Vereinte Nationen, Gebäude, New York, UN, USA
Das Gebäude der Vereinten Nationen in New York (USA) © FilipFilipovic @ pixabay.com (Lizenz), bearb. MiG

Corona

UN fordern gigantisches Finanzpaket für arme Staaten

Die UN befürchten verheerende wirtschaftliche und soziale Auswirkungen der Corona-Krise auf die Länder des Südens. In Afrika könnte fast die Hälfte der Jobs vernichtet werden. Ein Schuldenerlass soll Entwicklungsländern in der Pandemie helfen.

Dienstag, 31.03.2020, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 30.03.2020, 17:18 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Vereinten Nationen haben angesichts der Corona-Krise ein gigantisches finanzielles Hilfspaket für Entwicklungsländer gefordert. Insgesamt sollten etwa durch Schuldenerlass eine Summe von 2.500 Milliarden US-Dollar für die armen Staaten mobilisiert werden, verlangte die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad) am Montag in Genf.

Mit dem Geld (umgerechnet 2.260 Milliarden Euro) könnten die Folgen der Pandemie für die Entwicklungsländer abgefedert werden. „Die Geschwindigkeit, mit der die Schockwellen der Pandemie die Länder treffen, ist dramatisch“, erklärte Unctad-Generalsekretär Mukhisa Kituyi. Laut Berechnungen des Entwicklungsprogramms UNDP könnten alleine in Afrika knapp die Hälfte aller Jobs durch die Corona-Krise vernichtet werden.

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Pandemie wird tiefe Narben hinterlassen

„Diese Pandemie ist eine Gesundheitskrise. Aber nicht nur eine Gesundheitskrise“, erklärte UNDP-Chef Achim Steiner. Die Ausbreitung der Atemwegserkrankung Covid-19 werde in vielen Regionen der Erde „tiefe, tiefe Narben“ hinterlassen, betonte der Deutsche.

In den vergangenen zwei Monaten haben Entwicklungsländer laut Unctad schon enorme wirtschaftliche Schäden durch die Corona-Krise erlitten. So sei Kapital abgeflossen, die Exporterlöse aus dem Verkauf von Rohstoffen gesunken und die Tourismus-Branche habe Einbußen gemeldet.

Kampf gegen Armut in Gefahr

Die Unctad präsentierte ein dreiteiliges Finanzierungskonzept: Von den 2.500 Milliarden US-Dollar sollten 1.000 Milliarden US-Dollar fließen, indem internationale Ziehungsrechte erweitert werden. Zudem sollte armen Ländern ein Schuldenerlass in Höhe von 1.000 Milliarden US-Dollar im laufenden Jahr gewährt werden. Weitere 500 Milliarden US-Dollar sollten in einen Marshall-Plan für die Gesundheitssysteme der Armen fließen.

UNDP-Chef Steiner forderte die Weltgemeinschaft zur Hilfe für die Entwicklungsländer auf. Anderenfalls drohten Fortschritte im Kampf gegen die Armut der vergangenen zwei Jahrzehnte zunichtegemacht zu werden. Weltweit haben den Angaben nach deutlich mehr als die Hälfte aller Menschen keine soziale Absicherung.

Oxfam: 160 Milliarden benötigt

Zur Stärkung der Gesundheitssysteme in Entwicklungsländern rief auch Oxfam auf. Die Gesundheitsbudgets der 85 ärmsten Länder müssten verdoppelt werden, damit eine weitere Ausbreitung des Corona-Erregers eingedämmt und eine angemessene Behandlung der Erkrankten sichergestellt werden könne, erklärte die Hilfsorganisation am Montag in Berlin. Dafür seien 160 Milliarden US-Dollar (etwa 145 Milliarden Euro) nötig.

Laut der letzten Aufstellung der Johns Hopkins Universität vom Montagmittag belief sich die Zahl der erfassten Covid-19-Fälle weltweit auf mehr als 730.000. Die Zahl der Corona-Toten lag bei knapp 35.000. Die Weltgesundheitsorganisation meldete am Sonntag für die Afrikanische Region 3.000 bestätigte Erkrankungen und rund 50 Todesfälle. Die tatsächlichen Zahlen seien jedoch weit höher. (epd/mig) Aktuell Wirtschaft

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  1. Gerrit sagt:

    Etwas ähnliches (Schuldenerlass) hat Alfred Herrhausen in seiner Zeit als Bankmanager 1987 schon einmal vorgeschlagen. Damals wurde er ausgelacht. „Schnapsidee“ waren noch freundliche Antworten seiner Kollegen und Verantwortlichen aus der Wirtschaft.

    https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13529883.html

    Man kann nur spekulieren … aber wäre die Flüchtlingssituation heute so wie sie ist … mit einer solchen Maßnahme?

    Ein Marshall-Plan für die ärmeren Länder, z.B. dem afrikanischen Kontinent, ist auch nicht neu. Entwicklungsminister Gerd Müller hat u.a. eine solche Maßnahme auf dem G20-Gipfel in 2017 in’s Gespräch gebracht. Leider ohne nennswerte Reaktionen.

    https://www.bmz.de/de/laender_regionen/marshallplan_mit_afrika/index.html

    Und an die Adresse all derer, die tägliches Handeln nur profitorientiert sehen und die Menschlichkeit und ethisches Grundverständnis ausblenden: Kontrollierter Schuldenerlass (damit Dikatoren nicht noch reicher werden) und ein Marshallplan wären allemal die „preiswertere“ Lösung. Von der Ausbeutung profitieren zunächst einmal einige wenige. Die Folgekosten, z.B. für Flüchtlingsströme, darf dann die Allgemeinheit tragen – und das ist nicht wenig

    Und wenn man dann noch das Argument der Gleichberechtigung und Menschlichkeit hinzu nimmt … ist es eine sehr sinnvolle und lobenswerte Sache … der Schuldenerlass, der Marshallplan. Die Welt insgesamt würde lebenswerter!