„Win-Win-Situation“

Scholz will kenianische Fachkräfte nach Deutschland holen

Die Bundesregierung will die Einwanderung von Fachleuten erleichtern, weil sonst bald Millionen Arbeitskräfte in Deutschland fehlen könnten. In Kenia wird Kanzler Scholz fündig. Das Land ist aber noch aus einem anderen Grund interessant für die deutsche Wirtschaft.

Von und Sonntag, 07.05.2023, 15:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 07.05.2023, 12:47 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) setzt bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels in Deutschland auch auf Experten aus dem ostafrikanischen Partnerland Kenia. „Wie sehen in Kenia ein großes Potenzial für die Fachkräftemigration in vielen Bereiche unserer Wirtschaft“, sagte er am Freitag nach einem Gespräch mit dem kenianischen Präsidenten William Ruto in Nairobi. Deutschland wolle die reguläre Zuwanderung von Arbeitskräften stärken und gleichzeitig die illegale Migration zurückdrängen. „Das ist eine Win-Win-Situation für die Länder, die daran teilnehmen.“

Aus Kenia könnten vor allem Fachkräfte aus der IT-Branche interessant für Deutschland sein. Kenias Hauptstadt wird in Anlehnung an den Hochtechnologie-Standort Silicon Valley in den USA bisweilen als Silicon Savannah bezeichnet und hat eine innovative Start-up-Szene.

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Die Ampel-Regierung hat sich vorgenommen, Fachkräfte-Einwanderung deutlich zu erleichtern. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte vergangene Woche in einer Debatte im Bundestag gesagt, es müssten alle Register zur Arbeits- und Fachkräftesicherung gezogen werden. „Wenn wir das nicht tun, fehlen uns bis 2035 sieben Millionen Arbeits- und Fachkräfte.“

92 Prozent erneuerbare Energien – Scholz nennt Kenia „Klimachampion“

Kenia ist die zweite Station der zweiten großen Afrika-Reise des Kanzlers, der dort von einer zwölfköpfigen Wirtschaftsdelegation begleitet wurde. Das Land ist der wichtigste Handelspartner Deutschlands in Ostafrika und hat vor allem im Energiebereich eine interessante Vorreiterrolle auf dem Kontinent.

Nach Regierungsangaben gewinnt es bereits 92 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien, 2030 sollen es 100 Prozent sein. Fast die Hälfte kommt aus der größten Geothermie-Anlage Afrikas am Naivashasee, die Scholz an diesem Samstag besichtigen wollte. Der Stromverbrauch in Kenia beträgt allerdings nur etwa zwei Prozent von jenem im deutlich stärker industrialisierten Deutschland. Scholz sagte, das Land habe dennoch eine große Strahlkraft im Kampf gegen den Klimawandel. „Kenia ist ein inspirierender Klimachampion.“

Kenia tritt dem Klimaclub bei

Ruto kündigte an, dass Kenia als erstes afrikanisches Land dem von Scholz gemeinsam mit der G7-Staatengruppe großer westlicher Wirtschaftsmächte gegründeten Klimaclub beitreten werde. In diesem Club wollen Staaten mit besonders ambitionierten Zielen den Kampf gegen den Klimawandel gemeinsam vorantreiben. Neben den G7-Staaten Deutschland, USA, Japan, Frankreich, Großbritannien, Italien und Kanada sind bisher Argentinien, Chile, Kolumbien, Indonesien, Luxemburg und die Niederlande dabei.

Ruto forderte mehr Engagement von den Industriestaaten bei der Unterstützung Afrikas im Kampf gegen den Klimawandel. Es müsste mehr Geld dafür bereitgestellt werden – für Klimaanpassung, aber auch für Kompensation bei Klimakatastrophen und für Investitionen in nachhaltige Wirtschaftsprojekte. „Damit können wir unser Potenzial für grünes Wachstum freisetzen“, sagte Ruto.

Scholz würdigt Vermittlerrolle Kenias

Scholz würdigte auch die Vermittlerrolle Kenias in regionalen Konflikten, insbesondere im Sudan. Die Regierung in Nairobi hat angeboten, an einer Deeskalation in dem umkämpften Land mitzuwirken. Kenia hat aber auch in anderen Konflikten wie in der Demokratischen Republik Kongo oder in Äthiopien eine Rolle gespielt. Zudem unterstützt Kenia eine AU-Mission im Nachbarland Somalia.

„Das sind unverzichtbare Unterstützungsleistungen, die wir sehr genau beobachten und zu schätzen wissen und die wir auch gerne unterstützen“, sagte Scholz. Er betonte, dass die Konfliktbewältigung auf dem Kontinent aus seiner Sicht in erster Linie Sache der Afrikaner selbst sei und Deutschland und Europa eher unterstützend zur Seite stehen könnten. Er besuchte in Nairobi auch eine Ausbildungsstätte für Einsätze zur Friedenssicherung. (dpa/mig) Aktuell Politik

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