Mor Gabriel?

Darum geht’s nicht!

Die Geschichte um den Rassismus-Vorwurf gegen den türkischen Generalkonsul Hakan Kivanc entwickelt sich immer mehr zu einer Farce und gefährdet die Rettung des Klosters „Mor Gabriel“.

Von Montag, 18.05.2009, 12:54 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 21.08.2010, 0:29 Uhr Lesedauer: 5 Minuten  |  

Die Vorgeschichte
Kivanc wurde durch eine Pressemitteilung der „Initiative Mor Gabriel“ 1 vom 25. April 2009 von zwei Vertretern der „Initiative Mor Gabriel“ beschuldigt, am 22. Februar 2009 in einem Gespräch rassistische Äußerungen von sich gegeben zu haben. Am 28. April 2009 gab Hakan Kivanc eine Klarstellung ab und wies die Vorwürfe zurück. Die Vertreter der Mor Gabriel-Initiative gaben in der Folgezeit eine eidesstattliche Versicherung ab.

Darin soll laut CDU/CSU-Fraktion folgendes stehen:

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„Die Deutschen, so fuhr der Generalkonsul Kivanc fort, würden, wenn sie es könnten, allen aus der Türkei ein „T“ tätowieren und ihnen das gleiche antun, was sie während der Nazidiktatur den Juden angetan haben. Den Deutschen sollten wir nicht vertrauen.“

„Die Türkei sei die einzige Schutzmacht, die alle Türken in Deutschland schützen würde. Wenn man den Deutschen die Pulsadern aufschneiden würde, würde bei ihnen braunes Blut fliessen.“

Damit sahen Hans-Peter Uhl (CSU) und Kristina Köhler (CDU) die Behauptungen gegen Hakan Kivanc bereits als „manifest“ an und forderten am 6. Mai 2009 das Auswärtige Amt auf, den Abzug des türkischen Generalkonsuls zu fordern. Der türkische Generalkonsul sei nicht mehr tragbar.

Am 8. Mai 2009 wollten Reinhard Grindel und Kristina Köhler (beide CDU) von der Bundesregierung wissen 2, welche Erkenntnisse der Bundesregierung in dieser Angelegenheit vorliegen und was sie gedenkt, zu tun.

Staatsministers Gernot Erler beantwortete die Fragen der beiden CDU-Politiker am 13. Mai 2009 folgendermaßen: „Das Auswärtige Amt stand hierzu in hochrangigem Kontakt mit der türkischen Seite und hat ihr das große öffentliche Interesse an der Angelegenheit mit Nachdruck erläutert. Es wurde Übereinstimmung erzielt, dass eine schnelle Beilegung der Sache im gemeinsamen Interesse liege. Das türkische Außenministerium hat den Generalkonsul am 11. Mai 2009 mit sofortiger Wirkung beurlaubt.“ 3

Vom 13. bis 15 verkündeten deutsche Zeitungen einheitlich, dass der türkische Generalkonsul wegen Rassismus-Vorwürfen mit sofortiger Wirkung abberufen wurde. Die türkische Botschaft in Berlin allerdings dementierte die zwangsweise Beurlaubung Kivancs. Gegen den Konsul Kivanc seien keinerlei Maßnahmen eingeleitet worden. Er würde zurzeit lediglich seinen regulären Urlaub begehen. Die deutsche Presselandschaft zog es vor, über die Mitteilung der türkischen Botschaft nicht zu berichten.

Keinen Gefallen getan
Ob Kivanc sein Amt nach seinem Urlaub – wie auch immer dieser zustande gekommen sein mag – wieder antritt oder nicht, ob die Vorwürfe stimmen oder nicht, Fakt ist: Die Initiative Mor Gabriel hat sich selbst keinen Gefallen getan und seinem Selbstzweck – die Rettung des Klosters – geschadet. Selbst wenn diese Äußerungen gefallen sein sollten, hätten die Verantwortlichen größten Wert darauf legen müssen, die Angelegenheit nicht öffentlich zu machen, um eine Eskalation und Konfrontation mit ihrem Gesprächspartner – der Türkei – zu vermeiden, zumal die Äußerungen Kivancs mit den Zielen der Initiative in keinem Zusammenhang stehen. So haben sie sich in ein Abseits manövriert. Gespräche mit türkischen Verantwortlichen dürften der Vergangenheit angehören.

Auch politische Parteien in Deutschland sorgten dafür, dass Mor Gabriel immer mehr zu einem Politikum wird. Die Fraktionen CDU/CSU, SPD und FPD forderten am 6. Mai 2009 die Bundesregierung auf 4, den EU-Beitritt -Türkei-Joker ziehen, um die Türkei unter Druck zu setzen. Die Grünen 5 und die Linke 6 hingegen brachten jeweils einen nahezu inhaltsgleichen eigenen Antrag auf den Weg , verzichteten aber auf eine Instrumentalisierung der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei; sie klammerten diesen Aspekt aus – immerhin.

Worum geht’s?
Mor Gabriel, gelegen im Distrikt Midyat, Provinz Mardin, der Republik Türkei, ist eines der ältesten christlichen Klöster weltweit. Wahrscheinlich 397 nach Christus gegründet, stellt es heute als eines der letzten intakten christlichen Klöster das geistliche und kulturelle Zentrum syrisch-orthodoxer Christen in Südostanatolien dar. Damit gehört das Kloster zum kulturellen Erbe der Türkei und sie zu schützen und zu bewahren liegt vor allem im Interesse der Türkei.

Dies erkannt, hatte sich der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan während seines Deutschlandbesuchs Mitte April 2009, nach Informationen die der MiGAZIN-Redkation vorliegen, persönlich um eine Beilegung der langwierigen Streitigkeiten um das Kloster eingesetzt (wir berichteten). Die laufenden Gerichtsverfahren sollten durch die Rücknahme der Anträge der türkischen Seite beendet und die Zukunft Mor Gabriels gesichert werden. Diesem Schritt Erdogans waren viele mühselige aber sachliche Gespräche vorausgegangen. Auf einer vernünftigen Basis wurde die Problematik so lange erörtert, bis ein Konsens gefunden wurde.

Aber: Sowohl die öffentliche Schlammschlacht der „Initiative Mor Gabriel“ gegen den türkischen Generalkonsul als auch die EU-Keule der CDU/CSU, SPD und FDP, dürften den türkischen Verantwortlichen kaum gefallen haben. Zumal fraglich sein dürfte, ob die CDU/CSU überhaupt in der Lage ist, mit den EU-Beitrittsverhandlungen zu drohen, wenn sie den EU-Beitritt ablehnt.

Die Verantwortlichen der Initiative und nahezu die gesamte Parteienlandschaft haben kurz vor den Zielgeraden noch dafür gesorgt, dass die Rettung Mor Gabriels in Gefahr geraten ist. Insbesondere die ständige und gebetsmühlenartige Drohung deutscher Politiker mit dem EU-Beitritt bei jeder sich bietenden Gelegenheit, als handele es sich um ein chronisch anhaftendes Übel, führt in der Türkei zunehmend dazu, dass man gereizter reagiert. Bleibt zu hoffen, dass die Türkei die Contenance bewahrt und sich von der eigentlichen Sache – Mor Gabriel – nicht ablenken lässt.

Kommt es allerdings zu einer „jetzt-erst-recht-nicht-Reaktion“ der Türkei oder ein Kräftemessen zwischen beiden Ländern, dürften die im Kloster lebenden zwei Mönche, ca. 13 Nonnen, die Familien dreier Lehrkräfte, weitere Mitarbeiter und die ca. 40 Kinder und Jugendliche, die großen Verlierer sein – mal abgesehen davon, dass mit Mor Gabriel ein Stück Weltgeschichte verlorengehen wird.

Die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei hingegen werden weiter geführt werden. Auch die Beziehung zwischen der Türkei und Deutschland wird – egal wer das Amt des türkischen Generalkonsuls in Düsseldorf auch bekleidet – gut bleiben. Worum geht’s also?

  1. Die Initiative Mor Gabriel, die sich für den Erhalt des bedrohten christlichen Klosters Mor Gabriel in der Türkei einsetzt, ist ein Zusammenschluss folgender Vereine: Föderation der Aramäer in Deutschland e.V., Zentralrat der Armenier in Deutschland e.V., Alevitische Gemeinde Deutschland e.V., Verband der Vereine der Griechen aus Pontos in Europa e.V., Komkar – Verband der Vereine aus Kurdistan e.V., Föderation der Dersim Gemeinden in Europa e.V., Bund der alevitischen Jugendlichen in Deutschland e.V.
  2. Drucksache 16/12922
  3. Plenarprotokoll 16/221
  4. Bundestagsdrucksache 16/12866
  5. Bundestagsdrucksache 16/12867
  6. Bundestagsdrucksache 16/12848
Meinung Politik
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  1. Wer hat hier ggfs. wem keinen Gefallen getan?
    Ich muß mich schon ein wenig über die in diesem Artikel vorgetragene Vorstellung von Diplomatie und Lauterkeit wundern.
    Ist es jetzt ein eigenes türkisches Interesse, sein kulturelles Erbe zu schützen, oder hängt dieses nur davon ab, ob die Deutschen eine – wenn sie so gefallen ist – unerträgliche Äußerung eines Diplomaten einfach schlucken?
    Warum sollte die Initiative Mor Gabriel ihren Erfolg an das Stillschweigen über eine rassistische Äußerung knüpfen?

    Ich bin dem Wahrheitsgehalt dieser Äußerungen gegenüber skeptisch – allerdings wenn Kivanc sie getan haben sollte, hat er sich als Diplomat in Deutschland auf jeden Fall disqualifiziert. Ich würde sogar sagen, dass er weltweit als Diplomat nicht zu gebrauchen wäre.

    Worum also geht es? Lauterkeit im Umgang, kann nicht darin bestehen, rhetorische oder tatsächlich rassistische Fehlleistungen mit dem Deckmantel des Schweigens zu verhüllen.

    • „Ist es jetzt ein eigenes türkisches Interesse, sein kulturelles Erbe zu schützen, oder hängt dieses nur davon ab, ob die Deutschen eine – wenn sie so gefallen ist – unerträgliche Äußerung eines Diplomaten einfach schlucken?“

      Natürlich nicht. Falls die streitigen Worte gefallen sind, sind die Konseqenzen klar. Kein Thema.

      Der Streit um das Mor Gabriel hat eine lange vorgeschichte und die Gegner Mor Gabriels sehen sich ebenfalls im Recht. Die Türkei ist angehalten, dort schlichtend tätig zu werden. Erdogan war so weit, es in Angriff zu nehmen und hat sich persönlich dafür eingesetzt.

      Ich frage mich nur, weshalb die „Initiative Mor Gabriel“ die vermeintlichen Worte Kivancs öffentlich anprangert und so kurz vor dem Ziel. Die beiden Vertreter hätten das ganze auch als Privatmänner kundtun können. Sie benutzten aber eben die „Initiative Mor Gabriel„. Die Worte Kivancs, sofern sie gefallen sind, stehen doch in keinem Zusammenhang mit Mor Gabriel. Es geht mir nicht darum, etwas „schlucken“ zu lassen oder zu verheimlichen.

      Auch möchte ich verstehen, weshalb Politiker einen Antrag einreichen in dieser Angelegenheit und die EU-Keule schwingen, wenn Erdogan sich persönlich darum bemüht, das Kloster zu retten. Daher: „Worum gehts?“

      Nun denn… Ich schrieb: „Bleibt zu hoffen, dass die Türkei die Contenance bewahrt und sich von der eigentlichen Sache – Mor Gabriel – nicht ablenken lässt.“ Die Erhaltung Mor Gabriels liegt in aller erster Linie im Interesse der Türkei. Ich hoffe, dass man sich von der EU-Keule oder von der sog. „Initiative“ nicht ablenken lässt.

    • Johanna sagt:

      >Keinen Gefallen getan
      Ob Kivanc sein Amt nach seinem Urlaub – wie auch immer dieser zustande gekommen sein mag – wieder antritt oder nicht, ob die Vorwürfe stimmen oder nicht, Fakt ist: Die Initiative Mor Gabriel hat sich selbst keinen Gefallen getan und seinem Selbstzweck – die Rettung des Klosters – geschadet. Selbst wenn diese Äußerungen gefallen sein sollten, hätten die Verantwortlichen größten Wert darauf legen müssen, die Angelegenheit nicht öffentlich zu machen, um eine Eskalation und Konfrontation mit ihrem Gesprächspartner – der Türkei – zu vermeiden, zumal die Äußerungen Kivancs mit den Zielen der Initiative in keinem Zusammenhang stehen. So haben sie sich in ein Abseits manövriert. Gespräche mit türkischen Verantwortlichen dürften der Vergangenheit angehören.<

      Dies hört sich direkt nach Erpressung an.

      Sind der türkische Generalkonsul und Faruk Sen nicht auch befreundet?

  2. Yasemin sagt:

    Ich finde den Artikel gelungen.
    Es ist erstaunlich, dass die Presseerklärung der Initiave einen Tag nach Eurem Artikel zur Beilegung des Streits, veröffentlich wurde.
    Zudem ist erwähnenswert, dass in den deutschen Mainstream- Medien zur eventuell baldigen Klärung, absolut nichts zu finden war. Auf der anderen Seite wundert es mich nicht, denn dann hätte man ja mal seine liebgewonnene Schiene verlassen müssen. Genauso hat es sich ja auch mit den angeblich getätigten Äußerungen verhalten. Auch verhält es sich mit der Darstellung des Rechtsstreites so….

    Ich möchte noch kurz hierauf verweisen

    http://pressemitteilung.ws/node/155871

    denn hier handelt es sich um einen interessanten Überblick.

    Zudem sei noch erwähnt, dass in der ersten Presseerklärung der Initiative, die Alevitische Gemeinde Deutschland, als Unterzeichner erwähnt wurde.
    Dazu die Alevitische Gemeinde:
    http://www.alevi.com/pressemeldung+M52bbc693d28.html

    Diese ganze Posse stinkt zum Himmel und hat zur Rettung des Klosters überhaupt keinen Beitrag geleistet, sondern eher einen Beitrag zur Vertiefung des Grabens/der Graben.

    @Ekrem Senol: Den Zusammenhang „Mor Gabriel und Kivancs Äußerungen“ hat, meine ich, dieser Artikel
    http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/Doc~E73477A30988C48A9A1F277F24D38CD9E~ATpl~Ecommon~Scontent.html

    ziemlich elegant hergestellt.

    Schade, dass das Kloster als politische Waffe herhalten muss und den Stein ins Rollen brachten?
    staatliche Landvermesser, um Kataster nach EU-Standard Standard zu erstellen….

    http://www.tagesspiegel.de/politik/international/Tuerkei-EU-Beitritt;art123,2776894

  3. Ich muß das einfach zum reinen Verständnis noch mal fragen: Wenn es um einen reinen Katasterstreit geht, warum ist dadurch der Bestand des Klosters gefährdet?
    Wenn in der Vergangenhiet eine rechtswidrige Zueignung von öffentlichen Flächen erfolgt sein sollte, warum wird das nicht einfach mit dem Katasterverfahren korrigiert?

    • Yasemin sagt:

      Das Kloster wird von den umliegenden Dörfern der Missionierung, die in der Türkei verboten ist, beschuldigt. Sollte das Kloster schuldig gesprochen werden, würde es wohl geschlossen werden. Wobei ich nicht weiß, ob das eine zwingende Konsequenz ist, oder es auch milde ginge. Dadurch wird eine Politisierung des ganzen scheinbar unumgänglich.
      Ansonsten ist, meiner Ansicht nach, der letzte Abschnitt in dem von mir verlinkten Tagesspiegel- Artikel, eine treffende Zusammenfassung der Ereignisse.
      Eine total schlechte Situation. Naja und dann gab es ja hier und da ein bisschen Protest und dann, wie es schien, ein deeskalierend eingreifender Erdogan …. und nun?
      Ich hoffe mal nicht, dass es durch die Ereignisse der letzten Wochen zu einer „jetzt-erst-recht- Situation“ kommt.
      Das wäre ein Armutszeugnis für fast alle Beteiligten.

      • Johanna sagt:

        >Das Kloster wird von den umliegenden Dörfern der Missionierung, die in der Türkei verboten ist, beschuldigt. <

        Schau an;)

        Vielleicht sollten wir es in Deutschland genauso halten?

        • Yasemin sagt:

          Liebe Johanna,

          leider scheinen Sie nicht in der Lage, über Stammtischniveau hinaus zu diskutieren. Ich habe von Ihnen bisher keinen Beitrag gelesen, der für eine sachliche Diskussionsbereitschaft Ihrerseits spricht.
          Wenn Sie meinen das ist die Lösung für Probleme, werden Sie auf immer verbittert bleiben.

  4. David Daniel sagt:

    Ich finde den Artikel sehr gelungen. Die Initiative hat mehr Unheil angerichtet als Nutzen gebracht. Verlierer der ganzen Angelegenheit ist das Kloster und die Diplomatie. Mehr Fingerspitzengefühl im Umgang miteinander wäre angebracht aber eigene Selbstdarstellung scheint da wohl wichtiger gewesen zu sein.

  5. delice sagt:

    Ich weiß jetzt warum ich lieber die Türkei doch nicht mehr in der EU sehen will! Vielleicht kommt ja noch ein Nachfahre irgendeines Deutschen-Ritter-Ordens vorbei und verlangt ein Land eines seiner Urahnen – aus den Ritterkreuzzügen, versteht sich – wieder zurück! Möglich und wahrscheinlicher wird das immer mehr, bei der akribischen Recherche des berühmt berüchtigten Deutschen Geistes, könnte das denen dort in der Türkei auch noch blühen!

    Das Ganze Schauspiel um dieses „Mor Gabriel“-Projekt zeigt der Türkei aber auch sehr klar und unverhüllt, welchen Preis sie zahlen müsste, wenn sie weiterhin so irrig an dieser EU-Tür klopfen sollte! Hören wir also endlich damit auf diesen falschen Weg weiterhin einzuschlagen. Man müsste Herrn Sarkozy und der Frau Merkel sogar noch dafür dankbar sein, dass sie beide so vehement so gegen den EU-Beitritt dagegen waren und eine große Stimmung angezettelt hatten!

    Mittlerweile bin ich nämlich auch sehr gespalten in dieser Sache, dass ich dann immer mehr zu den Gegnern eines EU-Beitritts der Türkei zähle.

    Beschämend – wirkt hier aber auch die Rolle und das offene Anbiedern deutscher NGO-Gruppen mit einem türkischen Deck-Mäntelchen. Welche ein Zuarbeiten! Man sollte in der Türkei auch damit anfangen sich die Frage zu stellen, ob nicht so mancher nicht doch noch ausgebürgert werden sollte, aus der türkischen Staatsbürgerschaft! Denn das was diese Personen so täglich und unbenommen gegen die eigene Herkunft machen, übersteigt wirklich das erträgliche – in hohem Maße!

    Da der Rechtsstaat für türkische Staatsbürger in Deutschland nicht gilt, oder zumindest nicht in Anwendung gebracht wird, siehe alleine das Zuwanderungsrecht mit StAG, sollte dies auch für die Türkei in gleichermaßen gelten dürfen, auch sie könne dann bei Minderheiten, die sich offen gegen den türkischen Staat stellen, eine andere Politik durchziehen.

    Natürlich ist die Türkei der Garant für alle türkischen Staatsbürger auf der Welt! Eine einfache Antwort wird dies doch besser verständlich machen: „Denn, wieso gibt es eigentlich den Staat Israel?!“ Wenn man es den Israelis zugesteht, warum will man oder sollte man es uns absprechen wollen? Genau, weil sie die Heimstätte aller Juden auf dieser Welt ist. Und überdies sollten aber Menschen aus der Türkei, die freiwillig auf die türkische Staatsbürgerschaft verzichtet haben, dann auch spätestens in der dritten Generation dieses Recht der Rückannahme der türkischen Staatsangehörigkeit vollends abgesprochen bekommen! Denn, wenn die Großeltern sich nun mal für eine Assimilierung entschieden haben, dann ist das ihr ganz normales Recht. Nur sollten sie dann aber auch nicht mehr um die Hilfe einer Türkei erbitten, wenn ihnen oder der ihrer Enkelkinder später der Hintern gezwickt werde! Schließlich kann man nicht immer nur den eigenen Vorteil sehen! Die Türkei kann keine Rückversicherung sein, zumal die Verheiratungspolitik verheerend war!

    Ein Herr Kubilay Demirkaya (& Co.) wäre überhaupt schon mal der erste Kandidat für die Ausbürgerung schlechthin!

  6. Thomas Hohlfeld sagt:

    Lieber Ekrem Senol,

    ich meine es gar nicht böse, aber da Sie gefragt hatten, wieso DIE LINKE in den Medien häufig nicht beachtet wird:
    Nicht nur die Grünen, sondern auch DIE LINKE hat in Abweichung zur Linie von CDU/CSU/SPD/FDP einen Antrag zum Thema eingebracht, der auf die Instrumentalisierung der Frage des EU-Beitritts der Türkei verzichtet (Drucksache 16/12848). Sogar einen Tag schneller ;o)

    In Ihrem Fall weiß ich: Das war nur ein Versehen… :o)

    • Sie haben so Recht!

      Während der Recherchen ist mir der Antrag der Linksfraktion überhaupt nicht aufgefallen – wohl wegen dem unterschiedlichen Titel ihres Antrags. Der Text ist aber jetzt entsprechend überarbeitet. Vielen Dank für den Hinweis und weiterhin viel Erfolg bei der Arbeit!

  7. Aday sagt:

    Lieber Herr Ekrem Senol,

    SIe versuchen in diesem Artikel den türkischen Staat und insbesondere Ministerpräsident Erdogan positiv darzustellen in Bezug auf die Gerichtsverfahren gegen das Kloster. Man muss hier erstmal anmerken, dass dies eine Umkehrung der Tatsachen ist. Erdogan hat erst gesagt, dass er sich darum kümmern will nachdem die EU ihn darauf aufmerksam gemacht hat und Druck ausgeübt hat. Außerdem ist es wohl eher ein Lippenbekenntnis vom Ministerpräsidenten, wenn er dies sagt, da er sich erst sehr spät eingeschaltet hat. Daneben kann man sagen, dass die Verhandlungen immer noch laufen und wenn der türkische Staat wirklich auf der Seite des Klosters steht, dann würde es erst gar nicht zu diesen Verfahren gekommen sein.
    Meiner Meinung nach ist dies die Politik des türkischen Staates, damit die Christen dieses Gebiet endgültig verlassen.

    • Ich schrieb, dass diesem Schritt Erdogans viele Gespräche vorausgegangen sind. Insofern kann ich Ihre Ausführungen nicht nachvollziehen. Ich meine nicht den Eindruck erwähnt zu haben, dass Erdogan oder die Türkei von sich aus tätig geworden sind.

      • Aday sagt:

        Sie sind der Verfasser des Textes und der türkische Staat und Ministerpräsident Erdogan wird an keiner Stelle kritisiert. Vielmehr werden die Aktionen des Staates gelobt, obwohl diese in keinerlei Hinsicht lobenswert sind. Wieso reagiert der türkische Staat erst, nachdem er von deutschen/europäischen politischen Institutionen aufgefordert wird?
        Außerdem sehe ich die Aussage Erdogan als reines Lippenbekenntnis an, denn was soll er sonst sagen? Es wurde Druck ausgeübt und deshalb muss er erklären, dass die Menschenrechte (Ausübung der Religion) gewährleistet sein müssen. Bisher kann man aber keine Tat sehen, sonder lediglich diese Aussage. Falls der türkische Staat ein Interesse am Erhalt des Klosters hätte, hätten es diese haltlosen Behauptungen erst gar nicht vor Gericht geschafft.
        Deshalb kann man sagen, dass der türkische Staat und Minsiterpräsident Erdogan in dieser Hinsicht kein gutes Bild hinterlassen.

        • der türkische Staat und Ministerpräsident Erdogan wird an keiner Stelle kritisiert. Vielmehr werden die Aktionen des Staates gelobt

          Wo haben Sie das gelesen? Ein Artikel mit Türkeibezug, in der weder Erdogan noch die Türkei kritisiert wird, scheint gewöhnungsbedürftig zu sein und keine Kritik wird gleich als „Lob“ aufgefasst. Und wenn der Verfasser auch noch türkischstämmig ist, ist dann wohl alles klar … :)

          Außerdem sehe ich die Aussage Erdogan als reines Lippenbekenntnis an

          Der Redaktion liegen Informationen vor, wonach er konkret angewiesen hat, die Streitigkeiten um Mor Gabriel beizulegen.

  8. Tobias sagt:

    Ich muss mich doch sehr über die Argumentationsebene des Autor wundern! Da wird ein Türkischer Diplomat beschuldigt einen unhaltbaren rassistischen Standpunkt zu vertreten und der Autor empfiehlt den Leute, die dies zu Tage gebracht haben, lieber ihren Mund zu halten.
    Man möge sich den Fall vorstellen, dass einem deutschen Diplomaten eine irgendwie rassistisch geartete Äußerung vorgeworfen wird. Außer von der „Deutschen Stimme“ dürfte dieser wohl auf keine Unterstützung aus den Medien hoffen.
    Ich habe mich zwar nicht eingehend mit der Initiative Mor Gabriel auseinander gesetzt, die einseitige Darstellung des Autor halte ich aber für äußerst fragwürdig. Allein die Rhetorik von einer Schlammschlacht ist eines ernsthaften Journalisten unwürdig.
    Na ja, wir werden ja im Lauf der nächsten Monate noch sehen welch gemeinen und durchtriebenen Spielchen diese „hinterlistigen Christen“ der Initiative noch so treiben werden.

    • Ich muss Sie doch sehr bitten, meine Zeilen nicht in eine andere Richtung zu lenken. Selbstverständlich sind solche Aussagen – wenn sie gefallen sind – nicht hinnehmbar und gehören verfolgt. Meine Kritik geht dahin, dass die Behauptungen in Bezug auf Kivanc in keinem Zusammenhang mit der Initiative Mor Gabriel stehen. Insofern hätten die Verantwortlichen die Vorwürfe nicht als „Initiative Mor Gabriel“ veröffentlichen dürfen. Dieses Vorgehen hilft Mor Gabriel nicht und steht eben in keinem Zusammenhang. Die Herrschaften wären besser beraten gewesen, wenn sie Mor Gabriel aus dieser Geschichte herausgehalten hätten. Sie haben es nicht gemacht und ein unnötige Verstimmung in die Mor Gabriel Angelegenheit gebracht. Zumal Erdogan anfing, sich darum zu bemühen.

      Eine Schlammschlacht ist das Vorgehen schon allein deswegen, weil es öffentlich ausgetragen wird. Die Angelegenheit wäre ganz sicher auch dann verfolgt worden, wenn man es direkt den Verantwortlichen weitergeleitet hätte.

      So lange das Verfahren läuft, bleiben die Vorwürfe Behauptungen, die allerdings Kivanc auch dann anhaften werden, wenn sich die Vorwürfe als haltlos erweisen. Die Zeitungen, die heute über Kivanc schreiben, werden, wenn die Angelegenheit zu seinen Gunsten ausgehen sollte, schweigen.

      Beispiel: Als die Bundesregierung verkündet hat, die Türkei habe ihn aufgrund der Aussagen zwangsweise beurlaubt, suggerierte, dass Kivanc es tatsächlich gesagt hat und die Türkei dies eingesteht. Die deutschen Medien haben das übernommen. Das Dementi der türkischen Botschaft war hingegen nirgends zu lesen.

  9. Markus sagt:

    Mit dem Vorhalt der “Instrumentalisierung” läßt sich ausnahmslos jedes politische Eintreten für die Einhaltung der Menschenrechte in islamischen Ländern torpedieren. Daß die hiesige Politik sich der Sache angenommen hat und es hier und da auch in Verbindung mit dem von der Bevölkerung mehrheitlich abgelehnten Beitritt der Türkei zur EU diskutiert wurde, ist daher völlig normal, weil sich ohne öffentlichen Druck noch nie etwas bewegt hat.

    Wenn dieses Politikverständnis in der heutigen Türkei auf Unverständnis stößt, dann mag man es dort als Gelegenheit betrachten etwas hinzuzulernen oder aber als Kriterium, weswegen man nicht Teil der Europäischen Union werden mag.

    • weil sich ohne öffentlichen Druck noch nie etwas bewegt hat.

      Ich schrieb, dass sich Erdogan bereits während seines Deutschlandsbesuchs Mitte April für Mor Gabriel eingesetzt hat. Sowohl die Pressemitteilung der sog. „Initiative Mor Gabriel“ als auch die Anträge der Parteien folgten zeitlich später.

      • Markus sagt:

        Daß Herr Erdogan sich überhaupt zu der Sache geäußert hat, war das Ergebnis des Drucks der Öffentlichkeit.
        Ohne Artikel, wie diesen vom 22. Januar vor seinem Besuch

        http://af.reuters.com/article/worldNews/idAFTRE50L08Q20090122

        hätte sich überhaupt nichts getan.

        Daß schöne Worte für die Rettung des seit bald 1.700 Jahren(!) bestehenden Klosters nicht genügen, wissen Sie ja.

        Daher meine Frage an Sie:

        Können Sie ausführen, was der genaue Gegenstand der Zusage zu diesem „Einsetzen“ von Herrn Erdogan ist und das auch entsprechend untermauern? Daß es den orthodoxen Klöstern nicht gestattet ist, Aramäisch zu Lehren

        http://www.kath.net/detail.php?id=17918

        ist ebenso eine Bedrohung für deren Existenz, wie dieser Prozess, von dem die Medien bislang berichtet haben. Ist die Rücknahme dieses Verbots auch Gegenstand der Zusage? Oder will sich die türkische Regierung hier extra bitten lassen?

        • Sie lenken ab! Selbstverständlich gab es Medienberichte über die Problematik. Diese Berichte diffamierten aber keinen Generalkonsul der Türkei und drohten auch nicht mit der EU-Keule. Dass Sie eine fremdsprachige Quelle heranziehen, ändert an der Berichterstattung in Deutschland nichts. Letzten Endes haben Gespräche während des letzten Erdogan Besuchs Mitte April in Deutschland ihn dazu veranlasst, die türkischen Verantwortlichen vor Ort anzuweisen, sich von den Gerichtsverfahren zurückzuziehen.

          Zu Ihren übrigen Ausführungen kann ich nichts beisteuern. Zumal sie von der eigentlichen Thematik ablenken: Worum geht es den EU-Keulenschwingern und dieser Initiative wirklich, wenn sie Anträge stellen und in keinem Zusammenhang mit der Thematik stehende Pressemitteilungen im Namen der Initiative auf die Welt setzen, wenn der türkische Premier bereits tätig geworden ist?

          Um mal – das Gefühl habe ich – ein möglicherweise vorhandenes Missverständnis auszuräumen: Ich bin für den Schutz des Klosters und auch der Meinung, dass die Türkei sich dafür einsetzt, egal-wer-was-gegen-wen-was-auch-immer-gesagt-hat.

  10. Worum also geht es?
    Dieser Frage können wir uns nur mit den unterschiedlichen Perspektiven nähern.
    Obwohl ich z.B. Christ bin, interessiert es mich nicht, ob ein Kloster nach 1.600 Jahren aufgegeben wird, weil sich kein Nachwuchs mehr findet.
    Kulturell würde ich es gleichwohl für eine Verarmung halten.
    An dieser Stelle würde ich dann den Erhalt des architektonischen Erbes über jede Religionsgrenze hinweg betreiben.
    Wenn es aber so ist, dass durch staatliches Recht, die Arbeit dieses Klosters behindert und vielleicht sogar unmöglich gemacht wird, dann erwarte ich von dem entsprechenden Staat, dass er – zumindest wenn er in die EU will – sein Recht entsprechend ändert, um auch in diesem Punkt Religionsfreiheit zu garantieren.

    Ich kann also als deutscher Christ schwer gegen den Exodus der Christen aus Palästina argumentieren. Die haben formal die gleichen Rechte zur Ausübung der Religion. Aus bekannten Gründen ist nur das Leben dort ohne Perspektive und sogar unmittelbar durch Gewalt bedroht.

    Was habe ich nun als in Deutschland lebender Muslim von der Diskussion um Mor Gabriel?
    Wenn ich türkischer Staatsangehöriger bin, kann ich den Einsatz Erdogans loben.
    Ich könnte aber auch daran, das dieser Einsatz nötig war, erkennen, dass der Umgang mit religiösen Minderheiten in der Türkei jedenfalls nicht weniger problematisch ist, als der Umgang mit der muslimischen Minderheit in Deutschland.

    Auf jeden Fall aber sollten wir erkennen, dass manche noch so kleine Angelegenheit gleichwohl keine Marginalie ist.
    So ernst müssen wir uns schon gegenseitig nehmen.

    • Markus sagt:

      Es tut mir wirklich leid, das sagen zu müssen, aber wenn Sie Christ deutscher Abstammung wären, dann würden Sie sich nicht selbst als „deutscher Christ“ bezeichnen. Grund ist, daß diese Begrifflichkeit spätestens seit den Deutschchristen im „3. Reich“ ein Unwort ist:

      http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Christen

      Ansonsten ist es so, daß die Verkünpfung der Integrationspolitik in der Bundesrepublik mit den Minderheitenproblemen in der Türkei ausgerechnet die von der türkischen Führung vertretene Linie ist:

      http://www.op-online.de/nachrichten/politik/zr-tuerkei-orientiert-sich-kurdenfrage-deutschem-recht-297863.html

      Abseits aller inhaltlichen Fragen meine ich, daß es nicht im Sinne des Migazin sein kann, wenn Sie hier solche Mätzchen machen, weil es die Glaubwürdigkeit dieses Mediums hier doch sehr beschädigt.

    • Wenn es aber so ist, dass durch staatliches Recht, die Arbeit dieses Klosters behindert und vielleicht sogar unmöglich gemacht wird, dann erwarte ich von dem entsprechenden Staat, dass er – zumindest wenn er in die EU will – sein Recht entsprechend ändert, um auch in diesem Punkt Religionsfreiheit zu garantieren.

      Das sehe ich genauso.

      Was habe ich nun als in Deutschland lebender Muslim von der Diskussion um Mor Gabriel?

      Möglicherweise ist diese Fragestellung, der Grundstein für so manche Kritik. Ich schrieb den Artikel nicht in meiner Eigenschaft als Muslim. Ich habe diesen Artikel auch nicht aufgesetzt, um das Kloster Mor Gabriel zu retten – schön wärs. Ich schrieb diesen Artikel aus anderen Gründen.

      Zum einen beschäftigt die Thematik deutsche wie türkischen Printmedien in Deutschland bereits seit Wochen und ist insofern auch ein Thema unter den türkischstämmigen Migranten. Wir sollten uns nicht nur darauf fokussieren, was im Mainstream steht. Zum anderen hat diese Angelegenheit durch Anträge aller im Bundestag vertretenen Parteien einen ganz klaren Deutschlandbezug.

      Wenn ich türkischer Staatsangehöriger bin, kann ich den Einsatz Erdogans loben. Ich könnte aber auch daran, das dieser Einsatz nötig war, erkennen, dass der Umgang mit religiösen Minderheiten in der Türkei jedenfalls nicht weniger problematisch ist, als der Umgang mit der muslimischen Minderheit in Deutschland.

      Auch hier sind wir einer Meinung.

      So ernst müssen wir uns schon gegenseitig nehmen.

      Aber selbstverständlich :) Wieso sonst sollte ich antworten?