Studie

Auch qualifizierte Migranten am Arbeitsmarkt benachteiligt

Unabhängig vom Bildungsniveau gilt: Migranten stoßen auf größere Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche als Personen ohne Migrationshintergrund. Besonders betroffen sind Türkeistämmige, West- und Nordeuropäer sind kaum betroffen.

Einwanderer haben in Deutschland unabhängig von ihren beruflichen Qualifikationen einer Studie zufolge deutlich schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt. Sie seien häufiger arbeitslos und arbeiteten öfter in prekären Beschäftigungsverhältnissen als der Bevölkerungsschnitt, heißt es in einer am Mittwoch in Düsseldorf veröffentlichten Analyse des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung.

In der aktuellen Debatte um eine bessere Arbeitsmarktintegration von neuen Einwanderern dürften daher die bereits in Deutschland lebenden Migranten nicht vergessen werden, mahnten die Instituts-Forscherinnen Jutta Höhne und Karin Schulze Buschoff.

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Die Erwerbslosenquote unter Menschen, die selbst oder deren Eltern zugewandert sind, liege mit fast zehn Prozent etwa doppelt so hoch wie im Rest der Bevölkerung, erklärte das Forschungsinstitut. „Unabhängig vom Bildungsniveau gilt: Fast alle Migrantengruppen stoßen auf größere Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche als in Alter, Bildung und weiteren Eigenschaften vergleichbare Personen ohne Migrationshintergrund“, heißt es in der Analyse. Die Ausnahme sind Einwanderer aus West- und Nordeuropa: Sie seien genauso häufig arbeitslos wie die übrige Bevölkerung, erreichten gleichwertige oder bessere Positionen und seien mit ähnlicher oder geringerer Wahrscheinlichkeit atypisch beschäftigt.

Dagegen sind der Studie zufolge in Deutschland geborene Männer ohne Berufsqualifikation mit Wurzeln in der Türkei oder den Balkan-Staaten mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit arbeitslos wie Männer ohne Migrationshintergrund. Gleiches gelte für türkischstämmige Frauen, die keine abgeschlossene Ausbildung haben.

Download: Eine Zusammenfassung der Studienergebnisse (Die Arbeitsmarktintegration von Migranten und Migrantinnen in Deutschland. Ein Überblick nach Herkunftsländern und Generationen) finden Sie hier.

Doch auch qualifizierte Einwanderer haben es den Wissenschaftlerinnen zufolge deutlich schwerer am Arbeitsmarkt: So seien Männer aus Ländern außerhalb der EU mit Berufsausbildung fast dreimal so häufig erwerbslos wie Deutsche. Bei Akademikern aus diesen Ländern gibt es sogar drei- bis fünfmal so viele Arbeitslose wie in der deutschen Referenzgruppe. Bei Hochschulabsolventen mit türkischem oder osteuropäischem Hintergrund sowie Aussiedlern sind es doppelt so viele.

Die Forscherinnen forderten, nicht nur Einwanderung zu fördern und zu regeln, sondern auch bereits in Deutschland lebende Migranten besser zu unterstützen. So müsse etwa mehr Geld in die Qualifikation von Einwanderern fließen und mehr gegen Diskriminierung am Arbeitsmarkt getan werden. (epd/mig)