United4Rescue-Vereinsgründer
Furchtbare Grundsituation im Mittelmeer
Im Mittelmeer, längst ein Massengrab für Geflüchtete, gibt es keine staatliche Seenotrettung. Laut Thies Gundlach, Mitgründer von „United4Rescue“, ist das „ein Jammer“. Die Leistungen privater Seenotretter seien deshalb wichtig, aber ein Tropfen auf den heißen Stein.
Von Sonja Ru Sonntag, 10.11.2024, 13:44 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 10.11.2024, 13:44 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Das Gründungsmitglied des Seenotrettungs-Vereins „United4Rescue“, Thies Gundlach, hält mehr zivile Seenotrettung im Mittelmeer für notwendig. „Das sind alles nur Tropfen auf den heißen Stein in einer furchtbaren Grundsituation, die dort bereits seit Jahren besteht“, sagte der frühere EKD-Chef-Theologe dem „Evangelischen Pressedienst“. Gundlach hatte vor fünf Jahren den Verein „United4Rescue“ mitgegründet, der die zivile Seenotrettung im Mittelmeer mit Spenden unterstützt. Nach eigenen Angaben hat der Verein seither mit seinen Bündnisschiffen Tausende Menschen gerettet.
„United4Rescue“ wurde gegründet, nachdem sich während des evangelischen Kirchentags 2019 in Dortmund eine Initiative gebildet hatte, um ein Rettungsschiff ins Mittelmeer zu schicken. Der Verein fungiert kirchenunabhängig.
Durch Spenden sei es gelungen, private Seenotrettungsorganisationen dabei zu unterstützen, vier Rettungsschiffe wie die „Humanity 1“ oder die „Sea-Eye 4“ zu kaufen und Rettungseinsätze mitzufinanzieren. Der Verein spiegele ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis mit heute rund 950 Organisationen, darunter beispielsweise der Deutsche Gewerkschaftsbund oder „Brot für die Welt“. Gundlach sagte, der Verein sammle weiterhin viele Spenden – seit seiner Gründung über acht Millionen Euro.
Schwer, gelassen zu sein
„Gleichzeitig ist es ein Jammer, dass wir immer noch nötig sind und dass es keine staatliche Seenotrettung gibt, die vertrauenswürdig und ohne Pushbacks funktioniert“, sagte der 68-Jährige. Hinderlich für die Arbeit von „United4Rescue“ und anderer Rettungsorganisationen sei der politische Umstand, dass jedes Schiff auf Anweisung italienischer Behörden nach einer Rettung den ihm zugewiesenen direkt Hafen anfahren müsse. Dadurch komme es bei Missionen zu hohen Kapazitäts- und Zeitverlusten.
Blicke er auf die vergangenen fünf Jahre zurück, falle es ihm schwer, ausschließlich gelassen zu sein, sagte Gundlach. „Einerseits sind wir wirklich dankbar und stolz auf den Erfolg des Vereins. Dennoch sind viel zu viele Menschen nicht gerettet worden.“ Man werde trotzdem auf der bevorstehenden Tagung der EKD-Synode in Würzburg eine kleine Feier zum fünfjährigen Geburtstag veranstalten.
Mittelmeer: „Ocean Viking“ rettet 185 Flüchtlinge
Erst kürzlich (Mittwoch) hat das Seenotrettungsschiff „Ocean Viking“ bei drei Einsätzen an nur einem Tag 185 Geflüchtete im Mittelmeer gerettet. Wie die Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée mitteilte, sind unter den Überlebenden vier Kinder und 20 unbegleitete Minderjährige. Das Mittelmeer zählt zu den weltweit gefährlichsten Fluchtrouten. Seit Beginn des Jahres kamen bei der Überfahrt laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mehr als 1.700 Menschen ums Leben oder sie werden vermisst.
Tödlich endet die Flucht aber nicht nur im Mittelmeer. Auch im Ärmelkanal sterben immer wieder Menschen bei dem Versuch, mit Schleuserbooten über den Ärmelkanal nach Großbritannien zu gelangen. Zuletzt (Mittwoch) wurden die leblosen Körper von vier Menschen geborgen. In diesem Jahr gab es im Ärmelkanal nach der Zählung französischer Medien bereits 64 Tote. (epd/dpa/mig) Aktuell Panorama
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