EU-Umfrage
Demokratievertrauen unter jungen Menschen besonders hoch
Eine Umfrage in mehreren EU-Ländern zeigt, die 18- bis 30-Jährigen in Deutschland haben ein vergleichsweise hohes Demokratievertrauen. Den Verfassungsorganen stehen sie kritischer gegenüber. Sorgen bereiten ihnen Klimawandel, Menschenrechtsverletzungen und Rassismus.
Dienstag, 06.02.2024, 13:13 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 06.02.2024, 13:16 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Junge Menschen in Deutschland haben laut einer Umfrage mehr Vertrauen in die Demokratie als in anderen europäischen Ländern. 59 Prozent der Befragten zwischen 18 und 30 Jahren bekundeten Vertrauen in die Demokratie, wie die am Dienstag veröffentlichte Umfrage „Perspektiven junger Erwachsener auf die Herausforderungen unserer Zeit“ des niederländischen Meinungsforschungsinstitut Glocalities im Auftrag der Bertelsmann Stiftung ergab. Von den jungen Leuten in neun anderen Ländern sagten dies im Durchschnitt 50 Prozent. Auch beim Vertrauen in die Europäische Union lag die jüngere Generation in der Bundesrepublik mit 62 Prozent fünf Prozentpunkte vor ihren Altersgenossen in den anderen Staaten.
Die Jugendexpertin der Bertelsmann Stiftung, Regina von Görtz, bewertete das grundsätzliche Vertrauen der jungen Deutschen in Demokratie und EU mit Blick auf die bevorstehenden Wahlen zum Europaparlament im Juni und zu drei Landtagen im September als „gute Nachricht“. Das sollte nicht verspielt werden. „Eine gute Politik für junge Menschen sollte vorausschauende Entscheidungen in ihrem Sinne treffen und sie stärker als bisher in den politischen Prozess einbeziehen“, betonte von Görtz.
Deutlich kritischer bewerteten die Befragten den Angaben zufolge politische Institutionen. In Deutschland äußerten demnach 52 Prozent Misstrauen in die Bundesregierung, 45 Prozent vertrauten dem Bundestag nicht. In den anderen europäischen Ländern war das Misstrauen in Regierungen und Volksvertretungen noch etwas größer. Dem Bildungsbereich hingegen bringen die jungen Deutschen mit 76 Prozent am meisten Vertrauen entgegen, dicht gefolgt von der Wissenschaft. Am unteren Ende der Skala liegen unter anderem Religion und Medien mit nur 34 und 31 Prozent.
Sorgen um die Verletzung von Menschenrechten
Für die Umfrage hatte das Amsterdamer Meinungsforschungsinstitut 2.248 Menschen aus Deutschland repräsentativ befragt, davon 516 zwischen 18 und 30 Jahren. Die Umfrage erfolgte online zwischen Februar und April 2023. Die Ergebnisse wurden mit Befragungsdaten von rund 4.400 jungen Menschen aus identischen Umfragen in neun anderen europäischen Ländern abgeglichen, darunter Belgien, Frankreich, die Niederlande, Rumänien und Großbritannien.
Laut der Umfrage machen sich die jungen Erwachsenen am meisten Sorgen um die Verletzung von Menschenrechten (51 Prozent) und den Klimawandel (46 Prozent). Kurz dahinter folgten die Themen sexuelle Belästigung, Kindesmissbrauch und die mentale Gesundheit. Insbesondere beim Klimawandel seien die Befürchtungen allerdings nicht häufiger als bei den befragten 31- bis 70-Jährigen, hieß es.
Sorge vor Rassismus und Diskriminierung bei Jüngeren ausgeprägter
Darüber hinaus geben Jüngere viel häufiger als Ältere in Deutschland an, dass sie sich Sorgen über Rassismus und Diskriminierung ethnischer Minderheiten machen, nämlich zu 33 bzw. 21 Prozent. Außerdem sind junge Menschen in Deutschland eher als ältere um Kriegsopfer besorgt, „was darauf hindeutet, dass ihnen soziale Gerechtigkeit und Fairness sehr wichtig sind“, heißt es in der Studie.
Insgesamt blicken die Befragten den Ergebnissen zufolge unabhängig von ihrem Alter „relativ besorgt“ in die Zukunft. 36 Prozent der jüngeren und 42 Prozent der älteren Deutschen erwarteten, dass sich verschiedene Faktoren wie etwa der Lebensstandard, das Klima oder die Einkommensungleichheit verschlechtern werden. Mit einer Besserung rechneten demnach nur 18 Prozent der 18- bis 30-Jährigen und sieben Prozent der Älteren. Das vorwiegende Misstrauen in politische Entscheidungsträger sei ebenso wie fehlender Zukunftsoptimismus „eine ernstzunehmende Herausforderung“, mahnte Bertelsmann-Expertin von Görtz die politisch Verantwortlichen. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft
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