Migrantenkinder
Schon kleine Veränderungen können große Potentiale wecken
In Deutschland bleiben viele Potentiale ungenutzt. Wenn es um die Bildungschancen von Migrantenkindern geht, werden bislang viele Chancen verschenkt. Dabei könnten teilweise bereits kleinere Veränderungen große Wirkung entfalten.
Donnerstag, 13.10.2011, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
In Deutschland bleiben viele Potentiale ungenutzt. Das zeigt der neue Wochenbericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund etwa, so fand ein Forscherteam heraus, ist es oft „nur“ ein wenig Aufmerksamkeit oder das Engagement eines Lehrers, Nachbarn oder anderen Erwachsenen, was zu einer neuen Bildungsperspektive verhilft.
„Manchmal hilft auch ein Wechsel in ein anderes soziales Milieu, um andere Umgangsformen oder Horizonte kennenzulernen. Dadurch gewinnen die Jugendlichen einen komplett neuen Blick auf das Leben“, berichtet DIW-Migrationsexpertin Ingrid Tucci.
Zweite Chance wichtig
Gemeinsam mit drei anderen Forschern hat sie die Bildungs- und Erwerbsbiographien junger Migrantennachkommen in Frankreich und Deutschland untersucht und qualitative Interviews mit rund 175 jungen Erwachsenen geführt, die in sogenannten Brennpunktvierteln leben. „Oft sind es Lehrer oder Bekannte oder Besuche anderer, stärker durchmischter sozialer Milieus, die den Jugendlichen eine Neuorientierung ermöglichen.“
Download: Der DIW Wochenbericht mit einer ausführlichen Studienanalyse kann kostenlos unter www.diw.de heruntergeladen werden.
Neben möglichen Mentoren und sozialer Neuorientierung ist es den Forschern zufolge vor allem die Aussicht auf eine „zweite Chance“, die die Jugendlichen motiviert und ihre Karrierechancen steigert. „Hier ist die Lage in Deutschland viel besser als in Frankreich“, fasst Tucci das Ergebnis der Studie zusammen.
Übergangsprobleme
„Der deutsch-französische Vergleich zeigt, dass hierzulande zwar viel mehr Migrantenkinder zunächst einen wenig prestigeträchtigen Bildungsweg einschlagen, aber über eine zweite Chance später einen besseren Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten.“ So erreichen in Frankreich immerhin rund 20 Prozent der Kinder mit maghrebinischen oder subsaharischen Wurzeln über die allgemeine Hochschulreife auf dem direkten Wege die Universitäten.
In Deutschland hingegen landet jeder zweite Jugendliche mit türkischen Wurzeln auf der Hauptschule und kämpft anschließend mit Übergangsproblemen. „Anders als in Frankreich, wo die Migrantennachkommen häufig auch nach einem längeren Bildungsverlauf in anhaltend prekären Beschäftigungsverhältnissen landen, gelingt jedoch immerhin 15 Prozent der in Deutschland lebenden Jugendlichen türkischer Herkunft der Aufstieg in das höhere Arbeitsmarktsegment.“ (sb)
Gesellschaft Leitartikel Studien
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Eine wichtige Schnittstelle ist die Übergangsempfehlung der Grundschullehrer. Weil sie oft glauben, dass immigrierte Eltern ihren Kindern nicht genügend Unterstützung gewähren können, schlagen sie im Zweifelsfalle einen niedrigeren Bildungsgang vor. Dabei kommt es in den oberen Klassen vielmehr darauf an, wie selbständig die Heranwachsenden lernen können. Und dass können die Kinder der Migranten oft besser als Kinder, die bereits in der Grundschule Nachhilfekurse besuchen, um den Absprung zum Gymnasium zu schaffen.
Ein weiterer Punkt ist die Überbewertung der sprachlichen Fächer. Kinder, die eher mathematisch-naturwissenschaftlich begabt sind, kommen ins Hintertreffen, wie man schon an der Bildungskarriere von Albert Einstein ablesen konnte.
Rita Zellerhoff
Ich glaube auch,das die Potentiale schlecht ausgenützt sind, warum auch immer.
Wenn die Erwachsenen und Kinder von Migranten eine ehrliche und kompetente Integrationschance geboten würde, wäre der Anteil dieser
Menschen in Arbeitsverhältnissen, gehobenen und Führungspositionen
in der Gesellschaft sichtbarer. Das ist aber nachweislich nicht der Fall,
obwohl doch soviele selbsternannte verbeamtete und nicht verbeamtete
Experten in der öffentlichen Diskussion auftauchen. Die haben kein In-
teresse daran, das diese Menschen reale Chancen, die sie unabhäng- igmachen von den institutionellen Gauklern, staatlichen Kontrolleuren
und 200 prozentig Integrierten machen. Für die Sozialhygiene und als
Sündenböcke sind die sog. Fremden immer gut.
Selamlar!
Yeniceri
Hallo zusammen, nette Studie, aber , jetzt kommt das eingedeutschte ABER:
ich hab mir die Mühe gemacht die Studie zu lesen, aber was nützt es mir hier, als hier aufgewachsener der 2.Generation hätte mich vielmehr eine Studie aus Deutschland interessiert.
Es muss ja nicht nur über die Türken sein, gut es sind die meisten mit türkischen Wurzeln, aber es gibt noch andere.
Wie wäre es mal mit einer Studie der 3. Generation, Kinder also die jetzt in den Kindergarten kommen, eingeschult sind, oder schon die weiterführende Schule besuchen ?
Denn die Probleme gehen weiter, ich erlebe es in meinem Umfeld das diese Kinder dessen Eltern aus der 2. Generation noch nicht richtig in Deutschland angenommen werden, genau dieses Problem an ihre Kinder weitergeben und es in Deutschland auch die 3. Generation es in 10 Jahren in eine weitere Studie schaffen wird die es nicht geschafft haben mit Ursprungs Deutschen auf gleicher Höhe zu sein.
– meine Meinung-