Abkommen
Entsendung türkischer Imame nach Deutschland soll beendet werden
Nach jahrelangen Verhandlungen erklärt sich die Türkei bereit, die Entsendung von Imamen nach Deutschland zu beenden. Schrittweise sollen die Prediger aus dem Ausland durch in Deutschland ausgebildete Geistliche ersetzt werden.
Donnerstag, 14.12.2023, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 14.12.2023, 16:00 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Deutschland und die Türkei wollen die Entsendung türkischer Imame an deutsche Moscheegemeinden schrittweise beenden. Wie das Bundesinnenministerium am Donnerstag in Berlin mitteilte, wurde eine entsprechende Vereinbarung mit der türkischen Religionsbehörde Diyanet getroffen. Ziel des Übereinkommens ist es, dass künftig ausschließlich in Deutschland ausgebildete und Deutsch sprechende islamische Geistliche in deutschen Moscheegemeinden tätig sind. Dafür sollen die Ausbildungskapazitäten erhöht und eine Entsendung ausländischer Imame parallel zur Zahl der Absolventen schrittweise beendet werden.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte, künftig sollen pro Jahr 100 Imame in Deutschland ausgebildet werden, die die aus der Türkei entsandten Imame ablösen sollen. Dies sei „ein wichtiger Meilenstein für die Integration und die Teilhabe muslimischer Gemeinden in Deutschland“, erklärte sie.
Sonderregelung für Muslime?
Über ein Ende der Entsendung von Imamen aus dem Ausland wird seit Jahren verhandelt. Seit Langem wird unter anderem auch in der Islamkonferenz immer wieder problematisiert, dass in islamischen Gemeinden in Deutschland oft Imame tätig sind, die kein Deutsch sprechen, mit hiesigen Gepflogenheiten nicht vertraut sind und daher auch eine Distanz zur Lebensrealität ihrer Gemeindemitglieder haben.
„Wir brauchen Prediger, die unsere Sprache sprechen, unser Land kennen und für unsere Werte eintreten“, sagte Faeser. Sie wolle, dass sich Imame in den Dialog zwischen den Religionen einbringen und Glaubensfragen in der Gesellschaft diskutieren. Aus der Ministeriumsmitteilung geht nicht hervor, ob diese Vorgabe nur für Muslime gilt oder auch für andere Religionsgemeinschaften. In griechischen, italienischen, russischen oder jüdischen Gemeinden predigen ebenfalls Geistliche aus dem Ausland, die kein Deutsch sprechen.
Bezahlung der Imame offen
Die jetzt getroffene Vereinbarung betrifft Gemeinden des Türkei-nahen Verbands Ditib, der die meisten Moscheegemeinden in Deutschland unterhält. Rund 1.000 Imame werden für diese Gemeinden aus der Türkei entsandt, deren Fachaufsicht derzeit noch bei der türkischen Religionsbehörde liegt. Eine Grundsatzeinigung über ein Ende der Entsendungen wurde bei einem Treffen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan Mitte November in Berlin erzielt.
Wie die bisher aus der Türkei bezahlten Imame künftig entlohnt werden sollen, wurde nicht mitgeteilt. Bekannt ist, dass nahezu alle Moscheegemeinden als eingetragene Vereine organisiert sind und mit Mitgliederbeiträgen und Spenden gerade so über die Runden kommen. Wie die zusätzliche Bezahlung eines in Deutschland ausgebildeten Imams finanziert werden soll, wird sich zeigen müssen.
Schrittweise Ablösung dauert Jahre
Mit der schrittweisen Ablösung der entsandten Imame dürfte das komplette Ende dieser Praxis erst nach Jahren erreicht sein. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums sieht die Vereinbarung aber vor, dass schon im nächsten Jahr die Fachaufsicht über die entsandten Imame auf den nach deutschem Recht eingetragenen Verein Ditib übergehen soll.
Die Ausbildung der Imame in Deutschland soll an mehreren Standorten erfolgen. Dazu gehört die 2022 gestartete Ausbildungsakademie der Ditib im nordrhein-westfälischen Dahlem. Zudem werde eine Kooperation mit dem vom Bund und dem Land Niedersachsen geförderten Islamkolleg in Osnabrück angestrebt, hieß es. Die 2021 gestartete, von kleineren Islam-Verbänden getragene Ausbildungsstätte hatte in diesem September die ersten 24 Absolventinnen und Absolventen verabschiedet. (epd/mig) Aktuell Panorama
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