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Fußgänger (Symbolfoto) © B_Me @ pixabay.com (Lizenz), bearb. MiG

Studie

Türkeistämmige und Muslime vertrauen Polizei seltener

Deutschland ist ein Einwanderungsland, wird diesem selbstgesteckten Anspruch aber stellenweise nicht gerecht. Das geht aus einer Studie hervor. Danach fühlen sich Menschen mit Migrationserfahrung öfter diskriminiert und ausgegrenzt, vertrauen der Polizei seltener.

Dienstag, 04.10.2022, 15:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 30.09.2022, 9:36 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Das Zusammenleben in der deutschen Einwanderungsgesellschaft gelingt im Großen und Ganzen bereits gut. Das geht aus einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung hervor. Danach gibt eine deutliche Mehrheit aller Befragten, sich in Deutschland zu Hause und mit Deutschland verbunden zu fühlen. Menschen mit und ohne ausländische Wurzeln sind sich zudem mit großer Mehrheit einig, dass es für die Zugehörigkeit zu Deutschland nicht etwa auf die ethnische Herkunft ankommt, sondern vor allem auf das Verhalten – also z.B. darauf, dass jemand die deutsche Sprache spricht und einen Beitrag zur Gesellschaft leistet.

Auch die Lebenszufriedenheit ist insgesamt hoch, aber es gibt Anzeichen dafür, dass Menschen mit Migrationserfahrung in Deutschland nach wie vor schlechtere Teilhabechancen haben. So äußern sie häufiger, manchmal das Gefühl zu haben, in der Gesellschaft nicht richtig dazuzugehören. Sie empfinden es für sich als schwieriger, eine geeignete Wohnung zu bekommen, einen passenden Arbeitsplatz zu finden oder einen guten Bildungsabschluss zu erzielen. Migranten mit einem deutschen Pass fühlen sich jedoch seltener benachteiligt als Menschen, die nicht deutsche Staatsbürger sind.

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Strukturelle Benachteiligung von Migranten

„Dies lässt darauf schließen, dass Menschen mit Migrationshintergrund immer noch von strukturellen Benachteiligungen betroffen sind, die sich auf bewusste oder unbewusste Diskriminierung … zurückführen lassen“, heißt es in der Studie. Es sei davon auszugehen, dass die Chancengleichheit in Deutschland noch nicht voll verwirklicht ist.

Ein Blick in die Studie zeigt zudem, sich Türkeistämmige und Muslime sich überdurchschnittlich oft von Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt, dem Arbeitsmarkt oder in der Schule betroffen fühlen. Auch das Vertrauen in die Polizei fällt bei Befragten mit Migrationserfahrung deutlich niedriger aus. „Die Hintergründe dieser Differenz sollten näher untersucht werden, etwa mittels Studien zur Problematik von Rassismus innerhalb der Polizei bzw. der Sicherheitsbehörden“, so die Studienautoren.

Verhältnis zur kulturellen Vielfalt gespalten

Wie aus der Studie außerdem hervorgeht, ist das Verhältnis der Bevölkerung zur kulturellen Vielfalt in Deutschland noch immer von Ambivalenz geprägt: Migrationsbedingte Vielfalt wird einerseits als Bereicherung erlebt, andererseits spricht sich eine Mehrheit für eine deutliche Begrenzung von Einwanderung aus.

Der Blick in die Zukunft fällt allerdings eher positiv aus: Junge Menschen bis 29 Jahre, ob mit oder ohne Einwanderungsgeschichte, legen eine größere Offenheit für Vielfalt an den Tag als alle anderen Altersgruppen. Für sie ist die Einwanderungsgesellschaft bereits heute Normalität. (mig) Gesellschaft Leitartikel

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