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Die jüdische Kippa © LWYang @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Schächten und Beschneidung

Beauftragter Grübel warnt vor Einschnitten für jüdisches Brauchtum

Markus Grüber ist Beauftragter der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit. Er warnt vor Einschränkungen jüdischer und muslimischer Rituale in Deutschland: Beschneidung von Jungen oder das Schächten von Tieren - beides habe für Juden und Muslime zentrale Bedeutung.

Mittwoch, 04.08.2021, 5:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 03.08.2021, 16:28 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Der Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit, Markus Grübel (CDU), hat vor Einschränkungen für jüdische Rituale in Deutschland gewarnt. Antisemitismus sei ein aktuelles Thema, dessen Wurzeln tief in die Geschichte reichten, sagte Grübel bei einer Tagung in Berlin, die bereits Anfang Juli stattgefunden hat. Er verwies unter anderem auf die historische Haltung der Christen zu Juden von den Kreuzzügen bis zu den judenfeindlichen Ansichten Martin Luthers. Fußend auf solchen Wurzeln und Verschwörungserzählungen gebe es bis heute Angriffe auf Juden und ihr Brauchtum. „Und das können wir nicht hinnehmen“, sagte er.

Grübel äußerte sich bei einer Tagung seines Amts in Kooperation mit der Evangelischen Akademie zu Berlin. Experten diskutierten dort anlässlich des Festjahres zu 1.700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland über praktische Fragen der Religionsfreiheit. Konkret ging es um das Schächten von Tieren und die Beschneidung von Jungen. Beides hat für Juden und Muslime zentrale religiöse Bedeutung.

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Der frühere Generalsekretär des Zentralrats der Juden und Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan Kramer, erinnerte an die Beschneidungsdebatte in Deutschland im Jahr 2012. Ausgehend vom Strafurteil eines Gerichts wurde damals um eine zuletzt auch beschlossene gesetzliche Regelung gerungen, die Beschneidungen aus religiösen Gründen weiter ermöglichen sollte. In der Debatte waren Juden in Deutschland auch mit antisemitischen Angriffen konfrontiert.

Rabbiner besorgt über neue Gesetze

Der Rabbiner der Kultusgemeinde Wien, Schlomo Hofmeister, sagte, ihm mache Sorge, dass es europäischen Ländern immer wieder um Gesetze gehe, die das Schächten – Voraussetzung für koscheres Fleisch – und Beschneidungen einschränken. Damit würde man jüdisches Leben praktisch unmöglich machen.

„Außerhalb der Gesetzesordnung kann es kein jüdisches Leben geben“, sagte er. Er verwies auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs, das den EU-Staaten ein Verbot oder Einschränkungen für das Schächten ermöglichen, und appellierte an die Länder, die Möglichkeit für die Form des Schlachtens beizubehalten. (epd/mig) Aktuell Panorama

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  1. urbuerger sagt:

    Schon vor langer Zeithabe ich mich von den Religionen liegesagt, gerade weil diese Religionen über ihre Brauchtümer einen zu hohen Druck auf ihre Glaubensbrüder und Schwestern ausüben!

    Ich empfinde viele dieser Brauchtümer einfach als einen Akt des Zwangs, sich dadurch der Religion tiefer zu verschreiben!
    Es wird durch die Brauchtümer eine Art von Begrenzung gegenüber andren Religionen betrieben, um das Konkurrenzverhalten, selbst in unserer aufgeklärten Zeit aufrecht zu erhalten!

    Einerseits wird vom Islam und vom Judentum darauf bestanden, Kleinstkinder zu beschneiden, andererseits wird die Beschneidung von Jungen Frauen aber teilweise auch noch im Islam praktiziert, obwohl nun sehr klar ist, dass diese Beschneidungen nur dazu dienen, Frauen den Männern Untertan zu machen!

    Wenn sich ein Mitglied des Islam oder der Juden beschneiden lassen will, sollte ihm die Möglichkeit gegeben sein, dies als junger Erwachsener selbst zu entscheiden!
    Denn eines dürfte sicher sein, wenn man den männlichen Glaubensbrüdern die Möglichkeit lässt, die Beschneidung frei wählen zu können, wird die unethische Beschneidung von jungen Mädchen eher der Vergangenheit angehören, als wenn weiterhin die Beschneidung von Kleinkindern praktiziert wird!

    Soviel müsste doch eine Religion heute in der Lage sein auszuhalten, dass man den Mitgliedern eine gewisse Eigenverantwortung zu gesteht!

    Was das Schächten angeht, habe ich da kein Problem!
    Schon als junger Mann habe ich oft in einem Schlachthof ausgeholfen, in dem am Wochenende, sowohl von Juden wie auch von Muslimen, Tiere geschächtet wurden!

    Die koschere Schlachtweise ist zwar nicht gerade die „humanste“, aber wenn richtig geschächtet wird, spürt das Tier nicht mehr als wenn es vorher betäubt wird, manchmal, die nach Art der Betâubung, ist das Schächten weniger Schlimm, als wenn man das Tier erst mit einem Bolzenschußgerät in den Kopf schießt, bevor man ihm die Halsschlagadern durchschneidet, um es ausbluten zu lassen!

    Wer schon Mal im TV Dokus zu den Massenschlachthofen gesehen hat, der weiß, dass viele der Tiere nicht wirklich betäubt sind, wenn sie am Fuß aufgehängt werden, damit man sie dann maschinell schneidet und Ausbluten lässt!

    Die vielen Male, die ich beim Schächten dabei war, habe ich nicht eineinziges Mal erlebt, dass ein Tier sich länger als nötig quälen müsste, denn diese Art zu Schlachten geht sehr schnell und ohne dem Tier große Schmerzen zuzufügen!

    Ich ist das Schächten eine Art der Ernährung in einer religiösen Lebensweise, die tolerierbar sein muss, da es an die Grundversorgung der Gläubigen geht, im Gegensatz zum Beschneiden, welches nur ein symbolischer Akt ist, der auch am Erwachsenen Gläubigen durchgeführt werden kann!

    Es ist sowohl von dem Judentum, wie auch vom Islam sehr überheblich, zu glauben, dass man mit der Antisemitismus Keule alles durchsetzen kann, was eine Minderheit gegen eine Mehrheit erzielen will!

    Alle Leben wir hier und die Mehrheit der Menschen in Europa sind weder Juden, noch gehören sie zum Islam und die Religionen müssen, wenn sie wirklich in Frieden hier oben wollen, auch begreifen, dass sie nicht immer auf Sonderrechte gegen die Mehrheit pochen können, denn das fördert den Antisemitismus in alle Richtungen!!!

    • thomas sagt:

      diese Diskussionen werden bloss nicht so entfacht, weil man sich nicht traut, weil nicht nur Muslime betroffen wären. Und bei anderen Religionsgemeinschaften traut man sich nicht.

  2. J-S sagt:

    Religion hat sich -immer- der körperlichen Unversehrheit unterzuordnen.
    Es gibt kein REcht auf der Welt das sich Religionen nehmen dürfen um Kindern (die das eben nicht selber entscheiden) körperliche Schäden zuzuführen.
    Und eine Beschneidung IST ein körperlicher Schaden, auch wenn manche ja mit Argumenten wie „viel besser für Hygiene usw.“ versuchen zu argumentieren.

    Das das nicht durchgesetzt wurde ist eine Schande – das hat nichts mit Antisemitismus zu tun oder Islamfeindlichkeit.

    Was wäre denn wenn iche der Religionen auf die Idee käme man müsste sich die mittlere Zehe abschneiden? Nur weil irgendwo etwas steht oder man sich etwas ausgedacht hat und dan „Religiöses Gebot“ drüberschreibt wird es dadurch nicht besser.