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Schüler © birgitta hohenester / pixelio.de, bearb. MiG

Studie

Migrantenkinder haben schlechtere Bildungs- und Jobchancen

Eingewanderte Eltern haben höhere Bildungsziele für ihre Kinder. Trotzdem erreichen Migrantenkinder oft nicht das gleiche Bildungsniveau wie Gleichaltrige ohne ausländische Wurzeln. Wie eine neue Studie herausgefunden hat, sind die Gründe vielfältig.

Donnerstag, 20.12.2018, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:42 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Kinder von Migranten haben in Deutschland deutlich schlechtere Erwerbs- und Einkommensperspektiven. So lag der Anteil der Erwerbstätigen bei den 25- bis 44-Jährigen mit Migrationshintergrund im Jahr 2017 bei 72,3 Prozent, bei Gleichaltrigen ohne Einwanderungsgeschichte dagegen bei 87,2 Prozent, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln ergab. Grund sei neben Sprachproblemen vor allem, dass Menschen mit Migrationshintergrund oft nicht das gleiche Bildungsniveau erreichten wie Gleichaltrige ohne ausländische Wurzeln, selbst wenn sie in Deutschland geboren oder im Kindesalter eingewandert seien.

Über die Studie hatte zunächst die Düsseldorfer „Rheinische Post“ berichtet. Demnach ist die Erwerbssituation von Menschen, die in Deutschland geboren oder im Kindesalter eingewandert sind, nur etwas besser als die von Migranten, die erst im Erwachsenenalter nach Deutschland gekommen sind. So lag 2017 die Zahl der Erwerbstätigen mit einem Einkommen unterhalb der Armutsrisikoschwelle bei Menschen mit Migrationshintergrund mit 14 Prozent mehr als doppelt so hoch wie bei nicht Eingewanderten (6,1 Prozent). Aber auch bei in Deutschland geborenen Kindern von Migranten lag der Wert bei 9,9 Prozent.

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Eingewanderte Eltern haben höhere Bildungsziele

Den Grund dafür sehen die IW-Forscher vor allem im durchschnittlich niedrigeren Bildungsniveau von Menschen mit Einwanderungsgeschichte. So hatte im Jahr 2016 ein knappes Drittel (31,2 Prozent) der in Deutschland geborenen 25- bis 44-Jährigen mit Migrationshintergrund keinen berufsqualifizierenden Abschluss. Bei Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund waren es 11,8 Prozent.

Der geringere Bildungserfolg liege nicht an niedrigeren Bildungszielen der Eltern, betonten die Wissenschaftler. Im Gegenteil hätten eingewanderte Eltern oft sogar höhere Bildungsziele für ihre Kinder. Jedoch seien vergleichsweise viele von ihnen bildungsfern und einkommensschwach. Es gebe schon im Kindergartenalter erhebliche Kompetenzunterschiede zwischen Kindern mit und ohne Einwanderungsgeschichte. Zudem besuchten viele Kinder aus Migrantenfamilien erst relativ spät Betreuungseinrichtungen, wodurch sie nicht früh genug Deutsch lernten. Durch ihre schlechteren Leistungen am Ende der Grundschule gingen deutlich weniger Kinder aus Migrantenfamilien aufs Gymnasium und machten Abitur.

Faktor Diskriminierung nicht untersucht

Ob und welche Rolle Diskriminierung und Rassismus im Bildungssystem spielen, haben die Wissenschaftler nicht untersucht. Wie aus einer anderen Studie der Universität Mannheim hervorgeht, werden Schüler mit ausländischem Namen bei gleichen schulichen Leistungen schlechtere bewertet. Verglichen wurden Diktat-Noten bei gleicher Fehlerzahl.

Die Forscher empfehlen, vor allem die frühkindliche Bildung auszubauen und Migrantenfamilien für ihren Wert zu sensibilisieren. Zudem müssten die Sprachförderung ausgebaut und Lehrer und Erzieher gezielt aus- und fortgebildet werden. Die Autoren der Studie sprechen sich zudem für mehr auf die Berufswelt ausgerichtete Sprachkurse für erwachsene Einwanderer und eine passgenaue Nachqualifizierung aus. (epd/mig) Aktuell Panorama Studien

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  1. Heiko Maier sagt:

    „Wir haben es in Deutschland mit einem ernsthaften Diskriminierungsproblem zu tun“

    Für die Studie „Diskriminierung am Arbeitsmarkt“ haben Forscher fiktive Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz geschrieben. Sie wollten herausfinden, wer bei gleicher Qualifikation gewinnt: der Bewerber mit typisch deutschem oder der mit türkischem Namen? Das Ergebnis: Jugendliche mit ausländischen Wurzeln müssen deutlich mehr Bewerbungen schreiben, um zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Sie werden häufiger ignoriert, und sie müssen sich häufiger duzen lassen. „Wir haben es in Deutschland mit einem ernsthaften Diskriminierungsproblem zu tun“, sagte der Studienleiter Jan Schneider in Berlin.

    http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/auslaendische-vornamen-migranten-diskriminierung-durch-firmen-bestaetigt-a-960855.html

  2. Heiko Maier sagt:

    Warum wird diskriminiert?

    Dass ethnische Diskriminierung stattfindet, gilt in der Forschung als ausgemacht. Unklar ist aber nach wie vor, warum Arbeitgeber diskriminieren. Diese Forschungslücke hat verschiedene Gründe: Zum einen ist Diskriminierung sehr schwer messbar. Mit einfachen Umfragen unter Arbeitgebern („Diskriminieren Sie ausländische Bewerber, weil Sie etwas gegen Ausländer haben?“) wird man hier nicht weiterkommen. Zum anderen ist der eigentliche Grund von Diskriminierung kaum feststellbar, weil da meist vieles zusammenkommt: ethnische Herkunft, Religion, und äußere Merkmale, die man in der angelsächsischen Forschung als „race“ bezeichnet.

    https://www.faz.net/aktuell/wissen/geist-soziales/migranten-auf-dem-arbeitsmarkt-rational-diskriminieren-15723062.html

    Und drittens, muss man ergänzen, kann man eine ethnische Diskriminierung gem. dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz in der Praxis nur sehr selten und sehr schwer nachweisen.

    https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/Downloads/DE/publikationen/AGG/agg_gleichbehandlungsgesetz.pdf?__blob=publicationFile

  3. Akaemikerin sagt:

    Falsch. Sie haben die gleichen Chancen, werden sogar z.T. mehr gefördert. Migrationsgeprägte Stadtstaaten geben mehr Geld für Bildung aus als etwa Bayern. Das Problem liegt darin, dass unter den meisten Migranten in der Relation viel seltener Lehrer, Ärzte, Mathematiker usw. waren. Das wird noch über 4, 5 Generationen Auswirkungen haben. Was heißt „fördern“ konkret? Es ist einfach eine andere Lebensart. Wo der Deutsche eine kostspielige Ausbildung absolviert, jobt der Mirant schon sehr früh, bekommt viel früher Kinder, mit dem Resultat, dass er eben schlecht ausgebildet ist. Da ist halt kein Verständnis dafür da, dass man bis zum 35, 40 Jahr verzichtet und erst dann eine Familie gründet. Resultat: Wir haben jede Menge Leute, die in einer modernen Ökonomie nur bedingt benötigt werden. Pizzabäcker, Wertsoffhofbetreiber, Müllleute, Gemüsehändler, Toruistikbürobetreiber und Köche sichern nicht die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands! Es ist nicht zu erwarten, dass dieses Milieu allzu kopflastige Kinder hervorbringt, gleich ob deutsch oder migrantisch. Daran wird sich auch nichts ändern, da die Leitbilder in Deutschland linkslastig sind.