, die selbst oder deren Eltern zugewandert sind, liege mit fast zehn Prozent etwa doppelt so hoch wie im Rest der Bevölkerung, erklärte das Forschungsinstitut. „Unabhängig vom Bildungsniveau gilt: Fast alle Migrantengruppen stoßen auf größere Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche als in Alter, Bildung und weiteren Eigenschaften vergleichbare Personen ohne Migrationshintergrund“, heißt es in der Analyse. Die Ausnahme sind Einwanderer aus West- und Nordeuropa: Sie seien genauso häufig arbeitslos wie die übrige Bevölkerung, erreichten gleichwertige oder bessere Positionen und seien mit ähnlicher oder geringerer Wahrscheinlichkeit atypisch beschäftigt.

Dagegen sind der Studie zufolge in Deutschland geborene Männer ohne Berufsqualifikation mit Wurzeln in der Türkei oder den Balkan-Staaten mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit arbeitslos wie Männer ohne Migrationshintergrund. Gleiches gelte für türkischstämmige Frauen, die keine abgeschlossene Ausbildung haben.

Download: Eine Zusammenfassung der Studienergebnisse (Die Arbeitsmarktintegration von Migranten und Migrantinnen in Deutschland. Ein Überblick nach Herkunftsländern und Generationen) finden Sie hier.

Doch auch qualifizierte Einwanderer haben es den Wissenschaftlerinnen zufolge deutlich schwerer am Arbeitsmarkt: So seien Männer aus Ländern außerhalb der EU mit Berufsausbildung fast dreimal so häufig erwerbslos wie Deutsche. Bei Akademikern aus diesen Ländern gibt es sogar drei- bis fünfmal so viele Arbeitslose wie in der deutschen Referenzgruppe. Bei Hochschulabsolventen mit türkischem oder osteuropäischem Hintergrund sowie Aussiedlern sind es doppelt so viele.

Die Forscherinnen forderten, nicht nur Einwanderung zu fördern und zu regeln, sondern auch bereits in Deutschland lebende Migranten besser zu unterstützen. So müsse etwa mehr Geld in die Qualifikation von Einwanderern fließen und mehr gegen Diskriminierung am Arbeitsmarkt getan werden. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel Studien

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  1. Anderen Ländern gelingt es deutlich besser als Deutschland, Menschen mit Migrationsgeschichte in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Unsere Integrationspolitik hat offensichtlich Nachholbedarf.
    Zuweilen dominierende Schuldzuschreibungen und monokausal geführte Diskurse (Bildungsmangel etc.) helfen weder weiter noch sind sie wissenschaftlich haltbar. Auch laut des aktuellen OECD-Berichts haben qualifizierte Jugendliche aus Einwandererfamilien im Vergleich zu Jugendlichen ohne Migrationsgeschichte schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hinsichtlich Arbeitsplatzsuche, Einkommen sowie Passung von Qualifikation und Beruf. Darüber hinaus lenken Schulzuschreibungen davon ab, proaktiv eine vorbildliche Integrationspolitik mitzugestalten. Das bedeutet für alle gesellschaftlichen Bereiche: Die hiesigen Potenziale zu erkennen, zu fördern und nicht zuletzt andere zu inspirieren.

  2. Mike sagt:

    Bereits ihrem ersten Satz muss ich widersprechen: schauen Sie zB in die Vorstaedte in Frankreich und Großbritannien uns Sie werden erkennen wie schlecht dort die Integration von Ausländern -auch in den Arbeitsmarkt_ „gelungen“ ist. Diese Probleme kennt Deutschland bislang nicht.

  3. Sarah Gerwing sagt:

    Sehr geehrter Herr Mike,
    danke für Ihren Beitrag – es freut mich, dass mein Beitrag eine Diskussion provoziert hat. Könnten Sie mir die Studien nennen, auf denen Ihr Kommentar rekurriert?
    Gleichzeitig fordert mich Ihr Kommentar auf, zwei Aspekte gründlicher auszuführen:

    1. Perspektive: Dass es Unterschiede in Bezug auf die strukturelle Integration von Menschen mit Migrationshintergrund zwischen Städten, Vorstädten und ländlichen Regionen in verschiedenen Ländern gibt, mag ich nicht bestreiten. Mein erster Kommentar nimmt, wie die OECD-Studie auch, eine Makroperspektive ein, die sich auf Nationalstaaten bezieht.

    2. Interpretation der Studienergebnisse: Herr Mike, Ihr Kommentar legt auf den ersten Blick nahe, dass Deutschland sich nicht weiter anstrengen müsse, weil in anderen Ländern vergleichsweise stärkere Ausgrenzungsmechanismen von Menschen mit Migrationsgeschichte vorherrschen als im hiesigen Kontext. Wie die Autoren der Studien nehme ich bewusst die Perspektive ein, die vorhandenen Potenziale zum Ausgangspunkt zu nehmen und für eine faire Arbeitsmarktpolitik einzutreten.

  4. Pingback: Zur Diskriminierung von Migranten am Arbeitsmarkt - Management Circle Blog

  5. Chris sagt:

    Es ist absurd hier das zu legitimieren

    es sind eben nicht die mit Kopftuch die Probleme haben

    sondern meistens junge Männer mit guten Noten die aufgrund ihres Vor und Nachnamens diskriminiert werden.

    In den schönen Talkshows fordern die Politiker, wir sollen die Sprache lernen und uns integrieren und Bildung sei ein wertvolles Gut

    die Realität sieht anders aus.

  6. Tobi sagt:

    naja man kann die Gesellschaft nicht einfach so verändern
    da nützen auch Diversity Kampagnen nicht

    in Deutschland sind viele Unternehmen, Behörden usw. immer noch verlogen und diskriminieren obwohl sie offiziell was anderes behaupten

    Manchmal sind mir jene Menschen, die redselig und einfach gestrickt sind lieber als elitäre Akademiker, denn erstere sagen einem ganz unverblümt Dinge, die andere Menschen auch denken aber nie frei aussprechen würden

    Beispiel: Vorgestern war ich auf der Arbeit und da duzte mich ein etwa 45jähriger Mann ohne Migrationshintergrund und als ich sagte SIEZEN SIE MICH BITTE, was ich auch mit augenzwinkern sagte und eher aus Spaß meinte, dann sagte er mir lächelnd und freundlich ins gesicht, dass es ihm leid täte und dass es peinlich sei, dass es ein Ausländer ihm beibringen würde

    So ticken die meisten Deutschen ohne Migrationshintergrund

  7. Tobi sagt:

    Es liegt vor allem an Namen !

    Es gibt einen türkischstämmigen blonden und blauäugigen Regisseur der sich auch drüber beklagt, dass er keine Projekte bekommt und dass er sobald er Namen nennt, in die Kategorien gesteckt wird

    und das obwohl er blond und blauäugig ist.

    Menschen mit ausländischen Wurzeln sollten drüber nachdenken, ihren Kindern deutsche oder europäische Namen zu geben

    das hilft ungemein, wenn man auch hier geboren ist.

    Hauptsache Nachname ist auch nicht exotisch

    Das wirkt Wunder. ich kenne allein 3 Personen marokkanischer und türkischer Herkunft mit muslimischen namen die nach der Heirat den Namen der deutschen Frau annahmen

    Herr Rindermann, Herr Krüger und Herr Erkelenz hatten danach bei der jobsuche keine Probleme mehr aber 2 von denen sehen sehr südländisch aus und sie werden oft von der Polizei kontrolliert da nützt es nix

    Anderer Fall : Viele asiaten geben ihren Kindern auch in den USA und hierzulande nicht herkunftstypische Namen doch das sorgt oft für Belustigung

    Beispiel MATTHEW MOY von two broke girls der offensichtlich Asiate ist und auch immer solche rollen spielt

  8. auswanderer sagt:

    Geborene, lebende Ausländer die sich einzig von der dunkleren Optik von „Deutschen Bewohnern“ unterscheiden haben sich bzgl. Benachteiligungen und Polizeikontrollen ein dickes Fell angeeignet ;)

    Ich selbst kann die Deutschen jedoch mit den undifferenzierten Vorurteilen verstehen, wenn aufgrund der verkehrten, kranken Politik immer mehr Ausländer ins Land gelassen werden. Denn die normal lebende Bevölkerung steht täglich im Fokus von nicht integrierten Ausländern, zu Lasten der „willigen Ausländern“. Das hat leider negative Auswirkungen auf allen Bereichen und fördert das Schema-Denken. Gleichzeitig verstehe ich auch farbige Ausländer, die keine Lust mehr haben sich täglich beweisen zu müssen, dass sie genau so gut sind wie die „weißen Ausländern“ .. ;) Die Arbeitsmarktpolitik mit nur ca. jährlich 1 Million offenen Stellen in Deutschland verschärft nur alles und bringt mehr oder weniger alles zum zusammenstürzen.

    Integration ist ein großes dehnbares Wort, daher würde ich am liebsten die Politiker und so manche Ausländer in den harten Steinbruch schicken!! Denn beide Parteien sind dafür verantwortlich, dass es den „integrierten Ausländern und integrierten Deutschen“ mit fremden süd-östlicher Namensherkunft schwer gemacht wird.

    Es ist auch bekannt, dass zuerst der Deutsche oder der EU Bürger Vorrecht auf die ausgeschriebene Stelle (Job) haben. Das Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ist zudem so standhaft wie die gesundheitlichen Folgen bei ungesundem Essen, lach .. ;)
    So ein Mist mit dem AGG und Gender bla, bla .. können sich nur Berufs-Politiker ohne Lebensbezug ausdenken, gleichzeitig aber Moscheen und andere Religionen in „D“ zulassen. Die Zusammenhänge von Integration und Vorurteilen-Abbau sind nämlich viel größer, als man zugeben möchte.

    #### So, nun kurz zu meiner Person:
    Bin hier geboren, kenne mehr oder weniger nur die deutsche Sprache, bin konfessionslos, keine Straftaten und habe keine Steuerschulden. Noch nicht mal einen Punkt in Flensburg, lach .. ;)

    Verfüge über mehrere abgeschlossene Ausbildungsberufe mit Berufserfahrung – stecke aber seit 15 Jahren im Niedriglohnsektor fest bzw. fange nächste Woche sogar einen 1 Euro Job an. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen .. [ Jahr 2020 ]

    Bekomme mit meinen 40 Jahren auch keinen deutschen Pass und noch nicht mal eine Daueraufenthalt-EU Erlaubnis. Denn ansonsten hätte ich bei der Möglichkeit schon vor 20 Jahren Deutschland verlassen, jedoch bin ich ohne die günstigen (Pass-) Bedingungen – damit sogar als Ausländer hier in Deutschland gefangen, da ich ja jetzt auch nur „Deutsch“ sprechen kann. Ich könnte noch mehr berichten, doch mir geht die Luft aus .. ;)

    Ich bin also nachweislich ein Premium Beispiel, dass das Wort Integration nur ein Wort ist, mit der Realität aber wenig zu tun hat – siehe Ost – und Westbürger Deutschland.

    Erst vor Tagen habe ich von einem anderen „integrierten Ausländer“, dass bestätigt bekommen, was ich selbst seit 40 Jahren in Deutschland erlebe. Er überlegt auch, Deutschland zu verlassen nur mit dem Unterschied, dass er seine Herkunftssprache noch kann.

    Für mehr Einblicke dürfen Sie mich gerne kontaktieren :)
    Vielen Dank