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Die Bahn © kaffeeeinstein auf flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Nach Kritik

Bahn benennt doch keinen Zug nach Anne Frank

Die Idee hatte Empörung ausgelöst: Die Deutsche Bahn wollte ihren neuen ICEs die Namen historischer Persönlichkeiten geben, darunter des jüdischen Mädchens Anne Frank. Nun macht der Konzern einen Rückzieher.

Freitag, 02.03.2018, 6:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 04.03.2018, 16:20 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Nach Kritik an einem geplanten Anne-Frank-Zug verzichtet die Deutsche Bahn auf die Benennung ihrer neuen ICE4 nach historischen Persönlichkeiten. „Wir haben das ursprüngliche Namenskonzept überarbeitet, weil wir die Kritik nachvollziehen konnten“, sagte ein Bahn-Sprecher am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst. Er bestätigte damit einen Bericht im Boulevardblatt „Bild“. Das jüdische Mädchen Anne Frank war 1944 mit einem Zug in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert worden.

Anstatt der Benennung nach Personen wolle die Bahn ihre neuen ICE4 nun zu Botschaftern für die „schönsten Seiten Deutschlands“ machen, sie also nach Regionen, Flüssen oder Bergen benennen, sagte der Sprecher. Geplant seien etwa die Bezeichnungen „Bodensee“, „Bayerischer Wald“, „Eifel“ und „Spree“.

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ICE Martin Luther bleibt

Der bereits im Herbst 2016 nach dem Reformator Martin Luther benannte ICE werde aber seinen Namen behalten, erklärte der Sprecher. Die Entscheidung sei damals „aufgrund der überragenden Bedeutung des 500. Reformationsjubiläums getroffen“ worden. Martin Luther (1483-1546) hatte am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.

Der ICE „Martin Luther“ war der erste Zug der Deutschen Bahn, der nach einer Persönlichkeit benannt wurde. Ansonsten tragen die ICEs bisher nur Städtenamen.

Bahn: Wir haben Gefühle verletzt

Die 25 vorgesehenen Namenspaten für die neuen Züge hatte die Bahn im Oktober vergangenen Jahres bekanntgegeben. Unter anderen bei jüdischen Organisationen hatte der geplante Anne-Frank-Zug Kritik hervorgerufen. Ein Bahn-Sprecher sagte dem „Bild“: „Wir müssen einräumen, dass wir das Thema leider falsch eingeschätzt und damit Gefühle verletzt haben“. Die Verstrickung von Reichsbahn und NS-Staat sei ein „dunkles Kapitel in der Geschichte der Eisenbahn“.

Die 1929 in Frankfurt am Main geborene Anne Frank wurde 1944 von Amsterdam nach Auschwitz und später nach Bergen-Belsen deportiert. Dort starb sie 1945 an Typhus. Ihre Tagebücher werden heute weltweit gelesen. (epd/mig) Aktuell Panorama

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