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MiGAZIN Kolumnist Sven Bensmann © privat, bearb. MiG

Nebenan

Ham‘se mal ne Spende?

Die AfD ist so die wohl undeutscheste Partei, die je in einem deutschen Parlament gesessen hat. Sie hat mehr ausländische Facebook-Freunde als deutsche, sie glaubt ausländischen Medien mehr als deutschen und sie bekommt Spenden aus dem Ausland.

Von Dienstag, 20.11.2018, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 03.12.2018, 10:47 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Hachja, die AfD. Die Populisten, die sich ja auch mit dem Nimbus des Trump‘schen „Drain the swamp“ umgeben und gegen die „etablierten Altparteien“ sticheln, aus denen sich die Wähler ebenso rekrutieren, wie das Personal der Partei, gehen also ganz generell andere Wege, als die Parteien des deutschen Rechtsstaats. Jetzt also auch in der Spendenpraxis.

Dass in der Folge ebenso meldungspflichtige Spenden ans Licht kommen, mit der immer mehr Geld von Großspendern aus dem Ausland in die „Deutschland zuerst!“-Partei gepumpt wird, ist da aktuell nur eine Randnotiz – eine aber, die weitere Recherche verdient:

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Warum sind für die AfD und ihre Wähler vor allem vom russischen Präsidenten bezahlte Medien glaubwürdige Quellen, während unabhängige deutsche Medien „Lügenpresse“ sind? Warum wird die Partei, die doch allein deutschen Interessen dienen will, insbesondere durch Großspender aus dem Ausland finanziert? Und wieso ist das für Ihre Wähler kein Problem?

Ich kann natürlich nur spekulieren. Für die erste Frage kommt letztlich aber nur das Phänomen der selektiven Wahrnehmung in Frage: Wer in einer alternativen Realität lebt, blendet alles, das nicht in dieses alternative Weltbild passt, aus, und klammert sich an jedes noch so abwegige alternative Faktum, dass das eigene alternative Weltbild gegen die Realität abschirmt. Dass diese vor allem russische Staatsmedien liefern, liegt in derselben Wahrheit begründet, wie die Großspenden an die AfD:

Die AfD dient nicht um Ansatz deutschen Interessen, sie schadet ihnen nur. Insbesondere Russland wiederum hat außenpolitisch ein großes Interesse daran, Deutschland zu schaden, ist es doch die treibende Kraft innerhalb eines multilateralen Staatenverbundes, der eigene hegemoniale Ansprüche auf ehemalige Kerngebiete russischen Einflusses ausüben will und dabei zuletzt im Ukraine-Konflikt direkt mit Russland aneinandergeriet.

Dass die AfD anonym aus der Schweiz mit Geld unterstützt wird, um sich davon unter anderem angeblich deutsche Freunde auf facebook kaufen zu können, wo doch gerade in der Schweiz die putineske Junta ihr Geld geparkt haben soll, passt da durchaus ins Bild. Sicher, auch aus den Niederlanden, im AfD-Jargon auch „Belgien“ genannt, kamen große Mengen Geld. Dass die angebliche Stiftung aber selbst der AfD zu unseriös war, lässt nicht vermuten, dass respektable Exildeutsche aus der deutschen Diaspora dahinterstecken.

Warum es für die Wähler einer Partei, die sich allein angeblich deutsche Interessen auf die Fahnen geschrieben hat, kein Problem ist, tatsächlich eigentlich nur eine Partei zu wählen, die durch ausländische Spender finanziert, von Nicht-EU-Ausländern geführt wird, und die deutschen Interessen aktiv schadet? Diese Frage ist vielleicht am einfachsten zu beantworten: Weil sie sich ohnehin nur über ausländische Medien informieren, bzw. von „Mitstreitern“, die sich selbst nur über solche Medien informieren – auch wenn das natürlich paradox klingt.

Die AfD ist so die wohl undeutscheste Partei, die je in einem deutschen Parlament gesessen hat, allein schon, weil sie sich so wenig um Recht und Ordnung, neudeutsch „Law and Order“ schert. Dass sie sich dennoch als besonders deutsch gerieren kann, beweist letztlich nur zweierlei:

1. Werbung funktioniert.
2. Die AfD ist nur ein Business-Modell, dass der Bereicherung ihres eigenen Personals dient und das implodieren würde im Moment einer tatsächlichen Ausübung von Regierungsgewalt, sie monetarisiert den Protest einer fünften Kolonne, die sich für Patrioten nennt, zum persönlichen Vorteil. Aktuell Meinung

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  1. Heinrich sagt:

    …yo, yo. Warum verlieren deutsche Medien laufend an Zuschauer- und Leserschaft? Warum hat man das Gefühl, dass überall dasselbe berichtet wird und wichtige Fragen ausgeklammert werden? Warum nur? Liegt dies an der AfD? – bestimmt nicht. Und das sagt jemand, der diese Partei bestimmt nicht wählt. Es liegt wohl an der mangelnden Meinungsvielfalt, die die Meinungen in der Bevölkerung immer weniger wiederspiegelt. Gute Nacht Europa. Auch ich glaube, wie viele Nicht-AfD-Wähler, ausländischen Medien, die wichtige Fragen und Debatten weder ausklammern noch totschweigen, schon lange viel mehr als den deutschen, und lasse mich auch durch so einen Artikel nicht in AfD-Nähe rücken. Vielmehr möchte ich den Autor fragen, ob er einen Einheits-Meinungs-Staat mit Blockparteiensystem für demokratischer hält? So etwas gab es ja vor nicht allzu langer Zeit in unserem schönen Lande schon einmal.

  2. Herbert sagt:

    Kann mich da nur anschließen. Jeden Monat werden völlig kritiklos die regierungsamtlichen Arbeitslosenzahlen in der Tagesschau veröffentlicht. Dabei ist ja schon lange bekannt, dass es sich hierbei um künstlich klein gerechnete Zahlen handelt. Nur ein kleines Beispiel. Mit Blick auf Russland würde zurecht gesagt werden, dass das russische Staatsfernsehen ungeprüft Kremel-Zahlen verbreitet. Aber heh, wir sind ja im Westen, da passiert sowas nicht. Wir sind die Guten….

  3. Fritz Klein sagt:

    Mal wieder eine sehr einseitige Berichterstattung dieses Autors!

    Auf die genannten Verschwörungstheorien und auf die „freie Presse“ in Deutschland, die auf seltsame Weise immer die gleiche Meinung verbreitet möchte ich garnicht erst eingehen.

    Die Frage die ich mir hier stelle ist aber, stört es mich mehr wenn eine Partei Spenden aus dem Ausland erhält, oder wenn die Spd und CDU Spenden von Mercedes erhalten kurz nachdem sie die Kosten des Abgasskandals dem Bürger auferlegt haben und die Automobilindustrie in Deutschland mal wieder ungeschoren davon kommt.

    Aber drüber berichtet ja die vielseitige „freie deutsche Presse“ nicht. Und warum nicht Herr Bensmann?