„Hilfe zur Selbsthilfe“
Bundesregierung stellt 880 Millionen Euro gegen Hungerkrise bereit
880 Millionen Euro will die Bundesregierung zur Bekämpfung des Hungers zur Verfügung stellen - vor allem für afrikanische und arabische Länder.
Montag, 01.08.2022, 20:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 01.08.2022, 17:03 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Die Bundesregierung stellt in diesem Jahr nach eigenen Angaben 880 Millionen Euro zur Milderung der aktuellen globalen Hungerkrise bereit. Ein Sprecher von Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) bestätigte am Montag in Berlin einen Bericht der Funke Mediengruppe, wonach die Mittel mehr als verdoppelt wurden und dort ausgegeben werden sollen, „wo die Not am größten ist, weil sich unterschiedliche Krisen überlappen“.
Der Ukraine-Krieg verschärfe bereits vorhandene Notlagen weiter, heißt es in einem Sachstandsbericht des Entwicklungsministeriums, der auch dem „Evangelischen Pressedienst“ vorliegt. Das gelte zum Beispiel für die mehrjährige Dürre in den ostafrikanischen Ländern Äthiopien, Sudan, Südsudan und Kenia sowie für die von Klimawandel und Konflikten besonders betroffene Sahel-Zone mit Ländern wie dem Niger.
Länder im Nahen Osten besonders betroffen
Besonders betroffen seien auch die Länder im Nahen Osten, die Hauptzufluchtsort für syrische Flüchtlinge seien, gerade aber selbst mit steigenden Nahrungsmittelpreisen zu kämpfen hätten wie der Libanon. Auch Tunesien und Ägypten werden genannt, die besonders stark von Getreide aus Russland und der Ukraine abhängig seien und dies nun auf dem Weltmarkt zu sehr hohen Preisen einkaufen müssten.
Das Ministerium greift den Angaben zufolge für die Investitionen in die globale Ernährungssicherheit auf vorhandene Strukturen zurück: Knapp 590 Millionen Euro fließen demnach über die bestehenden Kriseninstrumente, 250 Millionen Euro über die Sonderinitiative „Eine Welt ohne Hunger“. Der Kernbeitrag für das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) werde um 42 Millionen Euro aufgestockt.
Ministerium: „Hilfe zur Selbsthilfe“
Die Gelder hatte Kanzler Olaf Scholz (SPD) für den Kampf gegen den weltweiten Hunger zugesagt, zunächst 430 Millionen Euro im März bei einem virtuellen Treffen der sieben größten demokratischen Industriestaaten (G7). Im Juni beim G7-Gipfel auf Schloss Elmau habe er weitere 450 Millionen Euro in Aussicht gestellt, heißt es in dem Ministeriumsbericht. Insgesamt kündigten die G7-Staaten USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan und Deutschland bei dem Gipfel an, dass sie in diesem Jahr zusätzlich rund 4,3 Milliarden Euro für die Hungerbekämpfung bereitstellen werden. Laut Entwicklungsministerium stammen die deutschen Mittel unter anderem aus dem bereits beschlossenen Nachtragshaushalt.
Es gehe um „Hilfe zur Selbsthilfe“, betont das Ministerium in dem Sachstandsbericht weiter. Es komme darauf an, Gesellschaften langfristig krisenfester zu machen. Dabei gehe es vorrangig darum, den ärmsten Teil der Bevölkerung zu stärken, die eigene Landwirtschaft in den Ländern auszubauen, soziale Grundleistungen zu sichern und soziale Härten der Preisschocks zu mildern.
UN: 50 Millionen hungern wegen Ukraine-Krieg zusätzlich
„Dieses Geld kommt an, und es sorgt dafür, dass die Entwicklungsländer unabhängiger werden können“, sagte Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) den Funke-Zeitungen. Mehr nachhaltiger Anbau vor Ort sei das beste Mittel, damit der russische Präsident Wladimir Putin Weizen nicht mehr als Waffe benutzen könne. Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) hungern etwa 50 Millionen Menschen zusätzlich infolge des Krieges. Die Ukraine und Russland gehören zu den größten Getreide-Exporteuren der Welt.
Am Montag hatte erstmals seit dem russischen Überfall auf die Ukraine Ende Februar ein Frachtschiff mit Getreide den Hafen der ukrainischen Stadt Odessa verlassen. Nach UN-Angaben steuert der Frachter mit einer Ladung von mehr als 26.000 Tonnen Getreide an Bord den Libanon an. Die Ukraine und Russland hatten sich am 22. Juli auf die Ausfuhr von Getreide und Dünger durch das Kriegsgebiet im Schwarzen Meer geeinigt, Vermittler waren die UN und die Türkei. (epd/mig) Aktuell Politik
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