Rabbiner klagt
Schächt- und Beschneidungsverbote sind Verbote jüdischen Lebens
Das Verbot des rituellen Schlachtens oder das Beschneidungsverbot - der Vorsitzende der Europäischen Rabbinerkonferenz beklagt eine zunehmende Einschränkung jüdischen Lebens. Politiker beteuerten immer nur Respekt, Maßnahmen gebe es keine.
Dienstag, 30.03.2021, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 29.03.2021, 17:12 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Der Vorsitzende der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER), Pinchas Goldschmidt, hat zunehmende Einschränkungen des religiösen Alltagslebens von Juden in europäischen Ländern beklagt. Deshalb sei die Rede von einem drohenden Exodus der religiösen Juden aus Europa „keine Übertreibung“, sondern der Exodus sei „bereits Realität“, mahnte der 57-Jährige am Wochenende in einem Gastkommentar der Deutschen Welle.
„Viele Juden haben im zurückliegenden Jahrzehnt ihre europäischen Heimatländer verlassen, da sie sich dort nicht mehr willkommen fühlten.“ Goldschmidt äußerte sich anlässlich des jüdischen Pessachfestes, das am Samstagabend begann. Es erinnert an den biblisch überlieferten Auszug der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei.
Große Sorge
Der CER-Vorsitzende verwies auf das Verbot des rituellen Schlachtens in den belgischen Provinzen Flandern und Wallonien, das der Europäische Gerichtshof im Dezember 2020 als gerechtfertigt bestätigt habe, sowie das in Ländern wie Dänemark, Finnland und Island diskutierte Beschneidungsverbot männlicher Kinder. Solche Regelungen gefährdeten religiöses Alltagsleben oder machten es sogar unmöglich, „jüdisches Leben dort weiter zu leben“.
Die jüdische Gemeinde in Europa erfülle das mit großer Sorge. Ihre Zukunftsfähigkeit stehe auf dem Spiel. De facto kämen solche gesetzlichen Vorgaben einem Verbot jüdischen Lebens gleich. „Europa verspricht Freiheit für alle – doch das Gegenteil des stets Beteuerten geschieht,“ erklärte Goldschmidt, der seit 1993 Oberrabbiner von Moskau ist und seit 2011 den Vorsitz der Europäischen Rabbinerkonferenz innehat.
Scharfe Kritik an Politiker
Der Rabbiner äußerte deutliche Kritik an europäischen Politikern. Sie „beteuern immer wieder, dass jüdisches Leben geschätzt und respektiert werden solle“, erläuterte er. „Aber all diese Erklärungen erscheinen wertlos und heuchlerisch, vor allem wenn sie ausgerechnet bei Gedenkzeremonien wie dem Ende Januar begangenen Internationalen Holocaust-Gedenktag geäußert werden.“ Er betonte: „Wir wollen von Europas Politikern beherzte und positive Maßnahmen sehen, die das religiöse Leben respektieren und stärken.“
Europäische Politiker sollten sich beim Kampf gegen Antisemitismus und bei der Wahrung der Religionsfreiheit am Kurs der Biden-Administration in den USA orientieren. Das amerikanische Modell zur Wahrung der Religionsfreiheit sei weltweit führend. (epd/mig) Aktuell Panorama
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