Buchtipp zum Wochenende
Der „Ford-Streik“, 40 Jahre danach!
Im August 1973 versetzen fünf Streiktage bei den Kölner Ford-Werken die Bundesrepublik in Aufruhr. Der Grund: Die Mehrheit der Streikenden sind Migranten, die eigenverantwortlich für ihre Rechte eintreten.
Freitag, 30.08.2013, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 04.09.2013, 1:26 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Schnell wird klar, es geht um mehr als nur betriebliche Verbesserungen. Die Presse stilisiert die Arbeitsniederlegung zum „Türkenstreik“. Unmut über die Forderungen der Arbeitsmigranten macht sich breit. In der Folge ebbt die Solidaritätswelle mit den Streikenden ab. Am Ende wird der Streik mit brutalen Mitteln zerschlagen.
Trotz seiner Bedeutung hat die historische Forschung dem „Ford-Streik“ bislang nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die vorliegende Studie schließt diese Lücke. Der Autor bindet den Streik in den historischen Kontext ein und zeigt erstmalig die Hintergründe und den Ablauf auf. Dadurch entsteht ein eindrückliches Bild der damaligen Ereignisse und ihrer öffentlichen Wahrnehmung.
DOMiD, das Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland, veröffentlicht anlässlich des 40. Jahrestags des sogenannten „Ford-Streiks“ das Buch „Gastarbeiter im Streik – Die Arbeitsniederlegung bei Ford Köln im August 1973“ von Jörg Huwer. Der Autor beschreibt auf anschauliche und eindrückliche Weise den Ablauf und die Hintergründe der Arbeitsniederlegung.
Bestellung: Das Buch „Gastarbeiter im Streik – Die Arbeitsniederlegung bei Ford Köln im August 1973“ kann über die DOMiD-Geschäftsstelle zum Preis von 12 EUR zzgl. Versandkosten erworben werden.
Zum ersten Mal werden so die Zusammenhänge des Streiks klar und deutlich aufgezeigt, jenseits aller bisherigen Deutungsmuster. Das Werk ist gleichzeitig der Startpunkt der Publikationsreihe „Edition DOMiD“. Die Reihe hat den Anspruch, migrationsspezifische Themen, die bisher nicht im Zentrum der medialen oder wissenschaftlichen Aufmerksamkeit standen, auf verständliche Weise zu beleuchten. (domid/sb) Aktuell Feuilleton
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Der Fordstreik leitet die Integrationspolitik ein, die das Ziel hatte die militanten Arbeiter zu individualisieren. Integration sollte als Bringschuld umgedeutet werden. Allerdings waren Gastarbeiter immer schon integriert gewesen durch ein komplexes Netz aus juristischen Artikeln, Vorarbeitern, Wohnheimen etc. Die Ruhrpolen waren früher in einer ähnlichen sozialen Position wie heute die Deutschtürken. Am 23. Juni 1899 legen 67 überwiegend junge polnische Pferdetreiber auf der Zeche „Von der Heydt“ in Baukau ihre Arbeit nieder. Schlepper von anderen Herner Zechen schliessen sich an. Sie streiken, weil die Sozialversicherungsbeiträge für ungelernte Arbeiter verdoppelt worden sind und folglich an diesem Zahltag weniger Geld in ihrer Lohntüte ist. Daß dies zukünftig für sie eine bessere soziale Absicherung bedeutet, verstehen sie nicht. Mit einigen schnellen Zugeständnissen könnten die Unternehmer den Streik leicht beilegen, doch harte Auftreten der Polizei nach einer Streikversammlung läßt den Konflikt eskalieren. Es gibt zwei Tote und zahlreiche Verletzte unter den Streikenden. Die Lage beruhigt sich erst als aus Münster Militär eintrifft und durch massive Präsens in der Region die Unruhen eindämmt. Auch der heutige Streit um die doppelte Staatsbürgerschaft wurde vom Deutschen Reich schon an den Ruhrpolen durchexerziert. Im Gegensatz zu den Deutschtürken sind die Ruhrpolen weitestgehend erforscht, und Deutschtürken können aus der Geschichte sehr viel lernen für ihr eigenes Leben.