DIW-Studie

Flüchtlinge fühlten sich in der Corona-Pandemie stark diskriminiert

Bildung, Behörde, Alltag, Arbeits- und Wohnungsmarkt - Geflüchtete haben sich in der Corona-Pandemie stärker diskriminiert gefühlt als zuvor. Das ist das Ergebnis einer aktuellen DIW-Studie. Experten warnen vor den gesundheitlichen Folgen von Diskriminierung.

Sonntag, 08.05.2022, 20:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 08.05.2022, 12:44 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Geflüchtete, die in den Jahren 2013 bis 2016 nach Deutschland gekommen sind, fühlten sich im ersten Jahr der Corona-Pandemie einer Studie zufolge stärker diskriminiert als zuvor. Das traf insbesondere auf die Arbeitssuche und in Bildungseinrichtungen zu, wie aus der kürzlich in Berlin veröffentlichten Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervorgeht. Befragt wurden fast 4.000 Flüchtlinge.

Neben der Arbeitssuche und Bildungseinrichtungen wurden vom DIW auch die Bereiche Wohnungssuche, Alltag, Behördengänge und Kontakt mit der Polizei unter die Lupe genommen. Am häufigsten diskriminiert fühlten sich demnach Geflüchtete, die in Ostdeutschland lebten, jünger als 40 Jahre alt waren, schlechte Kenntnisse der deutschen Sprache aufwiesen sowie erwerbstätige Frauen.

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Geflüchtete verloren in der Corona-Krise ihren Job

„Verantwortlich für die Zunahme der wahrgenommenen Diskriminierung waren wohl die ökonomischen und sozialen Verwerfungen im Zuge der Corona-Pandemie“, erklärte DIW-Forscherin Adriana Cardozo Silva. Geflüchtete arbeiten besonders häufig in prekären Arbeitsverhältnissen und in Branchen wie der Gastronomie oder im Tourismus, die von den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie besonders betroffen waren. Dementsprechend häufig verloren Geflüchtete in der Corona-Krise ihren Job.

Bei der Arbeit fühlten sich der Studie zufolge im Jahr 2020 insgesamt 31 Prozent manchmal oder häufig benachteiligt – sechs Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. Bei der Suche nach einer Erwerbstätigkeit empfanden 39 Prozent der Geflüchteten Diskriminierungen. Das waren acht Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor.

Diskriminierung führt zu Stress

Die Analyse von Diskriminierung sei besonders wichtig, wenn es um die Integration von Geflüchteten in die Gesellschaft geht, erläuterten die Studienautoren. Forschung im Bereich der Psychologie zeige außerdem, dass ein höheres Maß an Diskriminierung mit einem höheren Maß an psychischem Stress verbunden sei und die Gesundheit von Menschen gefährde, erklärten die Wissenschaftler.

Umso schwerwiegender erscheine es, dass zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 Sprach- und Integrationskurse mindestens vorübergehend eingestellt wurden oder für viele Geflüchtete nur schwer bis gar nicht über digitale Wege zugänglich waren. Dass derzeit viele Ukrainerinnen und Ukrainer nach Deutschland flüchten, vergrößere die künftigen Herausforderungen noch, erwarten die Studienautoren. Wichtig sei, sich um die Integration aller Geflüchteten zu kümmern und nicht die Bedürfnisse einzelner Gruppen zurückzustellen. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel

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