Germanist Detering

Sprache der AfD zielt auf Ausgrenzung

Die Sprache von AfD-Vertretern ist nach Überzeugung des Göttinger Literaturwissenschaftlers Heinrich Detering durchzogen von Vulgarisierungen und aggressiven Schematisierungen, die vor allem auf Ausgrenzung zielen. Mit der bürgerlichen Sprache habe das nichts zu tun.

Von Michaela Hütig Freitag, 06.09.2019, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 09.09.2019, 14:28 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Sprache von AfD-Politikern entlarvt nach Ansicht des Göttinger Literaturwissenschaftlers Heinrich Detering, dass die Partei nicht zum bürgerlichen Spektrum zählt. „Sowohl ihrem Sprachgebrauch als auch ihrem Kulturkonzept nach ist die AfD in keiner Hinsicht eine bürgerliche Partei“, sagte Detering dem „Evangelischen Pressedienst“. Die Sprache von AfD-Vertretern sei „durchzogen von Vulgarisierungen und aggressiven Schematisierungen, die vor allem auf Ausgrenzung zielen“. Das Verächtlichmachen des Andersartigen stehe im Widerspruch zu bürgerlichen Werten im Sinne des „Citoyen“, erklärte Detering, etwa der Achtung des Individuums.

Sowohl hinter vulgären Begriffen wie „Vogelschiss“ als auch hinter Beschimpfungen wie „Messermänner“ stehe stets „ein Grundzug der Verächtlichkeit“, sagte der Germanist, der sich mit der Rhetorik der parlamentarischen Rechten beschäftigt. „Und diese Verächtlichkeit ist Programm. Das sind keine einzelnen Ausreißer, sie lassen sich nicht entschuldigen mit: ‚Da habe ich mich ungeschickt ausgedrückt‘ oder ‚Das Temperament ist mit mir durchgegangen‘.“

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Unverhohlene Sympathien zum Nationalismus

Der AfD-Bundesvorsitzende Alexander Gauland betone zwar einen Habitus von Bildungsbürgerlichkeit, sagte Detering. Dieser erweise sich jedoch rasch als Simulation. „Dahinter stecken mehr oder weniger unverhohlene Sympathien zum Nationalismus mit offenen Grenzen nach ganz rechts“, sagte der Literaturwissenschaftler und Autor. Einer der „verräterischen Sätze“ Gaulands sei seine Aussage vom September 2017 gewesen, wonach die Goethe-Zeit deshalb so bedeutend sei, weil ohne sie die Bismarck-Zeit nicht möglich gewesen wäre.

„Gauland versteht Kultur hier allein als Mittel einer deutschen Expansion in Europa“, erklärte Detering. Nur an deren Fortschreiten bemesse sich in den Augen Gaulands der „Erfolg“ der deutschen Nationalgeschichte. „Und wenn man dann noch hinzunimmt, dass solche Sätze zu Füßen des Kyffhäuser-Denkmals gesagt werden, wo Kaiser Wilhelm I. mit der Pickelhaube hoch zu Ross zu Felde zieht, dann ist ganz unmissverständlich, was gemeint ist“, sagte er. „Kultur ist hier reduziert auf die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln.“

Völkische Denkfiguren

Wenn die AfD nun versuche, auf der rechten Seite dieselbe Position zu reklamieren wie die von Grünen oder Linken auf der anderen Seite, sei dies „verheerend“, sagte der Forscher: „Denn der Versuch, eine solche Symmetrie herzustellen, öffnet Leuten und Tür und Tor, die in einem bestürzend großen Ausmaß nicht nur nationalistisch sind, sondern offen faschistische Sympathien zeigen.“

Die völkischen Denkfiguren etwa des Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke ließen sich „analytisch klar auf das Spektrum des ‚Faschismus‘ zurückführen, wie es sich seit den 1930er Jahren entwickelt hat“, erklärte Detering. „Würde man diesen Begriff für die rechtsradikalen Tendenzen in der AfD deutlicher verwenden, dann wäre auch klarer, dass Ausdrücke wie ‚bürgerlich‘ oder ‚rechts der Mitte‘ nur Nebelkerzen zünden.“ (epd/mig) Aktuell Politik

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