"Herz statt Hetze"

Dresdner demonstrieren gegen Rechtsextremismus

Seit sechs Jahren geht "Pegida" in Dresden auf die Straße. Doch zum Jahrestag hatte die Bewegung ihre Kundgebung überraschend abgesagt. Dafür setzte die Zivilgesellschaft ein deutliches Zeichen.

Montag, 26.10.2020, 5:19 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 02.09.2021, 23:48 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

In Dresden haben am Sonntag mehr als 1.000 Menschen ein Zeichen für Weltoffenheit und Demokratie gesetzt. Mehrere Initiativen hatten als Reaktion auf den sechsten „Pegida“-Jahrestag zu stationären Kundgebungen aufgerufen. Die asylfeindliche „Pegida“-Bewegung hatte ihre Kundgebung allerdings abgesagt. Ex-Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) betonte bei einer Versammlung auf dem Dresdner Altmarkt unter dem Motto „Demokratie braucht Rückgrat“, solange Demokraten in erster Linie für etwas seien, hätten Extremisten keine Chance.

Zugleich warnte er, sich „Pegida“ anzuschließen: „Wer mit Hetzern und Extremisten auf die Straße geht und bei solchen Reden auch noch klatscht, der ist für mich kein besorgter Bürger mehr.“ Heftige Kritik übte er daran, dass die „Pegida“-Bewegung sich in eine Reihe mit der friedlichen Revolution stelle. „Das ist falsch, gefährlich und eine unwürdige Unverschämtheit gegenüber den Bürgerrechtlern“, sagte de Maizière.

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De Maizière: Dürfen nicht wegschauen

„Pegida“ verschiebe „die unsichtbare Grenze des Sagbaren und moralisch Ertragbaren“. Die Hemmschwelle für Hass und Verunglimpfung sei „abgrundtief gesunken“, sagte der CDU-Politiker. Die fremdenfeindliche Bewegung hat für die kommenden Tage Versammlungen in mehreren sächsischen Städten angemeldet. „Wir dürfen nicht wegschauen“, sagte de Maizière. „Pegida“ sei immer noch da, aber keine Massenbewegung mehr.

Weitere größere Kundgebungen fanden auf dem Dresdner Neumarkt vor der Frauenkirche unter dem Motto „Herz statt Hetze“ und auf der Cockerwiese neben dem Dynamo-Stadion mit jeweils mehreren Hundert Teilnehmern statt. Die Versammlungen hatten strenge Corona-Auflagen. Am Rande gab es Beobachtern zufolge vereinzelt Provokationen von „Pegida“-Anhängern. Laut Polizeiangaben verliefen alle Kundgebungen störungsfrei.

Stadt untersagt Pegida-Demo

In der Frauenkirche versammelten sich knapp 100 Menschen zu einem Friedensgebet. Daran nahmen unter anderem Sachsens evangelischer Landesbischof Tobias Bilz, der katholische Dompfarrer Norbert Büchner und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Dresden, Michael Hurshell, teil. Die Frauenkirche feierte an diesem Wochenende den 15. Jahrestag ihrer Weihe nach dem Wiederaufbau.

„Pegida“ wollte zum sechsten Jahrestag auf dem Neumarkt demonstrieren, die Stadt untersagte dies jedoch und wies der Bewegung einen anderen Platz zu. Daraufhin sagte die Bewegung die Kundgebung ab.

Nollau: Kein Hass, keine Hetze

Der Dresdner Superintendent Albrecht Nollau betonte in seinem Redebeitrag auf dem Neumarkt: Von Christen dürfe kein Hass und keine Hetze ausgehen. Frieden sei „ein Auftrag und eine Haltung“. Mit Blick auf „Pegida“-Kundgebungen, die in der Vergangenheit auf dem Dresdner Neumarkt stattgefunden haben, sagte Nollau: „Auf diesem Platz sind so viele Dinge gesagt worden, für die ich mich schäme.“

Wegen der Corona-Pandemie bestand bei den Versammlungen die Pflicht, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen und ausreichend Abstand zu halten. Weitere stationäre Kundgebungen waren im Stadtgebiet angemeldet, Aufzüge allerdings coronabedingt verboten. Mehr als 200 Mal zog „Pegida“ seit der ersten Kundgebung im Oktober 2014 durch die Stadt. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft

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