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Nemi El Hassan © WDR/Tilman Schenk

Schwere Vorwürfe

WDR soll El-Hassen einer Gesinnungsprüfung unterzogen haben

Beten Sie? Fasten Sie? Gehen Sie in die Moschee? Einem Medienbericht zufolge soll der WDR die Journalistin El-Hassan in mehreren Gesprächen einer Gesinnungsprüfung unterzogen haben – inklusive Sippenhaft. Der WDR schweigt zu den Vorwürfen.

Mittwoch, 10.11.2021, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 09.11.2021, 16:16 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Sollten die Vorwürfe zutreffend sein, steht der Westdeutsche Rundfunk (WDR) in der Causa Nemi El-Hassan in Erklärungsnot. Einem Bericht der „Berliner Zeitung“ zufolge soll der öffentlich-rechtliche Sender die Journalistin El-Hassan bei internen Gesprächen zu Antisemitismusvorwürfe befragt und dabei über das Zulässige deutlich hinausgegangen sein. Die Zeitung beruft sich auf ein Gedächtnisprotokoll.

Den Angaben zufolge wurde El-Hassan mehrmals von leitenden WDR-Mitarbeitern befragt. Die WDR-Kräfte des mittleren und oberen Managements sollen die Journalisten unter anderem gefragt haben, ob sie in die Moschee gehe, wie oft sie bete, ob sie faste oder an Gott glaube, wie sie ihr Gottesverständnis beschreiben würde, warum sie als Jugendliche ein Kopftuch zunächst an- und später wieder abgelegt habe.

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Wie die Zeitung berichtet, interessierte sich die WDR-Leitung auch für die Familie von El-Hassan. Ob die Flucht von Palästinensern im Zuge der Staatsgründung Israels „Thema bei Familienfeiern war“, ob El-Hassans Geschwister, Tanten, Onkel oder Großeltern „Verbindungen in den politischen Islam hinein“ hätten.

Spionage-Angebot?

Darüber hinaus habe der WDR auf Initiative der „Werteinitiative“, ein politischer Verein, der sich als jüdische Stimme definiert, ein Gespräch mit El-Hassan arrangiert haben. Bei dem Gespräch mit dem Vorsitzenden der Werteinitiative, Elio Adler, soll die Journalistin aufgefordert worden sein, einige Jahre zum Thema Islamismus zu arbeiten, um sich als Journalistin zu „rehabilitieren“.

Besonderes Interesse soll Adler der „Berliner Zeitung“ zufolge an El-Hassans Besuchen als Heranwachsende in der „Blauen Moschee“ in Hamburg gezeigt haben. Er habe sich erkundigt, ob sie ihm Einzelheiten über die dort aktiven Personen und deren Verbindungen zum Iran mitteilen könne. „Wenn dies geschehe, würde er ihr vielleicht helfen“, schreibt die Zeitung.

WDR kommentiert Vorwürfe nicht

Der WDR habe auf Anfrage der Zeitung darauf hingewiesen, dass bei diesen Gesprächen „Vertraulichkeit vereinbart“ worden sei. Deshalb könne man zu den „tatsächlich oder angeblich getroffenen Aussagen“ keine Stellung beziehen. In einer Stellungnahme heiße es lediglich, dass die Gespräche der Klärung der gegen sie erhobenen Antisemitismus-Vorwürfe dienten.

El-Hassen wurde im September als neue Ko-Moderatorinnen der WDR-Wissenschaftssendung „Quarks“ angekündigt. Nachdem das Boulevardblatt „Bild“ ein Foto von ihr veröffentlichte, das sie auf einer israelfeindlichen Demonstration zeigt, entflammte eine kontroverse Antisemitismus-Debatte um ihre Person. El-Hassan entschuldigte sich öffentlich. Kürzlich hatte der WDR der Journalistin gekündigt. (mig) Aktuell Panorama

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  1. A.F.B. sagt:

    Es ist nicht das erste mal, daß nichtmuslime die religiosität einer Muslima u. a. an der antwort auf die frage, ob und wie oft sie in die moschee gehe, zu bewerten suchen. Hierin zeigt sich ihre unkenntnis der islamischen glaubenspraxis, denn für muslimische frauen – im gegensatz zu männern – ist es erwünscht, nicht in die moschee zu gehen, sondern zu hause zu beten.