Ernährungskrise
Ukraine und Russland einigen sich auf Getreideausfuhr
Mehrere Millionen Tonnen Getreide stecken wegen des Krieges in der Ukraine fest. Eine Abmachung zwischen den Kriegsparteien Russland und Ukraine soll die Ausfuhr nun ermöglichen. Die EU und die UN mahnten eine zügige Umsetzung an.
Sonntag, 24.07.2022, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 24.07.2022, 11:57 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Die Ukraine und Russland haben sich auf die Ausfuhr von Getreide und Dünger durch das Kriegsgebiet im Schwarzen Meer geeinigt. Die Vereinbarung sei ein „Leuchtfeuer der Hoffnung“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres am Freitag in Istanbul während der Unterzeichnungszeremonie. Sie werde Entwicklungsländern und hungernden Menschen Erleichterung verschaffen. Die EU und die Welthungerhilfe zeigten sich erleichtert.
Laut hochrangigen UN-Funktionären handelt es sich um zwei Vereinbarungen über sichere Ausfuhrkorridore für den Verkehr von Frachtschiffen durch das Schwarze Meer. Eine dreht sich um Lieferungen von Nahrungsmitteln aus der Ukraine. Die andere bezieht sich auf Agrar-Exporte und Düngemittel aus Russland. Die Parteien einigten sich darauf, dass die Schiffe nicht angegriffen werden dürfen.
Borrell: Schritt zur Überwindung der Ernährungskrise
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell bezeichnete die Einigung als wichtigen Schritt, um die durch den russischen Angriffskrieg verursachte Ernährungskrise zu überwinden. Der Erfolg hänge nun von der zügigen Umsetzung ab. Russland warf der EU-Vertreter vor, die Ernährungssicherheit von Millionen von Menschen aufs Spiel zu setzen.
Die beiden unterzeichneten Abkommen gelten laut den UN zunächst für 120 Tage, sollen jedoch verlängert werden. Der Ukraine-Deal regelt den Angaben nach die Ausfuhr über die Häfen von Odessa, Tschernomorsk und Juschni. Die Minen in den Gewässern um die Ukraine sollen nicht geräumt werden, weil eine solche Operation zu zeitintensiv wäre. Stattdessen sollen ukrainische Lotsen die Schiffe sicher an den Sprengkörpern vorbeinavigieren.
Welthungerhilfe begrüßt Einigung
In Istanbul soll eine Überwachungsstelle eingerichtet werden, mit Personal aus der Ukraine, Russland, der Türkei und UN-Mitarbeitern. Die Schiffe sollen inspiziert werden, um den heimlichen Transport von Waffen zu vereiteln.
Auch die Welthungerhilfe begrüßte die Einigung. Sie sei „ein wichtiger erster Schritt, um die Situation auf dem Weltmarkt in Hinblick auf Weizen ein wenig zu entspannen“, sagte eine Sprecherin der Hilfsorganisation dem „Evangelischen Pressedienst“. Auch die humanitäre Hilfe könne davon profitieren, weil nun wieder mehr Getreide verfügbar sei. Die weltweiten Hungerkrisen würden sich dadurch aber nicht auflösen. Zudem könne es Wochen dauern, bis das Getreide ankommt, wo es benötigt wird.
Ukraine und Russland sind größte Weizen-Exporteure
Die Ukraine und Russland gehören zu den größten Weizen-Exporteuren weltweit. Nach UN-Angaben stecken wegen des Krieges mehrere Millionen Tonnen Getreide in der Ukraine fest. Vor allem ost- und nordafrikanische Länder wie Somalia, Ägypten oder Libyen waren vor dem Krieg von Lieferungen aus den beiden Ländern abhängig. Die Verknappung des Angebots hatte auch einen Anstieg der Preise zur Folge, so dass nicht nur direkt von den Importen abhängige Länder betroffen waren. Nach UN-Angaben hungern etwa 50 Millionen Menschen zusätzlich infolge des Krieges.
Guterres hatte im April bei Besuchen in Moskau und Kiew für einen sicheren Transport der Nahrungsmittel geworben. Danach nahmen die Parteien in der Türkei Verhandlungen auf, von denen kaum Details an die Öffentlichkeit gelangten. Der UN-Generalsekretär mahnte die beteiligten Parteien an, die Abmachungen voll umzusetzen. (epd/mig) Aktuell Panorama
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