Drei Babys, drei schwangere Frauen und zahlreiche Minderjährige. Die Crew der „Ocean Viking“ hat im Mittelmeer 83 Menschen gerettet. Am sicheren Ufer sind die Geretteten aber noch nicht. Italien wies den Seenotrettern einen Hafen zu, der vier Tage entfernt liegt.
Die Flüchtlingsrouten Richtung Europa haben sich im vergangenen Jahr geändert. Die Zahl der Geflüchteten im Mittelmeer ist rückläufig, im Atlantik steigt sie. Insgesamt verzeichnet Frontex einen Rückgang in der EU. Gleich bleibt: Wieder gibt es tausende Tote.
Die EU-Länder wollen Schleppern das Handwerk legen und verständigen sich auf eine gemeinsame Position. Faeser mahnt: humanitäre Unterstützung und Seenotrettung nicht kriminalisieren. Zeitgleich stellt „Ärzte ohne Grenzen“ den Betrieb von Rettungsschiff ein.
Mehrere Tage soll ein Mädchen aus Sierra Leone nach dem Sinken eines Flüchtlingsbootes mit zwei Rettungsringen im Mittelmeer getrieben haben. Eine deutsche Hilfsorganisation rettete es nach eigenen Angaben vor dem Ertrinken.
Die rechtsnationale italienische Regierung hat Gesetze gegen private Seenotretter verschärft. Es zwingt Seenotretter, Menschen in Seenot nicht zu helfen, sofern sie bereits Geflüchtete an Bord haben. Seenotretter sprechen von einem „getarnten Todesurteil“ – und retten weiter Menschen.
Während Europa Maßnahmen zur weiteren Abschottung seiner Grenzen umsetzt, spielen sich im Mittelmeer und in der Ägäis fast täglich dramatische Szenen ab. Seenotretter eilen Geflüchteten zur Hilfe. Manchmal kommt jede Hilfe zu spät.
Im Mittelmeer, längst ein Massengrab für Geflüchtete, gibt es keine staatliche Seenotrettung. Laut Thies Gundlach, Mitgründer von „United4Rescue“, ist das „ein Jammer“. Die Leistungen privater Seenotretter seien deshalb wichtig, aber ein Tropfen auf den heißen Stein. Von Sonja Ru
MiGAZIN war fünf Wochen lang an Bord der „Humanity 1“ im zentralen Mittelmeer und hat Dragos Nicolae, Such- und Rettungskoordinator, bei seinem Einsatz begleitet. Im Gespräch erklärt er, warum zivile Seenotrettung unverzichtbar ist, warum die EU ihrer Verantwortung nicht gerecht wird und was die Seenotrettung erschwert. Von Judith Büthe
Die Crew auf dem Seenotrettungsschiff „Sea-Eye 4“ wurde im Mittelmeer Zeuge eines beispiellosen Verbrechens. Nach Darstellung der Crew haben maskierte Personen Geflüchtete gezwungen, vom Bord eines Bootes zu springen. Sie konnten gerettet werden.
Immer wieder stechen Menschen aus Afrika in See, um in meist überfüllten Booten in die EU zu kommen. Die Reise ist sehr gefährlich. Oft endet sie tödlich. So auch am vergangenen Freitag.