Ausstellung

Die Türckische Cammer in der kurfürstlich-sächsischen Rüstkammer Dresden

Sie ist alles andere als eine kleine Kammer, sondern vielmehr eine der prachtvollsten Sammlungen ihrer Art. Zugleich aber ist die Eröffnung der Türckischen Cammer am 7. März 2010 der erste Schritt der Rückkehr der Rüstkammer ins Dresdner Residenzschloss. Damit ist die Türckische Cammer kein neues Museum im Gefüge der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, sondern vielmehr ein bisher nicht adäquat gezeigter Teil einer historischen Sammlung.

Dienstag, 02.02.2010, 8:03 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 05.09.2010, 23:53 Uhr Lesedauer: 5 Minuten  |  

Die künftige Dauerausstellung wird auf 750m² im 2. Obergeschoss circa 600 orientalische und orientalisierende Objekte präsentieren. Damit öffnet sich die Sammlung für einen intensiven Blick auf exquisite Kunstwerke und zeigt mit einem großen historischen Bestand wie weltoffene Kulturen in der Renaissance und im Barock aufeinander zugegangen sind, sich an einander gerieben haben und voneinander fasziniert waren.

Über mehrere Jahrhunderte hatten die sächsischen Herrscher durch diplomatische Geschenke und Beutestücke unterschiedlicher Schlachten gegen die Osmanen, aber auch durch gezielte Ankäufe eine Sammlung exotischer Kunststücke zusammengetragen, die heute in Deutschland ihres Gleichen sucht und einen besonders prunkvollen Teil der osmanischen Geschichte den Besuchern näherbringt. Sie bringt aber auch das zunehmende Interesse des sächsischen Hofes an einem kulturellen Verständnis der anderen Lebensart und an der Kunst des Orients zum Ausdruck. Denn ein Teil der Stücke entstand unter osmanischem Einfluss in bedeutenden europäischen Werkstätten.

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Die zukünftige Präsentation, konzipiert von Holger Schuckelt und gestaltet durch das Architekturbüro Peter Kulka Architektur Dresden GmbH, ist eine authentische Neuerfindung, die es in dieser Form bisher nicht gab. Zusammen mit dem Grünen Gewölbe, den weiteren Ausstellungsbereichen der Rüstkammer und den noch zu gestaltenden Fest- und Paraderäumen wird die Türckische Cammer das Dresdner Residenzschloss im Zeichen höfischer Repräsentationen in Renaissance und Barock präsentieren. Hauptattraktionen werden die prächtigen Teile osmanischer Staatszelte sowie die umfangreichen osmanischen Prunkreitzeuge auf eigens für diesen Zweck geschnitzten, lebensgroßen Araberhengsten sein. Umgeben von Panzerhemden, Helmen, Fahnen, Waffen und Gewändern ermöglichen es diese textilen Kostbarkeiten, die von der osmanischen Kunst und Kultur ausgehende Faszination der sächsischen Kurfürsten nachzuvollziehen.

Die Dresdner Sammlung osmanischer und orientalisierender Kunst gehört zu den umfangreichsten der Bundesrepublik Deutschland. Allein das größte Objekt, ein 20 m langes, 8 m breites und 6 m hohes osmanisches Staatszelt mit prächtigen Applikationen aus Seide und vergoldetem Leder, wurde aufwendig für mehr als 3,6 Millionen Euro restauriert. Bereits seit Anfang der 1990er Jahre arbeiteten die Restauratoren der Kunstsammlungen und viele freie Mitarbeiter auf höchstem Niveau an der Instandsetzung und Ausbesserung der Objekte.

Geschichte der Sammlung
Die Faszination des Orients wird in der Türckischen Cammer zum einmaligen, musealen Erlebnis. Ihr Zauber hat jedoch weitreichende historische Wurzeln. Bis heute verwahrt die Rüstkammer Bestände der Türckischen Cammer, die spätestens ab 1591 einen eigenen Sammlungsbereich einnahmen. Kurfürst Christian I. erhielt 1587, ein Jahr nach seiner Machtübernahme vom Großherzog von Florenz und den Herzögen von Mantua und Savoyen orientalische Geschenke. Die Gründung der Sammlung der Kurfürsten von Sachsen geht somit auf das 16. Jahrhundert zurück, ohne dass jedoch ein konkretes Gründungsjahr überliefert wurde. Ab 1614 taucht der Name Türckische Cammer erstmals auf.

Eine weitere Besonderheit der Sammlung sind die erhaltenen historischen Inventare. Das älteste Inventar stammt aus dem Jahr 1606, das erste eigenständige aus dem Jahr 1674. Einzigartig an der Dresdner Sammlung sind zudem die vielen diplomatischen Geschenke und gezielten Ankäufe ganzer Objektgruppen. Weltweit einmalig ist in einer Gruppe von Bögen, eine Originalbespannung aus dem Jahr 1586. Gleichzeitig lässt sich auch ein Interesse an der osmanischen Alltagskultur verzeichnen, belegen doch vier faltbare Ledertrinkbecher die Schätzung der Gebrauchsgegenstände. Feuilleton

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