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MiGAZIN Kolumnist Sven Bensmann © privat, Zeichnung MiG

Nebenan

Kindsköpfe

Ich muss mal wieder über Donald Trump reden. Das erratische Verhalten dieses Kindskopfes zu erklären, ist manchmal nämlich einfacher als man denkt - man darf nur nicht den Fehler machen, ihn für einen mündigen Erwachsenen zu halten.

Von Dienstag, 02.06.2020, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 01.06.2020, 13:52 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Als postkoloniales Instrument einer imperialistischen Elite von Staaten müssten die G7 eigentlich Trumps bevorzugtes Mittel der Auseinandersetzung mit der Welt sein – wäre er in der Lage, sein Amerika First logistisch weiterzudenken. Auch der Umgang mit linken Kritikern durch die ausrichtenden Staaten am Rande der Gipfel entspricht eigentlich Trumps ureigensten Reflexen und fügt sich nahtlos in dessen rechtsautoritären Duktus ein.

Doch Trump ist eben kein mündiger Erwachsener, der eine konkrete Politik verfolgt. Trump ist ein kleines, verzogenes Gör, das kaum über Objektpermanenz verfügt; das um so mehr nicht mehr Freunde sein will mit allen, die ihm widersprechen, deshalb den Staat zersetzt; das den bösen schwarzen Mann nicht mag, deshalb alles rückgängig macht, was Obama umgesetzt hat; und das überhaupt nicht damit klarkommt, jetzt nicht sofort seine Süßigkeiten zu bekommen, weil er sie aber haben wi-hi-hill!

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So hat Trump vor wenigen Tagen entschieden, den kommenden G7-Gipfel nicht etwa per Videokonferenz zu veranstalten, wie es bei der Weltranglisten-Nummer-1 der Coronatoten sicher angebracht wäre, sondern all die Delegationen in den Hotspot der Epidemie einzuladen. Trump mit den Führern der Welt zwischen mehr als 100.000 Toten – so Trumps Kalkül – würde die Bilder zum Positiven drehen. Doch Trump hatte die Rechnung ohne die Erwachsenen gemacht und so war es zu allererst Angela Merkel, die dem US-Präsidenten absagte, weil die Corona-Pandemie eines unkalkulierbares Risiko darstelle.

Trump, der schnell einsehen musste, dass er keine Handhabe hat, Merkel in die USA zu zwingen, machte also das Einzige, was einem Fünfjährigen in dieser Situation noch in den Sinn kommt: Er ätzt darüber, dass die G7 eigentlich total doof sind und darüber, dass er bei denen sowieso eigentlich nie mitmachen wollte und außerdem sind die G7 echt ganz wirklich total doof und sie alle nicht mehr seine Freunde.

Für Trump ist dieses Verhalten typisch und zieht sich als einziger roter Faden durch seine Präsidentschaft. Dass die US-Wähler dies entweder nicht sehen oder sogar wissentlich honorieren, ist die wahre Tragödie des Abendlands. Andererseits wird davon am Ende diesen Jahres wohl eh nicht allzuviel übrig sein, wenn sich eine Miliz aus Trump-treuen Waffenträgern im Weißen Haus verbarrikadiert, um den legitimen Wahlgewinner vor denen zu verteidigen, die dafür gesorgt haben, dass 120 Millionen falsche Stimmen die Wahl in Richtung dessen Widersachers verschoben haben.

Die US-Demokraten haben jedenfalls offensichtlich bereits Rechtsgutachten beauftragt, um in Erfahrung zu bringen, wer wann wie Trump und seine Milizionäre unter Anwendung von wieviel Gewalt aus dem Weißen Haus entfernen darf – nachdem US-Komiker Bill Maher von den demokratischen Bewerbern, die in seiner Talkshow auftraten, noch wochenlang verlacht worden war, wenn dieser nach genau diesen Plänen fragte. Währenddessen denkt der auf 2 Amtszeiten begrenzte Präsident schonmal öffentlich über die Wiederwahl in den Jahren 2024 und 2028 nach.

Die USA sind auf dem Weg, die letzte Hürde zum echten failed state zu nehmen. Meinung

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  1. Gerrit sagt:

    Toller Beitrag und gelungen Analyse des Charakters ala Trump.

    Aber Trum ist Trump – den ändert man nicht.

    Was ich nicht verstehe ist, daß Millionen von Amerikanern hinter ihm herlaufen, wohlwissend daß er nur Scherben hinterläßt.
    Und seine Partei, die Republikaner, nicht die Notbremse ziehen.
    Erklären kann man das vielleicht nur mit Machtpoker wie leider so oft im politischen Terrain – Machtpoker zu Lasten der Allgemeinheit.

    Jeder Abgeordnete, Minister usw. schwört auf die Verfassung des Landes: Zum Wohle des Volkes und seiner BürgerInnen.
    Oft wird dieser „Schwur“ dann intern abgeändert auf: „Zu meinem Wohl und meiner Macht“!

    Eine 2te Amtszeit von Trump wäre eine Katastrophe!