Oury Jalloh, Demo, Rassismus, Polizei, Mord, Gewahrsam
Während einer Kundgebung zum Tod von Oury Jalloh © Uwe Hiksch @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Sensationelles Gutachten

Strafrechtler fordert Untersuchungsausschuss zu Oury Jalloh

Der dubiose Tod des in einer Polizeizelle verbrannten Asylbewerbers Oury Jalloh wirft auch nach 14 Jahren neue Fragen auf. Ein neues Gutachten gibt Hinweise auf mögliche Fremdeingriffe. Für Strafrechtsprofessor Singelnstein ist das ein sensationeller Befund.

Mittwoch, 06.11.2019, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 10.11.2019, 16:46 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Der Bochumer Strafrechtsprofessor Tobias Singelnstein fordert im Fall des vor 14 Jahren in einer Polizeizelle verbrannten Asylbewerbers Oury Jalloh einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss. Die Befunde des neuen Gutachtens, das die „Initiative in Gedenken an Oury Jalloh“ vorgelegt hat, seien „eine kleine Sensation“, sagte Singelnstein dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ laut Vorabbericht. Schon bisher habe es in dem Fall viele Fragezeichen gegeben, „nun kommen weitere hinzu“.

Der aus Sierra Leone stammende Jalloh starb am 7. Januar 2005 bei einem Brand in einer Dessauer Polizeizelle gefesselt an einer Matratze. Singelnstein sagte, dass Jalloh auch Frakturen des Schädels und einer Rippe erlitten habe, bevor er verbrannte, sei „etwas ganz anderes“ als der bloße Nasenbeinbruch, von dem man bisher ausgegangen sei. Das passe nicht ohne Weiteres zu der Behauptung, er habe selbst seinen Kopf auf eine Tischplatte geschlagen. Diese Feststellungen ließen nun „noch mehr daran zweifeln, dass er seine Matratze selbst anzünden konnte“, sagte der Wissenschaftler.

___STEADY_PAYWALL___

Verdacht: Polizistenmord

Weitere staatsanwaltschaftliche Ermittlungen seien theoretisch denkbar, allerdings sei damit nun nicht mehr zu rechnen. „Der ungeheuerliche Verdacht, dass hier Polizisten einen Menschen in Gewahrsam getötet haben“, bleibe im Raum, betonte Singelnstein.

Der Fall sollte deshalb politisch aufgearbeitet werden, mit einem Untersuchungsausschuss. Auch da könne man „Zeugen vernehmen und Akten anfordern“. Die Linksfraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt fordert schon lange die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses. Mit einem entsprechenden Antrag scheiterte sie zuletzt Ende Februar im Landtag. (epd/mig) Aktuell Panorama

Zurück zur Startseite
MiGLETTER (mehr Informationen)

Verpasse nichts mehr. Bestelle jetzt den kostenlosen MiGAZIN-Newsletter:

UNTERSTÜTZE MiGAZIN! (mehr Informationen)

Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.

MiGGLIED WERDEN
Auch interessant
MiGDISKUTIEREN (Bitte die Netiquette beachten.)

  1. urlike nefferdorf sagt:

    Unbedingt unterstützenswert! Dieser ganze Fall deutet m.E. auf Staatsversagen und eine dysfunktionale Justiz hin.

    Wiederaufnahme des Verfahrens oder Untersuchungsausschuss, bevor weitere 15 Jahre ins Land gegangen sind. Bitte!