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Said Rezek, MiGAZIN, Kommentar, Islam, Muslime, Integration
Said Rezek © Privat, bearb. MiG

Corona-Lehre

Experten erobern Polit-Talkshows – und das ist auch gut so!

Seit Ausbruch des Corona-Virus sind Wissenschaftler in Politik-Talkshows Dauergäste. Wenn das nach der Pandemie so bleibt, haben wir eine Chance auf eine differenzierte Integrationsdebatte in diesem Land.

Von Montag, 06.04.2020, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 06.04.2020, 10:30 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Man stelle sich vor, jemand ist in Deutschland vor Ausbruch des Corona-Virus in einen Tiefschlaf gefallen. Als die Person wieder aufwacht, schaut sie sich die Polit-Talkshows an und kann ihren Augen nicht trauen. Nicht etwa, weil das Publikum fehlt, sondern weil teilweise mehr Wissenschaftler als Politiker in den Gesprächssendungen zu Gast sind.

So geschehen am 31. März bei Markus Lanz. Diskutiert wurde über das Corona-Virus. Vier von fünf Gästen waren Wissenschaftler, darunter ein Virologe, ein Ökonom, ein Strafrechtler und eine Theologin. Solch eine Konstellation wäre vor der Pandemie unvorstellbar gewesen. Man stelle sich vor, zur Flüchtlings-, Umweltpolitik oder dem Islam wären regelmäßig Wissenschaftler in Talkshows zu Gast.

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Negativ-Medienpreis für Polit-Talkshows

Gemeint sind echte Experten und nicht Pseudo-Intellektuelle wie Thilo Sarrazin. Der ist in deutschen Politik-Talkshows über Jahre hinweg hofiert worden und konnte seine rassistischen Thesen einem Millionen-Publikum präsentieren. Er begründete beispielsweise vermeintliche Bildungsdefizite der Muslime mit ihren Genen. Gleichzeitig waren Wissenschaftler, die diesen Namen tatsächlich verdienen, in den Sendungen häufig Fehlanzeige.

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Aufgrund der „reißerischen, klischeehaften und diskriminierenden“ Berichterstattung sind die genannten Talkshows im Jahr 2019 mit der „Goldenen Kartoffel“ ausgezeichnet worden. Dies ist ein Negativ-Medienpreis, der von den „Neuen deutschen Medienmacher*innen“ seit 2018 jährlich vergeben wird. Diese „Ehrung“ haben die Polit-Talkshows mehr als verdient.

Viele der hitzigen, unsachlichen und völlig unnötigen populistischen Diskussionen der vergangenen Jahre wären uns mit mehr Wissenschaftlern in den Polit-Talkshows erspart geblieben. Die Bürger hätten sicherlich weniger Vorurteile, wären informierter und die AfD wäre wahrscheinlich schwächer.

Das muss sich nach Corona ändern

Stattdessen saßen vor Corona, die altbekannten Politiker, mit den gleichen Parolen, in den gleichen Sendungen, Woche für Woche. Es ist natürlich wichtig, dass Volksvertreter aus unterschiedlichen Parteien in Talkshows zu Wort kommen. Nur so können die Bürger abwägen, welche Partei am besten zu ihnen passt.

Mindestens genauso wichtig ist es aber auch, dass in Talkshow Wissenschaftler vertreten sind. Sie könnten, wie aktuell bei Corona der Fall, Informationen einordnen, Orientierung schaffen und billigen Populismus entlarven. Dies ist eine Lehre, die nach Corona gezogen werden sollte. Meinung

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  1. Ute Plass sagt:

    „Experten erobern Polit-Talkshows – und das ist auch gut so!“

    Ist die Frage, welche Experten mit welcher Expertise?!

    Hier eine wichtige Mitteilung bezüglich Experten/Wissenschaftsjournalismus:
    „Harald Wiesendanger über die Massenmedien während der Corona-Krise: ICH SCHÄME MICH – meines Berufsstands.“
    https://www.nachrichten-fabrik.de/news/harald-wiesendanger-ueber-die-massenmedien-waehrend-der-corona-krise-ich-schaeme-mich—meines-berufsstands-152103