Die Hoffnung der Flüchtlinge auf eine Möglichkeit, nach Europa zu kommen © Montecruz Foto @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG
Die Hoffnung der Flüchtlinge auf eine Möglichkeit, nach Europa zu kommen © Montecruz Foto @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Studie

Europa größter Profiteur aus Zwangsarbeit

Weltweit leisten 27,6 Millionen Menschen Zwangsarbeit. Insgesamt werden damit 236 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Einer der größten Profiteure ist Europa. Die EU bringt ein Verbotsgesetz für Produkte aus Zwangsarbeit auf den Weg – ohne die Stimme Deutschlands, weil FDP blockiert.

Montag, 25.03.2024, 10:12 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 26.03.2024, 6:56 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Durch Zwangsarbeit werden laut einer Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) jährlich 236 Milliarden US-Dollar (umgerechnet knapp 217 Milliarden Euro) erwirtschaftet. Die Gewinne sind demnach seit 2014 um 37 Prozent und damit um 64 Milliarden US-Dollar gestiegen. Der Anstieg resultiert der Studie zufolge sowohl aus einer wachsenden Zahl von Menschen, die zur Arbeit gezwungen werden, als auch aus höheren Profiten aus der Ausbeutung selbst.

Die jährlichen illegalen Gewinne aus Zwangsarbeit sind laut ILO in Europa und Zentralasien am höchsten (84 Milliarden US-Dollar), gefolgt von Asien und dem Pazifik (62 Milliarden US-Dollar), Amerika (52 Milliarden US-Dollar), Afrika (20 Milliarden US-Dollar) und den arabischen Staaten (18 Milliarden US-Dollar). Dabei sei die Zahl der Opfer in Europa und Zentralasien sowie in Nord- und Südamerika wesentlich niedriger als in Asien und im Pazifik.

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EU verbietet Produkte aus Zwangsarbeit

Um diesem Missstand entgegenzuwirken, soll in der Europäischen Union (EU) der Verkauf von Produkten aus Zwangsarbeit künftig verboten sein. Eine Mehrheit der EU-Mitgliedsstaaten stimmte Mitte März einem entsprechenden Gesetz zu. Lediglich ein EU-Staat stimmte gegen die Regelung, zwei enthielten sich bei der Abstimmung. Weil die FDP das Gesetz ablehnt, enthielt sich auch die Bundesregierung.

Konkret sieht das Gesetz vor, dass kein Teil eines Produktes unter Zwangsarbeit hergestellt werden darf. Handelt es sich beispielsweise um ein Teil eines Autos, ist der Autohersteller verpflichtet, entweder einen neuen Zulieferer zu finden oder die Arbeitsbedingungen zu verbessern. „Stammen die Tomaten für eine Soße aus Zwangsarbeit, muss die gesamte Soße entsorgt werden“, erklärte der Rat kürzlich. EU-Kommission und Mitgliedsstaaten sollen gemeinsam untersuchen, ob Zwangsarbeit in den Lieferketten vorkommt.

Deutschlands Enthaltung „beschämend“

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Katharina Dröge, begrüßte das Gesetz. „Verbraucherinnen und Verbraucher wollen sicher sein, dass die Produkte, die sie kaufen, nicht mithilfe moderner Sklavenarbeit hergestellt sind“, sagte sie. Auch sei die Verordnung im Interesse vieler Unternehmen, die auf die Einhaltung von Menschenrechten achten. Dass Deutschland aufgrund der Blockade der FDP der Verordnung nicht zustimmen konnte, sei dagegen „beschämend“.

Der Großteil der Gewinne aus Zwangsarbeit (73 Prozent) stammt laut Studie aus der sexuellen Ausbeutung von Menschen, obwohl nur 27 der Opfer in diesem Bereich ausgebeutet werden. Der zweitgrößte Teil der Einnahmen stamme aus der Industrie, gefolgt von Dienstleistungen, Landwirtschaft und Hausarbeit. Im Jahr 2021 gab es den Angaben zufolge 27,6 Millionen Menschen, die Zwangsarbeit leisteten. Zwischen 2016 und 2021 sei die Zahl der Menschen in Zwangsarbeit um 2,7 Millionen gestiegen. (epd/mig) Leitartikel Wirtschaft

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